Brückenbauexkursion 2023 – Norwegen
13 Tage, 17 Brücken, 5 Baustellen und 1 Ziel: die Vertiefung der Lehrinhalte des Moduls Brückenbau.
Die diesjährige Brückenbauexkursion führte 17 Studierende und 3 wissenschaftliche Mitarbeiter des IMB vom 13.08 bis 25.08 durch Norwegen. Auf dem Programm standen herausragende Beispiele der Ingenieurbaukunst, wie die Hardangerbrücke, Norwegens längste Hängebrücke, und die Brandangersundbrücke, Norwegens Netzwerksbogenbrücke der Superlative. Aber auch eine Baustellenbesichtigung des Rogfast-Tunnels, dem nach seiner Fertigstellung 2032 längsten Straßentunnel der Welt, durfte nicht fehlen.
Die Exkursion wurde dieses Jahr erstmals in Kooperation mit den Freunden des Bauingenieurwesen organisiert. Vielen Dank an den Verein sowie alle Sponsorinnen und Sponsoren, die diese Exkursion durch ihre finanzielle Unterstützung möglich gemacht haben!
Bericht aus dem Jahrbuch 2023
Jeden Sommer unternimmt unser Institut die traditionelle Brückenbauexkursion mit Studierenden des 8. Semesters. Ziel der Exkursionen ist es, die theoretischen Kenntnisse im Brückenbau anhand praktischer Beispiele zu vertiefen. Denn das Gefühl für Dimensionen und die Vorstellung, ob ein Brückenentwurf wirklich in die jeweilige Umgebung passt, erschließt sich am besten vor Ort. Besonders das Sehen und Anfassen der Dinge, die sonst nur theoretisch besprochen werden, das Begehen eines Hohlkastens, die Begutachtung der Brückenlager oder der Spanngliedführung stärkt das theoretische Grundwissen.
Jedes ausgewählte Bauwerk wird zunächst in einem studentischen Kurzvortrag in seinen Grundzügen vorgestellt. Anschließend wird das Bauwerk mit seinen Besonderheiten inspiziert und in der Gruppe diskutiert. So soll das Gefühl für einen guten Entwurf geschärft werden. Inhaltlich werden die Exkursionen weitgehend von den Studierenden selbst vorbereitet und organisiert. Dies und auch das Zelten und die vielen Gemeinschaftserlebnisse führen zu einem starken Gruppenzusammenhalt.
Im Sommer 2023 machte sich eine 17-köpfige Exkursionsgruppe auf den Weg nach Norwegen, um dort u. a. weitgespannte Freivorbaubrücken, schwimmende Brücken und kühne Holzbrücken zu besichtigen. Auf der Agenda standen 20 Brückenbesichtigungen, davon vier im Bauzustand, sowie eine Tunnelbaustelle. Mit drei Kleinbussen ging es auf die ca. 4.200 km lange Reise von Dresden über Oslo bis in den hohen Norden nach Kristiansund und über die Atlantikstraße zurück. Ein Highlight war etwa die im Freivorbau errichtet Storseisundbrücke, mit einer Gesamtlänge von 260 m die längste Brücke der Panoramaroute. Aufgrund ihrer im Grundriss gekrümmten Form ändert sich die Wahrnehmung der Brücke je nach Blickwinkel des Betrachters.
Viele tiefe Fjorde und eine anspruchsvolle Topographie sind ein perfektes Anwendungsgebiet für eine besondere und eher seltene Konstruktionsart: schwimmende oder Pontonbrücken. So war die Bergsøysundbrücke die erste schwimmende Brücke Norwegens und zählt mit 830 m zu den längsten Pontonbrücken weltweit. Zur Abtragung der Horizontalkräfte aus Strömung, Wellen und Wind wurden die Pontons bogenförmig mit einem Radius von 1.300 m angeordnet und so eine Bogentragwirkung zu den Widerlagern erzielt.
Die Vielfalt an Bogenbrücken reichte von der 1913 eingeweihten und bis heute für den Eisenbahnverkehr betriebenen Kyllingbrücke bis hin zur 2010 fertiggestellten Brandangersundbrücke, der Netzwerkbogenbrücke mit der weltweit größten Schlankheit von 198!
Eindrucksvolle Schrägkabelbrücken begrüßten das Team gleich zu Beginn der Exkursion beim Überqueren der Øresundbrücke oder später bei der Besichtigung der Uddevallabrücke, der Stavanger Stadtbrücke sowie der Nordhordlandsbrücke als eine Kombination aus schwimmender und Schrägkabelkonstruktion. Mit der Hardangerbrücke komplettierte die längste Hängebrücke Norwegens mit einer Hauptspannweite von 1.310 m das Brückenensemble.
Die Baustellenbesichtigung des Rogfasttunnels war ein weiteres Highlight. Der seit 2018 im Bau befindliche Tunnel wird zum Zeitpunkt seiner geplanten Fertigstellung im Jahr 2033 mit seinen knapp 27 km der längste Straßentunnel der Welt sein.
Die Auswirkungen des Sturmtiefs Hans im August 2023 begegneten dem Team an verschiedenen Orten während der Reise durch besonders stark betroffene Regionen in Südnorwegen: überspülte Straßen und Campingplätze, riesige Wasserfälle sowie die eingestürzte Randklev-Eisenbahnbrücke über den Fluss Lågen. Aufgrund der extremen Wassermassen wurde ein Mittelpfeiler der Stahlfachwerkbrücke unter- und schließlich weggespült.
Neben intensiven Besichtigungen und langen Tagen im Bus sorgten sportliche Aktivitäten für Abwechslung. Nach einem nächtlichen Spaziergang zur Oper in Oslo klang der Tag auf dem Dach des imposanten Opernhauses mit Blick auf die leuchtende Skyline und den glitzernden Oslofjord aus. Bei einer Wanderung zum Briksdalsbregletscher wagten einige Mutige sogar ein Bad im eiskalten Gletschersee. Eine abendliche Wanderung führte im Licht der untergehenden Sonne und später der Stirnlampen auf eine ruhige Hochebene, wo die Zelte unter einem einzigartigen Sternenhimmel aufgeschlagen wurden. Außerdem wurde auch die Trolltunga (deutsch Trollzunge) schwer bepackt erwandert, ein horizontaler Felsvorsprung und eines der berühmtesten Wahrzeichen Norwegens. Der rund 10 m lange Felsvorsprung, der sich bis auf wenige Zentimeter an der Spitze verjüngt, befindet sich rund 700 m über dem Stausee Ringedalsvatnet und bietet einen traumhaften Ausblick.
Die Exkursion sorgte für einmalige und unvergessliche Erinnerungen und wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Sponsoren!