18.04.2023
Erste hybride Werkstatt-Tage in der berufsbegleitenden Qualifizierung von Lehrkräften: Ein großartiger Erfolg!
Erstmals erlebten die Teilnehmenden der berufsbegleitenden Qualifizierung von Lehrkräften an Grundschulen (BQL GS) eine hybride Werkstatt-Woche (09.-12.01.2023). Im Fokus stand die erkundende, problemlösende und gestaltende Auseinandersetzung der Lernenden mit Materialien und Situationen. Die Lernangebote beinhalteten eine Raumerkundung mit der Actionbound-App, die Auseinandersetzung mit den Lehr-Lernmethoden von Maria Montessori und das sprachsensible Unterrichten. Dabei erprobten die BQL-GS-Teilnehmenden das eigenständige Arbeiten in der Lernwerkstatt und erstellten kreative Lernkisten zu ihrem eigenen Lernprozess.
Die Werkstatt-Tage 2023 gestalteten sich als ein Experiment zwischen analogen und digitalen Welten. Sowohl von den ca. 80 Teilnehmenden als auch von ihren Dozierenden war ein didaktisches Umdenken und damit eine Öffnung im Umgang mit Lernanregungen gefragt. Das Ergebnis der viertägigen Werkstatt spiegelte eine intensive Auseinandersetzung mit vier verschiedenen Angeboten wider.
Lernangebot „Einführung in die Werkstattarbeit“ (von Dr. Melanie Wohlfahrt)
Im Lernangebot „Einführung in die Werkstattarbeit“ waren die Teilnehmenden eingeladen, für sich einen eigenen Standpunkt zur Werkstattarbeit als Konzept herauszuarbeiten. Dazu standen ihnen multimodale Wege offen, wie das experimentelle Erkunden der BQL-Werkstatt bzw. die Reflexion der eigenen Erfahrung an den Werkstatt-Tagen, verschiedene Fachliteratur und Handreichungen sowie Beispiele aus der Grundschulpraxis. Als Diskussionsraum diente der Expertinnentalk. Hier konnten Pro und Contra abgewogen und kritische Fragen konstruktiv erörtert werden.
Lernangebot „Raumerkundungen planen, durchführen und evaluieren“ (von Dr. Peggy Germer, Dr. Anja Mede-Schelenz und Malte Krone)
Im Lernangebot „Raumerkundungen planen, durchführen und evaluieren“ begaben sich die Teilnehmenden mit Hilfe einer Actionbound-App auf eine Raumerkundung der besonderen Art. Denn mit der App wurde eigens für die Teilnehmenden eine spannende Rallye durch die Räume des Word-Trade Centers (WTC) in Dresden entwickelt. Hierbei entdeckten sie auf interaktive und spielerische Art das Gebäude mit Quiz-Fragen aus einer geografischen Perspektive („Wie hoch ist die Turm des World-Trade Centers?“, „In welche Himmelsrichtung schauen Sie?“, „Wie können Sie sich einen Überblick über das WTC verschaffen?“). Die Rallye regte in der anschließenden Diskussion zu Überlegungen an, wie ein Transfer für Grundschulkinder im eigenen Schulgebäude, auf dem Schulgelände oder Schulweg, oder sogar in der eigenen Stadt aussehen könnte. Weiterhin stand im Fokus des Interesses, wie die Schüler:innen eigenständig relevante Orte in einer Schnitzeljagd vorstellen könnten.
Lernangebot „Nach Montessori lehren?“ (von Katharina Weinhold und Susan Böttcher)
Im Rahmen des Angebotes „Nach Montessori lehren?“ wandelten die Teilnehmenden auf den Spuren Montessoris und stellten Überlegungen an, ob und wie das Montessori-Konzept in der Regelschule Einsatz findet. Ziel des Angebotes war es, durch die Annäherung an ein reformpädagogisches Konzept über eigene Unterrichtsansätze zu reflektieren und gegebenenfalls neue Praxisansätze zu entwickeln. Dafür stellten Frau Böttcher und Frau Weinhold verschiedene Texte, Filmsequenzen und mathematische Montessori-Materialien zur Verfügung. So gab es z.B. das Goldene „Perlenmaterial“ (zur Veranschaulichung der Grundordnung des Dezimalsystems) zu entdecken oder die „Blauen Körper“ (Einführung und Übung in die Eigenschaften geometrischer Körper). Pädagogische Materialien für den Montessori-Deutschunterricht, wie beispielsweise der „Satzstern“ (zur Einführung und Übung zur Syntax, Bestimmung der Satzglieder) luden zum Erforschen und Ergründen ein. In einer offenen und anregenden Austauschrunde tauschten sich die Teilnehmenden und Dozierenden zu den Ideen für den schulischen Einsatz aus.
