Vorhang auf! Die menschliche Komödie von Jacques Callot (1592-1635) (Rinaldi, Haubold)
Dozent: | Dr. Stefano Rinaldi, Nora Haubold | ||||
Tag/Zeit: | Do., 3. DS | Ort: | SKD, KK | ||
Beginn: | 13.10.2016, Kunstbibliothek im Residenzschloss!; alle weiteren Sitzungen im Studiensaal des Kupferstich-Kabinetts | ||||
Module: | Master | MA LA | LA / Staatsexamen neu | ||
KG-MA-2 KG-MA-WM-2 |
MAKU-KG-VT 1 | PHF-SEMS-KU-KG3 PHF-SEGY-KU-KG3 |
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Prüfungsleistung: | Referat und Seminararbeit | Referat ODER Essay | Referat ODER Essay | ||
Der geniale Zeichner und Radierer Jacques Callot gehört zu den großen Neuerern der europäischen Grafik des 17. Jahrhunderts. Die Erfindung einer alternativen Radiertechnik erlaubte es ihm, seine extravaganten Wimmelbilder bis in die kleinsten Details haarscharf zu gestalten. Dieses stilistische Merkmal regte schon die zeitgenössische Kunstliteratur zum Vergleich mit der neuerfundenen Mikroskopie an. Unter Callots Linse entfaltet sich ein Universum von unglaublicher Vielfalt und Komplexität, in dem sich geistreiche Ironie, theatralische Groteske, grausame Dramatik und visionäre Fantasie wie auf einer Bühne abwechseln und ergänzen. Bahnbrechend war Callot nicht nur im kreativen Spiel mit Technik und Bildformaten, sondern auch in seiner höchst originellen Themenauswahl, in der er grundlegende Fragen des Kunstschaffens neu reflektiert. Von zentraler Bedeutung ist dabei seine Beschäftigung mit Theater- und Bühnenkunst: von den spektakulärsten Ausprägungen der höfischen Festkultur bis zur Welt der commedia dell’arte und des Straßentheaters. Mit Callots berühmter Folge von 1617 erscheint zudem erstmals in der Geschichte der Graphik das capriccio; als autonome Ausdrucksform schafft dieser Begriff dem Künster noch nie dagewesenen kreativen Freiraum. Auf der anderen Seite zählen die drastischen Darstellungen des Dreißigjährigen Krieges zu den schockierendsten Kriegsbildern überhaupt. Callots beeindruckende Themenvielfalt gab verschiedenen Künstlern wie Rembrandt, Velázquez, Goya oder Watteau entscheidende Impulse. Von der weiten Verbreitung seiner Inventionen zeugt weiterhin ihre variantenreiche Verwendung in unterschiedlichen Medien wie der Schatz- oder Porzellankunst. Mit seinem Einfluss auf E.T.A. Hoffmann wirkt Callots Nachleben bis in die Literatur der Romantik hinein. In unserem Seminar erkunden wir gemeinsam Form und Inhalt der Werke Jacques Callots anhand von Originalen im Dresdner Kupferstich-Kabinett, das neben einigen Zeichnungen mit den Serien und wichtigsten Einzelblättern fast das gesamte druckgraphische Oeuvre des Künstlers (1165 Blätter) im Bestand hält. Dabei werden wir Einblick in museumsrelevante Fragestellungen wie Sammlungsgeschichte, Bewahrung und Restaurierung nehmen. Kontakt: Stefano.Rinaldi@mailbox.tu-dresden.de Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Personen beschränkt. |