12.04.2024
„Down Under“ - Akteur:innen der Lehrkräftebildung des ZLSB besuchen australische Universitäten und Schulen in Victoria
Im Rahmen der Internationalisierungsstrategie “TU Dresden – Mit der Welt verbunden” reisten Akteur:innen des ZLSB im März 2024 für eine Woche nach Südaustralien (Victoria). Mit dem Ziel der Erweiterung des Netzwerkes von Schulen für die Mobilität Lehramtsstudierender und dem Vorhaben zur Intensivierung komparativer Lehrerbildungsforschung zu alternativen Wegen in den Lehrberuf fanden Treffen mit Lehrkräften und Forschenden von acht pädagogischen Einrichtungen statt.
In Australien, so prognostizierte vor einigen Jahren die australische Regierung, werden bis 2025 ca. 4100 Sekundarschullehrkräfte fehlen. Daher sei es notwendig, frühzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten und alternative Wege in den Lehrberuf zu begründen.
Auf unserer Reise durch Südaustralien lernten wir unterschiedliche Programme und Akteure an von pädagogischen Einrichtungen kennen: The University of Melbourne, RMIT-University, University „La Trobe“, Victorian Institute of Teaching (VIT), Australian Catholic University Melbourne, Kew High School in Melbourne und Secondary College in Lorne sowie an der Federation Universtity in Ballarat.
Eines der bedeutendsten Seiteneinstiegsprogramme findet an der University of Melbourne in der südlichsten Millionenstadt der Welt statt. Die Universtity of Melbourne steht stellvertretend für eine Vielzahl von besuchten Bildungseinrichtungen, die sich mit alternativen Wegen befassen. Hier knüpften wir an Forschungskontakte zu Dr. Merryn Dawborn-Gundlach an, die uns im letzten Jahr am ZLSB der TU Dresden über den Lehrkräftemangel in Australien berichtete.
Auf der Fassade der ältesten Universität Victorias und der zweitältesten des ganzen Kontinentes (gegründet 1853) steht in blauen Buchstaben „Wominjeka“ (siehe Bild 1). Sie bedeuten „Willkommen“ in der Woiwurrung-Sprache der Aboriginals.
„Wominjeka“ gehört zum Begrüßungszeremoniell für Gäste, die das Land des Wurundjeri-Volkes betreten. Die Wurundjeri-Aboriginals leben seit ca. 40.000 Jahren in der Nähe Melbournes.
Über die Integration von Lernmodulen zu „First Nation Peoples“, „Wellbeing“ und „Engaging Assessing Learners“ in die dortige zweijährige Seiteneinstiegsausbildung erhielten wir weitreichende Informationen durch Prof. Jim Watterston (Dekan) und durch Mitarbeiter:innen der Melbourne Graduate School of Education. Hier sind Seiteneinsteiger:innen vier Tage in der Woche an der Schule und haben einen Tag für die zusätzliche Qualifizierung an der Universität. Häufig besuchen sie nach der regulären Arbeitszeit an der Schule noch Online-Kurse, welche ein Bestandteil der Ausbildung sind.
An der University of Melbourne wird auch die Seiteneinsteigerin Natalie Lysenko ausgebildet, die wir an ihrer Einsatzschule (Kew High School) besuchten. Sie arbeitete ursprünglich als Architektin und begann als Seiteneinsteigerin ihr verkürztes, zweijähriges Lehramtsstudium im Alter von 46 Jahren. Auch wenn sie weniger verdienen wird, als in ihrem ersten Beruf, erzählt sie begeistert von ihren Erfahrungen mit ihren Schüler:innen, aber auch von der hohen Zufriedenheit an ihrer Ausbildungsschule.
Hier herrsche ein starkes Gemeinschaftsgefühl und „Wellbeing“ sei eine der wichtigsten Säulen der Schulkultur, erzählte uns Julie Ryan, die die Seiteneinsteigerin aktuell betreut. An der Kew High Schule lernen 1100 Schüler:innen, darunter 55 aus dem Ausland. Für Schüler:innen mit besonderen Beeinträchtigungen, die hier liebevoll „SWAN“ genannt werden – students with additional needs – gibt es für jeden Tag eigene Förder- und Lernpläne. Die Schule verfügt über ein eigenes Sprachenzentrum, ein Wellbeing Center und z.B. eine große Ausstellungshalle für Kunstprojekte. Studierende der TU Dresden seien als Praktikant:innen herzlich willkommen, bekräftigte Julie Ryan.
Uns faszinieren die offenen Räume, welche nahezu gläsern wirken, aber auch die „Classroom Routines“.
Die zweite Schule, welche wir kennenlernten, war das Lorne Secondary College, gegründet 1879 - in Sichtweite die einzigartige Surfer-Küste.
Diese Schule ist eine Einrichtung, mit Vorschul-, Grundschul- und Sekundarschulklassen. Die Schularchitektur folgt einem offenen, lichtdurchfluteten Raumkonzept und alle Schulmöbel sind leicht verschiebbar, je nach Unterrichtssituation, Klassen- oder Körpergröße.
Die Schüler:innen lernen z.T. jahrgangsübergreifend in Gruppen von drei bis zwanzig Schüler:innen. Sie sind sehr mit der Küstenstadt Lorne verbunden („Think global – be local!“) und auch hier seien Praktikant:innen der TU Dresden herzlich willkommen, so die Schulleiterin Carly Stafford. Allerdings seien die Mieten (und Preise von Häusern und) von Wohnungen in der Gegend sehr hoch.
Besonders beeindruckend war der hohe Praxisbezug, den wir bei unserem Besuch erlebten. So war ein Teil der Schülerschaft mit der Erstellung von Golfschlägern, mit dem Ausdrucken von Automobil- Exponaten aus 3-D-Druckern oder mit dem Sezieren von Lebensmitteln befasst, während sich ein anderer Teil im Unterrichtsraum mit Yoga als Teil des Wellbeing-Konzeptes der Schule beschäftigte.
Die drei stellvertretend beschriebenen Stationen der Bildungsreise waren in jeder Hinsicht eine bereichernde Erfahrung und ermöglicht den Anschluss für Mobilitäten und Forschung gleichermaßen. Das ZLSB freut sich auf einen Gegenbesuch von Forschenden der Melbourne University im Rahmen von kommenden Veranstaltungen.
Die Bildungsreise wurde co-finanziert durch das EXU-Förderprogramm zur Internationalisierung.
Ansprechpartnerin: Dr. Peggy Germer