Oct 07, 2022
Was ist eine "gute" Schule? Studierende der Universität Bielefeld hospitierten an der Universitätsschule Dresden
Im Rahmen eines theoretisch-praktischen Blockseminars haben rund 25 Lehramtsstudierende der Universität Bielefeld eine Hospitation an die Universitätsschule Dresden unternommen. Die Exkursion entstand im Kontext einer engen Kooperation zwischen dem Bielefelder Institut und dem Forschungsprojekt der TU Dresden.
Reflexion trifft Praxis
„Was ist eine „gute“ Schule? Biographische und wissenschaftliche Reflexion anhand eines Exkursionsseminars“ war der Titel der Veranstaltung, die von Prof. Dr. Martin Heinrich (Fakultät für Erziehungswissenschaft, Universität Bielefeld) und Julia Schweitzer (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am „Zentrum Praxisreflexion in der Lehrer*innenbildung“) geleitet wurde.
Im Seminar reflektierten die Studierenden zuerst mittels Schreibübungen und Portfolio-Arbeit ihre eigenen schulischen Biographien und konturierten ihre Vorstellungen einer „guten“ Schule. Bei der Hospitation an der Universitätsschule Dresden erhielten sie dann die Möglichkeit, die aus Reflexion und Diskussion gewonnenen Ergebnisse zu einem praktischen Schulversuch in Beziehung zu setzen.
Spannende Eindrücke und angeregte Diskussionen
Das Schulkonzept hatten die Studierenden (Bachelor Lehramt und Master Erziehungswissenschaften) bereits über die Forschungsliteratur kennengelernt. In einem ausführlichen Gespräch mit Schulleiterin Maxi Heß konnten sie ihre Kenntnisse vertiefen und Fragen zur praktischen Umsetzung stellen.
Am zweiten Exkursionstag war Gelegenheit, in den Stammgruppen der Grund- bzw. Oberstufe zu hospitieren: Beobachtungen und Notizen zu machen; mit den Lernbegleiter:innen und den Schüler:innen zu sprechen. Die Eindrücke führten bei den Studierenden zu angeregten Diskussionen. Von dem Austausch mit den Lehrkräften der Schule profitierten beide Gruppen.
Die Studierenden haben die Erkenntnisse der Exkursion im Seminar schriftlich aufgearbeitet. Auch ein Beitrag im Blog des „Zentrums Praxisreflexion in der Lehrer*innenbildung“ folgte.
Studierende:
„Ich finde es eine tolle Chance, mal eine so ungewöhnliche Schule richtig in Betrieb zu sehen. Das Lehramtsstudium ist sehr fachlich orientiert. Ich wünsche mir oft, mehr Didaktik vermittelt zu bekommen. Das brauchen wir ja später. Hier bekommen wir einen direkten Eindruck.“
„So eine Schule habe ich noch nie erlebt. Weder in meiner eigenen Schulzeit noch in meinen Schulpraktika. Vor allem interessiert mich, wie die Kinder lernen, sich selbst Projekte zu organisieren. Leider haben wir keine Zeit mehr, das Projekt Jugendschule zu besuchen. Das klingt auch total spannend!“
„Das Konzept der Universitätsschule gefällt mir sehr. Wie die Lernbegleiter:innen die Schüler:innen motivieren können und die Kinder sich gegenseitig helfen! In der Gruppe spürt man diese schöne, ruhige Lernatmosphäre. Ich könnte mir gut vorstellen, einmal an einer solchen Schule zu lehren.“
Lernbegleiterin:
„Es freut mich immer, wenn wir den künftigen Kolleginnen und Kollegen bei Hospitationen unser Konzept zeigen können. Durch ihre Fragen bekomme ich noch einmal einen anderen Blick auf unsere Arbeit. Die Schule ist schließlich im Aufbau, wir entwickeln das Konzept weiter. Und es tut uns natürlich auch gut, wenn wir ein positives Feedback der Studierenden bekommen, wenn sie uns sagen, dass sie sich hier wohl fühlen und Impulse mitnehmen.“
Kooperation mit Prof. Dr. Martin Heinrich
Der Dozent des Seminars, Prof. Dr. Martin Heinrich, hat an der Universität Bielefeld eine Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulentwicklung und Schulforschung inne und ist Leiter der Wissenschaftlichen Versuchsschule Oberstufen-Kolleg und des „Zentrums Praxisreflexion in der Lehrer*innenbildung“.
Des Weiteren ist Prof. Heinrich Gründer des „Verbundes Universitäts- und Versuchsschulen“, dem die Universitätsschule Dresden angehört, und Vorsitzender einer Struktur- und Evaluationskommission aus namhaften Bildungswissenschaftler:innen, die der Arbeit der Universitätsschule mit einer jährlichen Evaluation unmittelbare Impulse für die Strukturentwicklung und Forschungsförderung geben soll.
Prof. Heinrich: „Mich beeindruckt – und ich habe mit den Studierenden in der Vorbereitung noch einmal intensiv die wissenschaftlichen Beiträge von Anke Langner gelesen – wie konsequent das Schulkonzept gedacht ist. Es geht von Erkenntnissen der „kulturhistorischen Theorie“ aus, wie sich menschliche Lernprozesse vollziehen, und übersetzt das in ein System selbstgesteuerten Lernens mit Materialien und Projekten, dessen Entwicklung sich in Lernpfaden abbilden lässt. Dazu macht die Schule wirklich Ernst mit der Idee von Partizipation: Schüler:innen und Lernbegleitende, Eltern und Studierende sind gemeinsam am Schulversuch beteiligt und können ihn aktiv mitgestalten. Das ist sehr besonders.“
Website des Zentrums Praxisreflexion in der Lehrer*innenbildung
Website des Verbundes Universitäts- und Versuchsschulen
Website von Prof. Dr. Martin Heinrich
Über die Universitätsschule Dresden
Die Universitätsschule Dresden ist ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt Dresden und der Technischen Universität. Sie ist eine öffentliche und kostenfreie Gemeinschaftsschule in städtischer Trägerschaft, an der unter wissenschaftlicher Begleitung innovative Formen des Lehrens und Lernens erprobt werden. Darüber hinaus wird sie Aus- und Weiterbildungsschule der TU Dresden für zukünftige und derzeitige Lehrkräfte sein.
Informationen zum Forschungsprojekt an der TU Dresden: https://tu-dresden.de/gsw/unischule
Informationen zur Universitätsschule Dresden: http://universitaetsschule.org
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