Antworten auf eure/ihre Fragen
Im Projekt “POP-UP-WISSEN – Wissen schafft Dialog“ der TU Dresden wurden bisher (Stand 29. Juli 2022) rund 400 Fragen an die Wissenschaft eingesammelt, davon rund ein Viertel in Weißwasser. Die Themenbreite der Fragen von Jung und Alt ist groß, sei es aus dem aktuellen Alltag und Weltgeschehen, zu technischen Innovationen und der Gestaltung der Zukunft sowie rund um Religion, Glauben und Gesellschaft. Auf dieser Seite gibt es Antworten von Wissenschaftler:innen der TU Dresden auf einige der gestellten Fragen – in Text- und in Videoform. Wir laden zum Stöbern und Staunen ein.
Unter den 400 Fragen im Projekt sind einige zum Thema Religion(en) eingegangen.
In einer Folge der Video-Serie „Gute Frage“ auf dem Youtube Kanal der TU Dresden hat Moderator Karl mit Wissenschaftler:innen der TU Dresden über Religion gesprochen. Zunächst werfen wir mit dem Historiker Bastian Reimer einen Blick in die Vergangenheit: Die Geschichte von Religionen ist lang. Schon in der Antike spielte der religiöse Glaube in Gesellschaften eine große Rolle. Mit dem Christentum verschob sich der Fokus weg von den Vorvätern der Antike. Im Zentrum des Glaubens steht stattdessen Jesus Christus. Laut Reimer hat sich das Christentum durchgesetzt, weil die christlichen Glaubensaussagen für viele Menschen ansprechend waren. Die christliche Gemeinschaft sei glaubwürdig aufgetreten. Man habe das „Christ-Sein“ gelebt.
Doch was genau bewegt Menschen ganz grundsätzlich dazu, sich einer Religion anzuschließen? „Struktur“ ist für Reimer ein zentrales Motiv der Menschen. Besonders das Christentum biete eine klare Lebensführungsstruktur und Weltperspektive. Außerdem werde die Religionsgemeinschaft durch ein starkes Gemeinschaftsgefühl und Solidarität attraktiv.
Eine andere Sicht bietet uns in dem Video der Soziologe Joachim Fischer. Aus soziologischer Perspektive sei die Neigung, sich Religionen anzuschließen, auf die Verletzbarkeit des Menschen zurückzuführen. Der Mensch sei nicht nur verletzlich, sondern sich auch dieser Verletzlichkeit bewusst. Deshalb suche er nach Kompensation, also einem Stück Sicherheit im Ausgleich zu dieser Verletzlichkeit.
Spannend sind dabei auch Ersatzreligionen. Darunter zählen für Fischer vor allem politische Religionen wie der Nationalsozialismus. Er erkennt aber beispielsweise auch in der heutigen ökologischen Bewegung einige Züge, die an Religion erinnern. In der Folge von „Gute Frage“ spricht Karl außerdem mit der Theologin Cornelia Mügge sowie der Politikwissenschaftlerin Nikita Dhawan. Es geht dabei um Feminismus, Menschenrechte, Politik – und was das alles mit Religion zu tun hat.
Klingt spannend und ihr wollt mehr wissen? Dann schaut euch gern das Video in voller Länge an (ca. 21 Minuten).
Weitere Infos zu den Protagonist:innen
Die Zukunft unserer Städte hinsichtlich Mobilität, Nachhaltigkeit und Lebensqualität hat viele Fragende beschäftigt.
Spannende Prognosen zur Stadt der Zukunft geben Wissenschaftler:innen in einem "Gute Frage"-Video der TU Dresden. Ihr seid euch in den Fragen mit den Wissenschaftler:innen einig: Mobilität, Klimafreundlichkeit und Lebensqualität spielen in der Stadt der Zukunft eine große Rolle. Diese drei Aspekte hängen außerdem eng zusammen.
