17.09.2018
Deutsch-japanischer Workshop zur Lehrerbildung in Kobe, Japan
Ausbildungswege zum Lehrerberuf, aktuelle Forschungsschwerpunkte in der Unterrichts- und Lehrerbildungsforschung, gesellschaftliche Herausforderungen für Schule und Lehrerbildung – welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zeigen sich diesbezüglich zwischen Japan und Deutschland? Wie können wir bei der Gestaltung einer wirksamen Lehrerbildung voneinander lernen?
Diese Fragen standen im Mittelpunkt des deutsch-japanischen Workshops Design of Learning and Teacher Education in Germany and Japan am 05. und 06. September 2018 an der Faculty of Human Development der Universität Kobe. Der bildungswissenschaftliche Workshop war Teil des von der Alexander von Humboldt Stiftung und der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder geförderten Second Interdisciplinary and Research Alumni Symposium iJaDe 2018, das die TU Dresden gemeinsam mit Partneruniversitäten in der japanischen Kansai-Region veranstaltete.
Erstmals beteiligten sich in diesem Jahr Forscherinnen und Forscher aus Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken an den Kooperationsbeziehungen, die der Bereich Mathematik und Naturwissenschaften der TU Dresden bereits seit einigen Jahren mit der Osaka University, der Kobe University und der Kyoto University pflegt.
Fünf Professorinnen und Professoren sowie sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projektes „Synergetische Lehrerbildung im exzellenten Rahmen“ (TUD-Sylber) in der Qualitätsoffensive Lehrerbildung präsentierten im Laufe des zweitätigen Workshops ausgewählte Ergebnisse empirischer Forschungen und didaktische Entwicklungen.
Dem stellten Forscherinnen und Forscher verschiedener japanischer Universitäten (Kobe University, Tokyo Gakugei University, Kobe College, Shimane University, Hyogo University of Teacher Education, Konan Women’s University) im Rahmen binationaler Tandems Befunde zu denselben Themen und Forschungsfragen gegenüber.
Die disziplinäre Breite des Maßnahmenpaketes TUD-Sylber zeigte sich auch im Workshop-Programm, das Sessions zu Science Education, Mathematics Education, Civic Education, Internships in Teacher Education und Interactive Learning umfasste. Bei allen Unterschieden zwischen den Schul- und Lehrerbildungssystemen Japans und Deutschlands erwiesen sich die wissenschaftlichen und hochschuldidaktischen Diskussionen als durchaus anschlussfähig.
In der Grundschuldidaktik (Prof. M. Schütte, TUD-Sylber/ Prof. Y. Okabe, Kobe University) zeigte sich ein gemeinsames Interesse an Prozessen kollektiven Lernens im Mathematikunterricht. Prof. G. Pospiech (TUD-Sylber) und Prof. S. Miyake (Kobe College) verdeutlichten anhand von Beispielen u. a. aus der Physikdidaktik und Biologiedidaktik das Potential außerschulischer Lernorte für den Fachunterricht sowie für fächerübergreifendes Lernen. Prof. A. Besand (TUD-Sylber) und Prof. J. Yoshinaga stellten die Konzepte politischer Bildung in Deutschland und Japan gegenüber und diskutierten aktuelle Herausforderungen. In den Vorträgen von T. Bauer und Prof. Gehrmann (TUD-Sylber) sowie Prof. J. Besso und Prof. N. Nagasawa (Hyogo University of Teacher Education) wurde beleuchtet, wie Schulpraktika während des Studiums konzipiert sind, welche Lehrerfahrungen die Studierenden machen und welche Kompetenzen sie dabei erwerben. Unter der Überschrift Interactive Learning erörterte Prof. S. Narciss die Wirkung interaktiver Lernumgebungen. Prof. Y. Kato, Prof. Ito und Mitarbeiter stellten die Wirkung kooperativen Lernens auf das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt.
Für einige der binationalen Tandems war der Workshop in Kobe möglicherweise der Beginn einer langfristigen Kooperation.
Neben dem binationalen Austausch hat auch die thematische Vielfalt des Workshops und die interdisziplinäre Zusammensetzung des Teilnehmerfeldes zu einer fruchtbaren Diskussion beigetragen. Der Ansatz von TUD-Sylber, Akteure aus den verschiedenen Bereichen der Lehrerbildung zusammenzubringen, um nach Gemeinsamkeiten, Schnittmengen und Synergien zu suchen, hat sich auch im internationalen Kontext bewährt.
Für die Internationalisierung der Unterrichts-, Schul- und Lehrerbildungsforschung an der TU Dresden war der Workshop ein wichtiger Meilenstein. Bereits im November 2018 wird der länderübergreifende Austausch zu Fragen der Lehrerbildung an der TU Dresden mit der internationalen Konferenz Teacher Education in (Trans)Formation fortgesetzt.