27.07.2023
Hochschulperle des Monats Juli 2023 geht an das Projekt „Berufsbegleitende Qualifizierung von Lehrkräften“
Wachsender Unterrichtsausfall, volle Klassenzimmer und fehlender Lehrkräftenachwuchs prägen die deutsche Schullandschaft seit mehr als einer Dekade. Sachsen hält mit der wissenschaftlichen Ausbildung von Lehrkräften seit 2017 dagegen. Durch den alternativen Weg der Lehrkräftebildung mit dem Programm der Berufsbegleitenden Qualifizierung von Lehrkräften (BQL) können insbesondere Seiteneinsteiger:innen parallel zum Schulalltag notwendige Stufen zur berufliche Professionalisierung durchlaufen. Dafür erhielt das Programm BQL des Zentrums für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB) der TU Dresden die Hochschulperle des Monats Juli 2023. In diesem Jahr stehen die monatlichen Auszeichnungen des deutschen Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft e.V. unter dem Motto: „Lehrkräftebildung neu denken“.
BQL leistet einen innovativen und qualitativ hochwertigen Beitrag zur wissenschaftlichen Ausbildung von Seiteneinsteiger:innen. Mit mehr als einer 80%-igen Erfolgsquote haben bislang ca. 800 Lehrkräfte das Programm absolviert. „Aufgrund des massiven Lehrkräftemangels braucht es viel mehr dieser innovativen Lösungsansätze. Der sächsische Weg zeigt, wie man Lehrkräftebildung neu und zukunftsorientiert gestalten kann“, so die Jury des Stifterverbandes zur Vergabe der Hochschulperle des Monats Juli an die Dresdner Akteur:innen.
Das BQL-Programm ermöglicht den Weiterbildungsteilnehmenden, sich während ihres Schulalltags an zwei Tagen pro Woche an der TU berufsbegleitend zu qualifizieren. An den anderen drei Tagen unterrichten sie an Schulen im Freistaat Sachsen. Die innovative Kombination aus Schulpraxis und wissenschaftlichem Studium in Echtzeit fördert die Verknüpfung von schulischem Handeln mit fachwissenschaftlichen und -didaktischen Erkenntnissen.
Entscheidende Erfolgsfaktoren des Weiterbildungsprogramms sind spezifisch gestaltete Curricula, die auf Modulen des grundständigen Lehramtes basieren und zugleich auf Wissen sowie Fähigkeiten der Lehrkräfte in Weiterbildung zugeschnitten sind. Dadurch können aktuelle schulische Herausforderungen theoriebasiert reflektiert und praktische Lösungsansätze adaptiert werden. Als wirksames Instrument hat sich die Gestaltung von digitalen Lernszenarien zusätzlich zu etablierten Lernformaten (wie Vorlesungen und Seminaren in Präsenz) erwiesen, um der Spezifik der Lerngruppe mit speziellen Bedarfen zu entsprechen. Die Ausbildung wird damit flexibilisiert, Anreisewege reduziert und die Familienfreundlichkeit erhöht. In diesem Rahmen verortet sich zugleich auch ein aktiver Beitrag zum Ausbau der Medien- und Digitalisierungskompetenzen der teilnehmenden Lehrkräfte. Das BQL-Programm verfügt zudem über eine Vielzahl eigener Strukturen, darunter eine Lernwerkstatt und ein Medienlabor, sowie zahlreiche berufsrelevante Zusatzangebote in den Bereichen Digitalisierung und Inklusion. Eine umfassende wissenschaftliche Begleitung des Programms sichert darüber hinaus nicht nur die Qualität der Ausbildung, sondern liefert gleichsam fundierte Ergebnisse zu den (Bildungs-) Biografien, Lernvoraussetzungen und der Professionalitätsentwicklung von Seiteneinsteiger:innen in Sachsen. Der alternative Weg zur beruflichen Professionalisierung durch das Programm BQL versteht sich damit als wertvoller und nachhaltiger Beitrag zur Lösung des Lehrkräftemangels.
Ansprechpartnerin: Dr. Peggy Germer