Laboruntersuchungen zum Rückbau der Lahntalbrücke
Inhaltsverzeichnis
Projektdaten
Titel | Title Laboruntersuchungen zum Rückbau der Lahntalbrücke | Laboratory investigations on the deconstruction of the Lahntal viaduct Förderer | Funding DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) Zeitraum | Period 02/2018 – 12/2020 Leiter | Project manager Prof. Dr.-Ing. Steffen Marx Bearbeiter | Contributors Daniel Gebauer, M. Sc., Raúl Enríque Beltrán Gutierrez, M. Sc., Max Herbers, M. Sc. Projektpartner | Project partner Institut für Massivbau, Leibniz Universität Hannover |
Bericht aus dem Jahrbuch 2020
Endspurt Lahntalbrücke
Im Rahmen der Stiftungsprofessur für Ingenieurbau (DB Netz AG) wurde das Forschungsprojekt „Laboruntersuchungen zum Rückbau der Lahntalbrücke“ 2020 von Hannover nach Dresden verlagert. Das Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit der spannenden und für die Praxis relevanten Thematik der Bewertung von Brückentragwerken im Bestand. Welche Diskrepanz besteht zwischen Annahmen auf Grundlage von Bestandsunterlagen und tatsächlichen Materialuntersuchungen? Wie sieht ein geeignetes Beprobungskonzept aus? Die Ermittlung welcher Kennwerte ist sinnvoll?
Als Untersuchungsbauwerk diente die Lahntalbrücke bei Limburg (1962–2017), die in den Jahren 2016/17 zurückgebaut wurde, da die Tragfähigkeit infolge starker Verkehrszunahme nicht mehr zu gewährleisten war. Der Rückbau bot hierbei die Möglichkeit das Bauwerk intensiv zu beproben und insgesamt mehr als 260 Bohrkerne und mehrere Versuchsbalken zu entnehmen. Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden an diesen Proben die Materialkennwerte des Bestandsbauwerks ermittelt. Hierzu zählen u. a. die Druck- und Spaltzugfestigkeit, das Kriech- und Ermüdungsverhalten des Betons, die Chloridbeanspruchung und das Verankerungsverhalten der Spannglieder sowie der Zustand von Spanngliedern und Hüllrohren. Begleitend wurden zerstörungsfreie Prüfmethoden, wie Rückprallhammerprüfung und Ultraschalllaufzeitmessungen, angewendet und mit den zerstörenden Prüfungen in Zusammenhang gesetzt. Das Ziel ist die Untersuchung und die Bewertung der Bausubstanz, um daraus resultierend Empfehlungen für zukünftige Beprobungen von Brückenbauwerken im Bestand abzuleiten. Die ermittelten Parameter werden statistisch ausgewertet und den normativen Erwartungswerten gegenübergestellt.
Während die Untersuchungen zur Druckfestigkeit, der Spaltzugfestigkeit und der Chloridbeanspruchung bereits am Institut für Massivbau (IfMa) der Leibniz Universität Hannover durchgeführt wurden, werden die Positionen Verankerung, Ermüdung und Kriechen in Kooperation mit dem IfMa am Institut für Massivbau (IMB) der TU Dresden bearbeitet. Die ersten Ergebnisse zeigen gegenüber den normativen Erwartungswerten deutlich höhere Festigkeiten und das enorme Potential der experimentellen Ermittlung von Materialparametern von Bestandsbrücken. Diese Erkenntnisse können helfen bestehende Bauwerke vor dem Abbruch zu retten und die Lebensdauer zu verlängern. Zudem ergeben sich zahlreiche neue Ansatzpunkte für weiterführende Untersuchungen. Angestrebt wird u. a. ein Ringversuch zur zerstörungsfreien Prüfung.