Beflocken
Die Möglichkeiten der Technologie des elektrostatischen Befockens, also einem Objekt zusätzliche neue Eigenschaften zu verleihen, sind vielseitig. Nahezu jede Oberfläche lässt sich mit der Flocktechnik durch senkrecht darauf aufgebrachte Kurzfasern veredeln. Dadurch kann der Oberfläche bzw. dem Trägermaterial (Substrat) nicht nur eine verbesserte Optik verliehen werden, vielmehr können auch zusätzliche funktionelle Eigenschaften ausgebildet werden. Die Ausgangsbasis für das Beflocken sind Textilfasern, der sogenannte Flock. Die Fasern werden maschinell auf definierte Länge geschnitten und oberflächenbehandelt. Dies ist in der Regel notwendig, sodass der Flock beim Applizieren eine ausreichende elektrische Leitfähigkeit und Rieselfähigkeit aufweist. Typische Fasermaterialien für den Flock sind Polyamid, Viskose und Polyester. Die Fasern werden beim Beflocken mittels eines elektrischen Feldes beschleunigt und entlang der senkrecht zur Oberfläche angeordneten Feldlinien in ein Klebstoffbett eingeschlossen. Durch die parallele Ausrichtung der Fasern auf den beflockten Produkten ergibt sich optisch wie haptisch ein samtartiger Eindruck.
Je nach verwendeter Faserlänge und -feinheit können beflockte Flächen unterschiedliche Eigenschaften aufweisen und damit verschiedenste Aufgaben erfüllen. Aufgrund der positiven Eigenschaften findet das Beflocken in vielen technischen Anwendungsgebieten statt, so z. B. im Automobil- und Fahrzeugbau zur Verbesserung der Laufruhe und Gleiteigenschaften der Seitenscheiben als Fensterführungsprofile sowie zur Geräuschminderung, oder aber im Bausektor als Isolationsschichten zum Schutz vor Wärme und Kälte bzw. zur Schalldämpfung.
Ein weiterer zukunftsträchtiger Anwendungsbereich der elektrostatischen Flocktechnologie ist die regenerative Medizin. Ein Vorteil bei der Nutzung einer Flockstruktur als Zellträgerstrukturen (sogenannte Scaffolds) resultiert daraus, dass diese ein sehr gutes Oberfläche/Volumen-Verhältnis und damit eine große Oberfläche für die Zelladhäsion aufweisen. Durch die nahezu parallele Anordnung der Fasern bietet sich den Zellen eine offenporige Struktur mit ausgerichteten und stark interkonnektierenden Poren, d. h. Faserzwischenräumen für Zellmigration. Hierfür können beliebige Biomaterialien als Substrat, Kleber und Flockfaser verarbeitet werden. Das Ergebnis ist eine sehr dichte und homogene Oberfläche, die sich durch eine hohe Druckresistenz bei gleichzeitig hoher Porosität auszeichnet. Diese Zellträger sind sehr gut für die Besiedlung mit Zellen für die Weich- und Hartgeweberegeneration geeignet.
Ansprechpartner:
Frau Dr.-Ing. Dilbar Aibibu
Forschungsgruppenleiterin Biomedizintextilien
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