What the f*** ist Mündigkeit
Um was geht es in dieser Folge?
In dieser Folge geht es um den Begriff der Mündigkeit. Als Rechtsbegriff bezieht sich Mündigkeit auf die Geschäfts- und Delikt-/oder Schuldfähigkeit und ist mit dem Erreichen eines bestimmten Alters verbunden – der Volljährigkeit. Ab diesem Zeitpunkt dürfen Bürger:innen zumeist auch erst wählen. Philosophisch wird mit Mündigkeit seit der Aufklärung ein inneres und äußeres Vermögen zur Selbstbestimmung und Eigenverantwortung verbunden. Mündigkeit ist ein Zustand der Unabhängigkeit und der Fähigkeit für sich selbst sprechen zu können. So weit so klar. Aber was hat das mit politischer Bildung zu tun?
Bevor es losgeht:
Da die Folge wirklich nur diesen einen Begriff in den Mittelpunkt nimmt, ist sie mit 20 Minuten eine eher kurze und übersichtliche Folge.
Die zentrale Frage ist dabei:
In dieser Folge schauen wir uns den Begriff Mündigkeit genauer an, denn dass es in der Politischen Bildung um Mündigkeit geht, ist selbst in einer zum Streit neigenden Fachdiskussion sehr klar. Aber was um Gottes Willen ist eigentlich Mündigkeit? Und wie lässt sich Mündigkeit fördern? Genau hier fängt es an kompliziert zu werden. Denn hinter der Konsensformel Mündigkeit verbergen sich in letzter Konsequenz ziemlich unterschiedliche Vorstellungen davon, was Selbstbestimmung heißt und wie man zu ihr gelangt. Möglicherweise hat es der Begriff der Mündigkeit nur deshalb geschafft, eine breite Konsensformel in der politischen Bildung zu werden ,weil er gleichzeitig so unscharf ist. Am Besten versuchen wir den Zusammenhang mal ein bisschen aufzuhellen.
Wer spricht?
Die Autorin und Sprecherin in dieser Folge ist Prof. Dr. Anja Besand, die Direktorin der John-Dewey-Forschungsstelle und Inhaberin der Professur für Didaktik der politischen Bildung an der Technischen Universität Dresden. Mehr zur Person erfahren Sie hier.
Wir wünschen Ihnen viel Freude damit und sind gespannt auf Rückmeldungen.
Literatur zur Vertiefung:
Autorengruppe Fachdidaktik (2016): Was ist gute politische Bildung, Schwalbach
Besand, Anja/Overwien, Bernd/Zorn, Peter (Hrsg.) (2019): Politische Bildung mit Gefühl, Bonn
Besand, Anja (2020): Was Ambiguitätstoleranz (möglicherweise) nicht ist, in: Schnurr, Ansgar u.A. (Hrsg.): Mehrdeutigkeit gestalten. Ambiguität und die Bildung demokratischer Haltungen in Kunst und Pädagogik, Bielefeld
Besand, Anja (2020): Über den Unterschied zwischen politischer Urteilsfähigkeit, Gehorsam und staatsbürgerlicher Souveränität , in: Drerup, Johannes/Schweiger, Gottfried (Hrsg.): Bildung und Erziehung im Ausnahmezustand. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG), 2020 S. 42-54
Besand, Anja (2020): Kollaterales Lernen oder warum formale Bildungsprozesse immer auch informell sind, in: Bade, Gesine et al. (Hrsg.): Politische Bildung - vielfältig und kontrovers, Frankfurt, S. 53-67
Oelkers, Jürgern (2000): John Dewey - Demokratie und Erziehung, Weinheim
Sander, Wolfgang (2007): Politik entdecken - Freiheit leben, Schwalbach/ Ts.
Selbstüberprüfungsaufgaben
Für die Nutzer:innen der Abendschule stellen wir zu jeder Lecture Selbstüberprüfungsaufgaben bereit. Diese Aufgaben können dazu dienen, den Beitrag noch einmal zu überdenken, gedanklich zu vertiefen oder - falls Sie ein Weiterbildungszertifikat erwerben wollen - sich auf die Klausur zum Kurs vorzubereiten.
Frage 1: Das Kompetenzmodell der GPJE wird hier als operationalisierbare Grundlage im Hinblick auf die Förderung von Mündigkeit in der Politischen Bildung vorgeschlagen. Überzeugt Sie das? Warum - bzw. warum nicht? Welche alternativen Modelle wären vorstellbar und möglicherweise angemessener?
Frage 2: Welche Mündigkeitsvorstellung ist für Ihre Arbeit (oder zukünftige Tätigkeit) aus Ihrer Sicht am fruchtbarsten und wie müssen Bildungsangebote strukturiert werden, um diese Form von Mündigkeit zu fördern?
Frage 3: Am Ende der Lecture gehen wir auf zwei widerstreitende Vorstellungen von Mündigkeit ein. Die eine haben wir emanzipatorisch, die andere funktionalistisch genannt. Sind Sie mit diesen Bezeichnungen einverstanden und sehen Sie ebenfalls einen Widerspruch zwischen den vorgestellten Modellen? Wie würden Sie diese Debatte beschreiben?
Frage 4: Schauen Sie sich Arbeitsmaterialien und Bildungsmedien zur politischen Bildung an in denen auch Lernaufgaben enthalten sind (zur Not tun es auch die Schulbücher ihrer Kinder) Suchen Sie nach Mündigkeit behindernde Aufgabenstellungen. Welche sind das und warum? Formulieren Sie sie so um, dass sie die Mündigkeit der Lernenden unter realen Unterrichtsbedingungen bestmöglich fördern können. Gehen Sie dabei mindestens einen Schritt über das Maß an Mündigkeit hinaus, das Sie der Zielgruppe die Sie dabei vor Augen haben gerade noch zutrauen.
Die Selbstüberprüfungsaufgaben sind als Reflexionsangebote zu verstehen und prüfen im Regelfall keine Wissenbestände. Sie sind immer stark auf die entsprechende Lecture bezogen und unterscheiden sich deshalb deutlich.
Ein Manuskript zu diesem Stück finden Sie hier.