06.02.2025
Lernhaus für die Universitätsschule Dresden verzögert sich – Strukturkommission schlägt Alarm

Die Schülerinnen und Schüler der Universitätsschule Dresden lernen seit 2019 in einem DDR-Altbau und seit 2022 in einem ergänzten Containerbau. Die Kapazitäten sind erneut überausgeschöpft.
Erneut verschiebt sich der geplante Baubeginn für ein Lernhaus für die Universitätsschule Dresden (USD). Ein Neubau soll dem Schulversuch von TU Dresden und Stadt Dresden ermöglichen, die Schule der Zukunft in angemessenen Räumlichkeiten zu erproben und erforschen. Der Schulraum spielt für das Konzept der USD und dessen Ausgestaltung eine zentrale Rolle, da er das Lernen und die Organisation der Schule maßgeblich beeinflusst.
Die aktuelle Situation ist Anlass für ein öffentliches Statement der Struktur- und Evaluationskommission der Universitätsschule Dresden. Das Gremium aus namhaften Bildungswissenschaftler:innen und erfahrenen Praktiker:innen zeigt sich deutlich besorgt über die Stagnation in Bezug auf den angekündigten Schulneubau. Neben der angespannten Raumsituation geht es um fehlende Fachräume für Biologie, Physik und Chemie aber auch eine der Schülerzahl entsprechende Sporthalle, die für den gebundenen Ganztag benötigten Räumlichkeiten und Arbeitsräume für die Lernbegleiter:innen.
Geplanter Aufwuchs führte bereits zu Enge

Im Containerbau (links) befinden sich die Lernräume für die Klassenstufen 1 bis 6 und die Mensa. Im DDR-Altbau sind die Räume der Klassenstufen 7 bis 10 untergebracht. Ein Aufwuchs bis zur Klassenstufe 12 ist vorgesehen.
Die Schule öffnete im August 2019 am Standort Cämmerswalder Straße ihre Türen für 200 Kinder in den Klassenstufen 1, 2, 3 und 5 in einem Gebäude aus den 80er Jahren. In den folgenden Jahren wuchs sie geplant dreizügig auf. Als sie im Schuljahr 2022 zu einer der ersten beiden öffentlichen Gemeinschaftsschulen in Sachsen wurde, lernten hier bereits 650 Kinder und Jugendliche. Schon damals war der DDR-Altbau an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen, der Neubau mit bereits abgeschlossener Entwurfsplanung jedoch noch nicht gestartet. Mit dem Schuljahr 2022/23 zogen die Grund- und Mittelsstufe mit den Klassenstufen 1 bis 6 stattdessen in einen Containerbau ein, dem der Schulgarten und Flächen für die Pausengestaltung weichen mussten. Seitdem lernen die höheren Klassenstufen vierzügig im stark sanierungsbedürftigen DDR-Schulbau gemeinsam mit den ukrainischen Gruppen.
In einer öffentlichkeitswirksamen Spendenaktion machte die Schulgemeinschaft bereits 2021 auf die prekäre Situation aufmerksam und konnte einen zweistelligen Millionenbetrag einwerben. Im kommenden Schuljahr 2025/26 wird es im DDR-Altbau und im Containergebäude erneut zu eng für dann etwa 900 Schüler:innen. Bis zum ersten abgelegten Abitur im Schuljahr 2027/28 wird die Schüler:innenschaft auf bis zu 1.100 Kinder und Jugendliche anwachsen. Hinzu kommen etwa 90 Lernbegleiter:innen.
Neubau erst 2029/30 in Sicht – Forschung und Lernen unter prekären Bedingungen
Die aktuelle Terminierung für das künftige Schulgebäude ist Sommer 2029/2030. Dies bedeutet einerseits für die Schüler:innen und das Kollegium ungünstige Lernbedingungen, andererseits verunmöglicht es die Erforschung zu den Bedingungen für gelingendes Lernen und der Rolle des Raums als "dritter Pädagoge". Die Untersuchung dieses Faktors, ein erklärtes Ziel des öffentlichen Schulversuchs, ist somit für die ersten 10 Jahre des insgesamt 15jährigen wissenschaftlichen Begleitung durch die Forschungsstelle Universitätsschule ForUS an der TU Dresden kaum möglich. Die aktuellen Erhebungen können lediglich zeigen, dass Lernen auch trotz ungünstiger Bedingungen gelingen kann.
Seit Aufnahme der Kommissionstätigkeit appellierte das Gremium wiederholt an die „Verantwortungsgemeinschaft Universitätsschule Dresden“, diese für die Zukunft mit den notwendigen Ressourcen abzusichern, immer in der Hoffnung auf einvernehmliche Lösungen und ein entsprechendes Engagement. Angesichts der sehr prekären Situation, die das Schulleben erheblich beeinträchtigt und das weitere Aufwachsen der Schulgemeinschaft behindert, drängt die Struktur- und Evaluationskommission darauf, "endlich angemessene Baumaßnahmen zu starten und Planungssicherheit herzustellen."
Umfassender Überblick zum Schulneubau in Statement und Berichten der Struktur- und Evaluationskommission, Fachartikel und Medienspiegel
Das Statement steht zum Download zur Verfügung:
Herausforderungen Schulgebäude Universitätsschule Dresden - Die aktuelle Situation als Anlass für ein öffentliches Statement der Struktur- und Evaluationskommission der Universitätsschule Dresden,
Köln, 17.01.2025
Die Berichte der Struktur- und Evaluationskommission seit 2020 finden Sie auf der Webseite über die Forschung an der Universitätsschule Dresden.
Auf der Schulwebseite "Ein Lernhaus für die Universitätsschule" zeichnet eine Übersicht der Medienberichterstattung zum Schulneubau die Entwicklung seit 2019 nach.
Im Fachartikel Raum schafft Struktur und Strukturen schaffen Raum: Schulraum aus Sicht der Universitätsschule Dresden schildern die Initiatorin des Schulversuchs Prof.in Anke Langner und der Projektmitarbeiter Dr. Matthias Ritter vertieft die Entwicklung der Universitätsschule Dresden entlang des Ringens um den Schulbau. Erschienen ist er im Dezember 2024 im WE_OS-Jahrbuch, einer Online-Reihe der Wissenschaftlichen Einrichtung Oberstufen-Kolleg an der Universität Bielefeld. Die Bielefelder Universitätsschule betreibt seit über 50 Jahren praxisorientierte Forschung in enger Zusammenarbeit zwischen Lehrerkräften und Wissenschaftler:innen.
Über die Universitätsschule Dresden
Die Universitätsschule Dresden ist ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt Dresden und der Technischen Universität. Sie ist eine öffentliche und kostenfreie Gemeinschaftsschule in städtischer Trägerschaft, an der unter wissenschaftlicher Begleitung innovative Formen des Lehrens und Lernens erprobt werden. Darüber hinaus ist sie Ausbildungsschule für zukünftige Lehrkräfte und künftig auch Weiterbildungsschule für Lehrer:innen. Wissenschaftlich begleitet wird der Schulversuch von der Forschungsstelle ForUS an der TU Dresden.
- Informationen zum Forschungsprojekt an der TU Dresden: https://tu-dresden.de/gsw/unischule
- Informationen zur Universitätsschule Dresden: http://universitaetsschule.org
Auf verschiedenen Social-Media-Kanälen finden Sie unter @unischuleTUD Einblicke in das Forschungsprojekt und den Schulalltag: Facebook, Instagram, YouTube und LinkedIn. Neuigkeiten aus dem Projekt Universitätsschule Dresden gibt es regelmäßig im GSW-Newsletter.