Lernangebot „Sprachhürden sprachsensibel überwinden“ (von Aurica Borszik und Dr. Olga Bazileviča)
Das Lernangebot „Sprachhürden sprachsensibel überwinden“ bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, dem Thema des sprachsensiblen (Fach-)Unterrichts interessengleitet zu begegnen. Es gab vielfältige Anregungen, z.B. sprachliche Hürden im Mathematikunterricht wahrzunehmen und Lösungsansätze für einen sensiblen Umgang damit anzudenken. Ein zentrales Thema des Expertinnentalk stellte die Reflexion eines Selbstexperiments dar: Die Teilnehmenden versuchten einen bildungssprachlichen Sachverhalt in einer gut beherrschten Fremdsprache darzustellen. Auf diese Weise gelang ein Perspektivwechsel zum Gebrauch der deutschen Sprache in unterschiedlichen Fachkontexten.
Das Konzept der hybriden Werkstatt-Tage
Das hybride Format der Werkstatt-Tage stellte alle Akteur:innen in der Vorbereitung über mehrere Monate vor spannende und einzigartige Herausforderungen: So mussten beispielsweise für alle vier Lernanregungen sowohl virtuelle als auch physische Materialien konzipiert und gestaltet werden. Die Lernorganisation selbst erfolgte virtuell über einen OPAL-Kurs. Neben Lernangeboten, Expert:innentalks und Diskussionsrunden, sollte es die Möglichkeit geben, sich im analogen oder digitalen Pausenraum bei Yoga, Quiz und Kaffeekränzchen zu erholen. Zudem bestand immer die Frage, wie Präsenzteilnehmende und virtuelle Teilnehmende optimal begleitet werden. In Präsenz und vor Ort gab es daher eine Einführungsveranstaltung und viele Unterstützungsangebote, welche durch Hrn. Krone (BQL.Digital) zusammen mit dem Dozentinnen-Team durch Live-Streaming in den virtuellen Raum übertragen wurde. Er gestaltete federführend den begleitenden OPAL-Kurs mit einer digitalen 360-Grad-Anwendung zur virtuellen Erkundung der realen Räume. Den Umgang mit digitalen Tools beim Werkstatt-Lernen unterstützte zusätzlich Fr. Oertel von BQL.Digital.
Die Werkstatt-Tage wurden mit einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung analog und virtuell evaluiert. In einem hybriden Galerierundgang präsentierten zum Abschluss die Weiterbildungsteilnehmenden die eigenständig erstellten Lernkisten mit vielen Anregungen für den Unterricht in der Primarstufe.
Die nachfolgenden O-Töne aus der anonymen Online-Umfrage beim Abschluss-Event von vier BQL-GS-Teilnehmenden unterstützen den Erfolg der Werkstatt-Tage:
„Mir hat besonders gut gefallen, dass ich mich vor Ort über den Tag weitgehend frei bewegen konnte und mich von meinen Interessen leiten lassen konnte. Der erste Tag vor Ort war sehr wichtig für mich, um einen Überblick zu gewinnen. Den zweiten Tag konnte ich so gut von zu Hause aus weiterlernen. Insgesamt kam die Offenheit der Werkstatttage meinem Lernstil entgegen.“
„Ich fand die Offenheit des Formates ansprechend. Es war inspirierend und man hatte auch einfach mal Zeit auch nur zu stöbern und entdecken. Ich würde mir mehr Aktivierungsangebote wünschen, Diskussionen, Präsentationen die inspirieren. Einiges war sehr textlastig.“
„Technische Umsetzung total gelungen! Vielen Dank.“
„Mir hat das kooperative Lernen, der Austausch auch zu praktischen Themen in der Pausenzeit, die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung und die Wahl der Lernwege sowie die Yogastunde sehr gut gefallen. Ich würde morgen sofort weitermachen.“