Literarische Darstellungen von Erdbeben im Fokus
Trefftz-Professorin Dr. Laura Carrara forscht zum Umgang mit Naturkatastrophen im antiken Mittelmeerraum
Dr. Laura Carrara (Eberhard-Karls-Universität Tübingen/Heidelberger Akademie der Wissenschaften) ist vom 1. August bis zum 31. Oktober 2019 am Institut für Klassische Philologie der TU Dresden an der Professur von Prof. Dennis Pausch zu Gast.
UJ: Wie sind Sie als Eleonore-Trefftz-Gastprofessorin an die TU Dresden gelangt und wie gefällt Ihnen die Universität als Ort zum Arbeiten?
Dr. Carrara: Ich war in Tübingen vom 1. Januar 2018 bis 30. April 2019 Stipendiatin in einem Gleichstellungsprogramm, dem »Athene-Programm für Nachwuchswissenschaftlerinnen«, und habe aufmerksam beobachtet, what’s going on in Deutschland auf dem Gebiet. Mir gefällt die TUD bisher als Arbeitsort sehr gut: Ich schätze die Ruhe der Semesterferien, freue mich aber auch sehr darauf, mit dem Semesteranfang im Oktober noch ein bisschen mehr vom »Dresden spirit« mitkriegen zu können.
An welchem (Forschungs-)Projekt arbeiten Sie aktuell?
Ich arbeite an meiner Tübinger Habilitationsschrift zur literarischen Darstellung von Naturkatastrophen, mit Fokus auf Erdbeben, in der griechischen und lateinischen Literatur. Es geht dort darum, antike Texte zu seismischen Phänomenen nicht bzw. nicht in erster Linie als Quellen zu historischen Vorgängen zu betrachten, sondern per se als literarische Produkte mit eigenen Strategien, Schwerpunktsetzungen und Absichten ernstzunehmen.
Was fasziniert Sie am meisten an Ihrer Forschung?
Mich fasziniert die Möglichkeit, »hautnah« durch ihre schriftlichen Hinterlassenschaften beobachten zu können, wie unsere antiken Mitmenschen im Mittelmeerraum Naturkatastrophen über viele Jahrhunderte hinweg erlebt, gedeutet, kommuniziert und verarbeitet haben. Man kann viele Unterschiede, aber auch Parallelen mit dem heutigen Umgang mit extremen Naturphänomenen feststellen – als gebürtige Italienerin aus einer »Erdbebennation« stammend, finde ich das sehr spannend.
Was wollten Sie werden, als Sie ein Kind waren?
Ich weiß, das kann jetzt langweilig klingen, aber ich wollte immer, seitdem ich mir Gedanken darüber gemacht habe, klassische Philologin werden.
Was geben Sie Ihren Studenten gern mit auf den Weg?
Ich versuche immer, abgesehen vom jeweiligen Unterrichtsstoff, ihnen die Grundsäulen der philologischen Methode – Aufrichtigkeit, Liebe zum Detail, strukturiertes Denken und Hang zum Detektivischen – aufzuzeigen und ans Herz zu legen.
Was war der beste Karriereratschlag, den Sie erhalten haben?
Von meinem Latein- und Griechisch-Lehrer am humanistischen Gymnasium: »Wenn Sie klassische Philologin werden wollen, müssen Sie vernünftig Deutsch lernen, eine der Hauptsprachen der Altertumswissenschaft; hier sind ein Kompaktwörterbuch und eine Grammatik«. So ging es los.
Was kommt als nächstes?
Die Entscheidung der DFG und des britischen »Art and History Research Council« (AHRC) im November zu dem Antrag, den ich zusammen mit einem englischen Kollegen im Rahmen der ersten Runde der »UK-German Funding Initiative in the Humanities« gestellt habe, mit der TU Dresden als Partnerinstitution für die deutsche Projektseite. Man darf gespannt sein!
Was ist der größte Unterschied zwischen der Lehre und Forschung hier und an Ihrer Heimatinstitution?
Mir ist das reichere Angebot an elektronischen und sonstigen »technischen« Ressourcen (von der Zahl der online abonnierten Zeitschriften bis zu den bebilderten Grafiken für die Lehrveranstaltungsankündigungen) der TUD im Vergleich zu Tübingen aufgefallen, was ich ausgiebig nutze.
Die Fragen stellte Johanna Wolter.
Weitere Informationen unter: tu-dresden.de/trefftz