Das zeigte sich bereits im ersten Interview mit Christian Leßmann, Professor für Volkswirtschaftslehre an der TU Dresden. Die ökologische Nachhaltigkeit von dicht bebauten Städten sei gar nicht so leicht zu bestimmen. Einerseits sei der Verlust an Grünfläche durch enge Bebauung problematisch. Andererseits seien Transportkosten in dichten Städten günstiger und es gebe weniger CO2 Emissionen durch Transport. Leßmann betont, dass die Stadt der Zukunft auf sehr gute Transportinfrastruktur angewiesen sei. Das könne unter anderem Staus vermeiden und Emissionen reduzieren. Zudem weist er auf weitere Veränderungen durch die Corona Pandemie hin. Verstärkte Home-Office-Möglichkeiten haben Auswirkungen auf Wohnpräferenzen. Beispielsweise werden Randgebiete von Städten interessanter.
Zur Mobilität in der Stadt der Zukunft befragte die Moderatorin Susanne auch Arnd Stephan, Professor für elektrische Bahnen. Das Ziel sei, laut Stephan, hohe Mobilität mit wenig Verkehr zu haben. Dafür benötige man Verkehrsachsen mit hoher Leistungsfähigkeit, beispielsweise gut ausgebaute Tram-Netze. Eine große Herausforderung sei es jedoch, diese Verkehrsachsen elektrisch zu betreiben. Laut Stephan braucht es eigene Autos aus rationaler Sicht zukünftig nicht mehr. Wenn man allerdings die emotionalen Aspekte von Privatautos betrachte, geht er davon aus, dass Autos weiter besitzt und genutzt werden wollen. Die Entwicklung von der selbstbestimmten Teilnahme am Verkehr zum rational vernünftigen Verkehr sei jedoch kein technisches Problem. Stattdessen betreffe das die Einstellung der Menschen zur Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Stephan erwartet von zukünftigen Städten, dass mehr Dinge kleinräumig erledigt werden. Alles, was an einem Ort machbar ist, wird dort auch gemacht. Das sei durch die Coronapandemie deutlich sichtbar geworden.
Diese Vorstellung eines kleinräumigeren Alltags teilt auch Prof. Manuel Bäumler. Er ist Teil der Arbeitsgruppe Städtebauliches Entwerfen an der TU Dresden. Für ihn ist die Stadt der Zukunft eine „15-Minuten-Stadt“. Vom Wocheneinkauf bis zum Kinobesuch – alles solle in einem möglichst kleinen Radius machbar sein, in dem man sich auch wohlfühlt. Außerdem erwartet er in der Zukunft flexiblere Gebäudestrukturen. Damit ist gemeint, dass Gebäude möglichst umnutzungsfähig sind. So solle Altes mit Neuem verbunden werden. Die Stadt werde nach dem Prinzip des Urban Mining* als Ressource verstanden. Statt neu zu bauen, könne man bereits Bestehendes umnutzen. Im Hinblick auf Wohnräume prognostiziert Bäumler ein individuelleres Angebot. Bisher seien Wohnungen relativ einfältig. Auch dabei stellt er sich mehr Sharing* Angebote vor. Man könne als Ergänzung zu relativ kleinen Wohnungen beispielsweise ein Kino im Haus gemeinschaftlich teilen. Insgesamt ist die Stadt der Zukunft für Bäumler grüner, ruhiger, lebenswerter und vor allem gemeinschaftlicher.
Zwei Mitarbeitende des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung, Dr. Markus Egermann und Dr. Martina Artmann, erzählen schließlich von einigen Projekten in Dresden. Egermann betont, wie wichtig Ambitionen und Ziele im Hinblick auf eine klimafreundliche Zukunft seien. Mit den Projekten der „Zukunftsstadt Dresden“ werden von Bürger:innen und Wissenschaftler:innen gemeinsam Ideen entwickelt und umgesetzt.
Ein Dresdner Projekt ist der „Essbare Stadtteil Plauen“. Dr. Artmann berichtet vom bürgerschaftlichen Engagement, das bei dem Projekt gezeigt wird. Es gehe darum, Lebensmittel in der Stadt selbst zu produzieren. Ergebnis sei essbares, öffentliches Stadtgrün.
