14.07.2023
„Wir hoffen auf Bereitstellung der notwendigen Ressourcen“ – Struktur- und Evaluationskommission zur Universitätsschule Dresden legt dritten Bericht vor
Der Schulversuch Universitätsschule Dresden wird seit 2020 von einer Struktur- und Evaluationskommission im Prozess der Schulentwicklung und Forschung begleitet. Das Gremium aus namhaften Bildungswissenschaftler:innen und erfahrenen Praktiker:innen legt nun den dritten Bericht vor.
Die Kommission zeigt sich erneut beeindruckt von der Aufbauarbeit an der Universitätsschule Dresden. Sie appelliert an die „Verantwortungsgemeinschaft Universitätsschule Dresden“, diese für die Zukunft mit den notwendigen Ressourcen abzusichern, denn „es liegt auf der Hand, dass die Aufbauarbeit eines alternativen Schulkonzeptes eher mehr Ressourcen bedarf als eine Regelschule.“ Diese werden benötigt, um die konzeptionelle, theoretische und evaluative Arbeit leisten zu können. Der Bericht fokussiert hier – neben der Ausstattung sowohl für die Forschungsstelle ForUS als auch für die Schule – auf die Personalsituation in Zeiten des Fachkräftemangels und auf innovative Wege, mit diesem umzugehen. Hervorgehoben wird dabei die Jugendschule der Universitätsschule Dresden.
Jugendschule als außerschulischer Lernort
Das Konzept der Universitätsschule Dresden stellt auf das Lernen mit Lebens- und Arbeitsweltbezug ab und setzt dieses bereits seit 2020 mit der sogenannten Jugendschule für Schüler:innen ab der Klassenstufe 6 um. Die Struktur- und Evaluationskommission sieht in diesem Konzeptbestandteil im Besonderen das Potenzial für die Arbeit im multiprofessionellen Team. Unter Anleitung vollziehen die Schüler:innen nun am außerschulischen Lernort „Alte Ziegelei“ (Prohlis) pädagogisch hoch anspruchsvolle und innovative sowie altersangemessene Arbeit. Die Jugendlichen lernen bei eher nicht-klassischen schulischen Tätigkeiten in verschiedenen Teams (z.B. Werkstatt, Grünanlagen, Essensversorgung, Reinigung) Verantwortung zu übernehmen und ihre Selbstorganisationsfähigkeiten zu steigern. Dabei werden sie nicht nur von Fachlehrer:innen, sondern u.a. von Studierenden des Lehramtsfaches Wirtschaft, Technik und Haushalt/Soziales (WTH) und weiteren Expert:innen begleitet. Die Öffnung des Lernalltags für außerschulische Akteur:innen kann zusätzliche Perspektiven für die frühe Berufsorientierung eröffnen.
Die Jugendschule ist demnach „als „anderer Lernort“ zu begreifen, an dem umfassender Kompetenzerwerb (u.a. Fachinhalte des Faches WTH) vollzogen werden kann“. Die Kommission begrüßt „die Zeit in der Jugendschule zwar nicht (als) gleichartig, aber gleichwertig zur Zeit in der Schule, weil auch hier Lehrplaninhalte vermittelt werden“. Um dies nachhaltig zu ermöglichen, wäre es aus Sicht der Kommission erforderlich, den Status der Jugendschule als Lernort pädagogisch und verwaltungstechnisch zu klären.
Organisationsentwicklung und Institutionalisierung des Leitungsteams
Auch an der Universitätsschule Dresden ist der Lehrkräftemangel zu spüren. Selbst wenn alle Lehrer:innenstellen besetzt sind, ist nicht der gesamte Aufwand abgedeckt, denn der Schulversuch ist mit denselben Mitteln ausgestattet wie jede andere öffentliche Schule. Anrechnungsstunden für die zusätzliche konzeptionelle, theoretische und evaluative Arbeit, die auch von Lehrkräften geleistet wird, gibt es nicht. Auch für die Schulleitung ist die Einrichtung einer der ersten öffentlichen Gemeinschaftsschulen in Dresden arbeitsintensiver als die bisherige Leitung einer Grundschule oder Oberschule unter einem Dach.
Dass zur Entlastung der Schulleitung an der Universitätsgemeinschaftsschule Fachleiter:innenstellen eingerichtet wurden, begrüßt die Kommission. Diese kümmern sich z.B. um die Koordination der Lernformate und Perspektiven, Praxisorientierung oder den gebundenen Ganztag, aber auch Digitalität. Mit ihnen sei es möglich, „Schulleitung stärker ‘von unten her‘ zu denken“, zum Beispiel indem „Lernbegleiter:innen eigenverantwortliche Entscheidungen in ihrem jeweiligen Stufenteam treffen können und kollaborativ Probleme lösen.“ Nicht für alle Fragen müssten dann Lösungen von der Schulleitung erwartet werden.
Für eine gute Umsetzung des innovativen Konzepts fordert die Kommission einen „großzügigen Pool an Anrechnungsstunden für den Schulversuch, der auch für Leitungsstrukturen genutzt werden kann und sollte“.
Erneuter Appell an die „Verantwortungsgemeinschaft Universitätsschule Dresden“
Die Kommission erneuert abschließend ihren Appell an die „Verantwortungsgemeinschaft Universitätsschule Dresden“. Bereits im Kommissionsbericht aus dem Jahr 2021 fordert sie das weiterhin dringend notwendige Engagement von Universität, Land und Kommune beim Schulbau der Universitätsschule Dresden mit den benötigten Sportanlagen und Fachräumen sowie für die Infrastruktur der Universitätsschule zur Umsetzung des innovativen Digitalisierungskonzeptes mit bald 900 mobilen Rechnern, die Support und Wartung benötigen. Des Weiteren sind die notwendige Grundfinanzierung der Forschungsstelle ForUS und einer möglichen strategischen Partnerschaft von Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung der TU Dresden (ZLSB), Fakultäten und Wissenschaftlicher Leitung der Universitätsschule für die phasenübergreifenden Lehrer:innenbildung zu leisten.
Die bereit erreichten zukunftsweisenden Entwicklungen in diesen Bereichen begrüßt die Kommission und hofft auf Kontinuität in der Bearbeitung dieser Herausforderungen.
Über die Struktur- und Evaluationskommission
Eine Übersicht der Mitglieder und mehr Informationen zur Arbeit der Struktur- und Evaluationskommission finden sich auf der Seite zum Forschungsprojekt Universitätsschule Dresden.
Über die Universitätsschule Dresden
Die Universitätsschule Dresden ist ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt Dresden und der Technischen Universität. Sie ist eine öffentliche und kostenfreie Grund- und Oberschule in städtischer Trägerschaft, an der unter wissenschaftlicher Begleitung innovative Formen des Lehrens und Lernens erprobt werden. Darüber hinaus ist sie Ausbildungsschule für zukünftige Lehrkräfte und künftig auch Weiterbildungsschule für Lehrer:innen. Wissenschaftlich begleitet wird der Schulversuch von der Forschungsstelle ForUS an der TU Dresden.
Informationen zum Forschungsprojekt an der TU Dresden: https://tu-dresden.de/gsw/unischule
Informationen zur Universitätsschule Dresden: http://universitaetsschule.org
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Ansprechpartnerin
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Tel.: +49 351 463-39917