Hast auch du hast Lust, Ideen für die Zukunft zu entwickeln oder tatkräftig an einer klimafreundlichen, lebenswerten Stadt Dresden mitzuwirken? Dann klick dich doch auf der Webseite der Zukunftsstadt mal durch! Dort findest du weitere spannende Projekte rund um Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Bildung.
*Urban Mining (dt. Stadtschürfung): Es geht um die Wiederverwendung bestehender Rohstoffe. So werden u. a. dicht bebaute Städte als große Rohstofflager angesehen. Durch Umnutzung und Aufarbeitung bestehender langlebiger Güter werden Rohstoffe wiedergewonnen. Zu den langlebigen Gütern zählen sowohl Infrastruktur, Gebäude und Deponien, als auch Konsumgüter wie Elektrogeräte. Quelle Definition "Urban Mining"
*Sharing (engl.) hier : gemeinsame Benutzung
Zum Thema "Zukunft der Städte" gestellte Fragen aus Dresden und Weißwasser:
- Wie kann man Städte lebendig machen und Bürgerbeteiligung erwirken?
- Wie würde eine Zukunft aussehen, in der Mobilität außerhalb des eigenen Wohngebietes nicht mehr wichtig/nötig ist?
- Wann sind unsere Städte autofrei?
- Was wird später in der Zukunft passieren?
- Wie können wir in der Zusammenarbeit von Ideen aus der Wissenschaft und der Gesellschaft etwas gegen den Klimawandel tun?
Weitere Informationen zu den Protagonist:innen aus dem Video:
- Prof. Dr. Christian Leßmann, Professur für VWL, insb. Internationale Wirtschaftsbeziehungen
- Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Professur für Elektrische Bahnen
- Prof. Dipl.-Ing. Manuel Bäumler, Arbeitsgruppe Städtebauliches Entwerfen
- Dr. rer. pol. Markus Egermann, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung
- Dr. rer. nat. Martina Artmann, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung
Der Weg zur Arbeit, die Reise in den Urlaub oder der Gang zum Supermarkt: Mobilität spielt in unserem Alltag eine zentrale Rolle. Zur Zukunft der Mobilität gingen im Projekt POP UP WISSEN viele Fragen ein. Einige Fragende beschäftigte besonders das autonome Fahren.
In einer neuen Folge der Serie „Gute Frage“ der TU Dresden gibt es spannende Antworten von Wissenschaftler:innen rund um das autonome Fahren. Dabei geht es nicht nur um aktuelle Forschung, sondern auch erste Einsätze automatisierter Fahrzeuge, die Rechtslage und Zukunftsprognosen zu Mobilität.
Zuerst sprach Moderator Karl mit Dr. Thomas Tüschen, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Fahrzeugtechnik der TUD. Er erklärt, was man unter autonomem Fahren überhaupt versteht. Es gehe darum, dem Auto zu sagen, was es tun soll, sodass es im Anschluss die Aufgabe des Fahrens übernimmt. Das Auto wird Fahrer:in.
Beim autonomen Fahren unterscheidet man die fünf folgenden Stufen:
Level 1 |
Assistenten, z.B. Tempomat, der Geschwindigkeit des Fahrzeugs konstant hält |
Level 2 |
Fahrzeug übernimmt Längs- & Querführung, z.B. Fahrassistent, der Abstands- & Geschwindigkeitsregelungen mit Spurmittenführung kombiniert |
Level 3 |
Fahrender Mensch kann sich zum Teil aus Autoführung herausnehmen und Auto selbstständig fahren lassen |
Level 4 |
Fahrzeuge, die bis auf wenige Situationen komplett selbstständig fahren können |
Level 5 |
Fahrzeug hat kein Lenkrad mehr, es gibt keinen fahrenden Menschen: Auto fährt vollautomatisiert selbst |
Autos sind hochkomplizierte Systeme in einer noch viel komplizierteren Welt, so Dr. Tüschen. Es gebe beim Programmieren der automatisierten Fahrzeuge extrem viel zu berücksichtigen. Deshalb sei noch unklar, wann Autos der Kategorie Level fünf auf den Markt kommen. Schließlich müsse ein Auto auf diesem Level immer und überall selbstständig und sicher fahren können.
Der Moderator Karl sprach außerdem mit Luise Fitztum, Mitarbeiterin am Institut für Verkehrstelematik. Sie arbeitet im Projekt ABSOLUT. Im Rahmen des Projekts wird ein automatisierter Shuttlebus in der Stadt eingesetzt. Für die Automatisierung von Fahrzeugen seien Kreisverkehre und Linksabbiegungen besonders schwierige Situationen. Dort gebe es viele verschiedene Aspekte für das Fahrzeug zu berücksichtigen.
Auch in der Verkehrsunfallforschung (VUFO) ist Automatisierung ein brandaktuelles Thema. Thomas Unger, Bereichsleiter für Datenanalyse und Simulation, erzählt Karl von der Forschung. In der VUFO erhebe man Unfalldaten, um das gesamte Unfallgeschehen zu erfassen. Automatisierte Autos zeigen Effekte im Verkehrsfluss, da die Autos vorhersehbar seien. Außerdem vermeiden sie Unfälle. Wenn auf einer Autobahn 20% der Autos auf Level zwei automatisiert seien, werden bereits 7% der Unfälle vermieden.
Zuletzt sprach Moderator Karl mit Helena Jahromi, Mitarbeiterin am Institut für Internationales Recht, Geistiges Eigentum und Technikrecht. Im Jahr 2021 hat es viele neue Rechtsordnungen für automatisierte Fahrzeuge gegeben. Besondere Regelungen seien für Fahrzeuge ab Level drei nötig, wenn sich der fahrende Mensch aus der Führung nehmen kann. Es gebe einige konkrete Bestimmungen, die jedes automatisierte Fahrzeug fest programmiert haben müsse. Viel diskutiert wurden Dilemma-Situationen. Damit sind Situationen gemeint, in denen aus mehreren gefährlichen Fahroptionen die Beste gewählt werden muss. Das Gesetz bestimmt, dass der Schutz menschlichen Lebens immer Priorität haben muss. Dabei ist jedes Menschenleben gleich viel wert. Es darf beispielsweise keine Priorisierung nach Alter, Bildung oder anderem stattfinden. Eine große Herausforderung für die Automatisierung sei die Infrastruktur. Es muss für jedes Fahrzeug eine technische Aufsicht geben, die auch außerhalb des Autos sitzen könne. Trotzdem müsse die Aufsicht dauerhaft in Kontakt mit dem Fahrzeug sein. Eine stabile Internetverbindung ist dafür eine Grundvoraussetzung. Altbekannte Funklöcher dürfe es beim automatisierten Fahren nicht geben.
Ihr wollt mehr wissen? Dann schaut euch gerne hier (Link unterlegen: Wann kommt das autonome Fahren? 🚘 | Gute Frage zum Verkehr der Zukunft - YouTube) das Video in voller Länge an und schreibt eure Meinung und Fragen in die Kommentare!
Zum Thema „Automatisiertes Fahren“ gestellte Fragen aus Dresden und Weißwasser:
- Wann nimmt uns Automatisierung endlich die Arbeit ab?
- Wie sieht es aus, wenn sich das autonome Fahren durchsetzen sollte und es dann zu Unfällen kommt? Wer haftet dafür? Außerdem sind die meisten Fahrzeuge in diesem Segment elektrisch betrieben. Wie will man dafür die Infrastruktur anpassen? (Man bekommt es ja nicht mal mit dem Internet hin, die Infrastruktur auszubauen.)
- Sind allein fahrende Autos in Planung?
Weitere Informationen zu den Protagonist:innen aus dem Video:
- Dr. Thomas Tüschen, Institut für Automobiltechnik Dresden Dr.-Ing. Thomas Tüschen — Professur für Kraftfahrzeugtechnik — TU Dresden (tu-dresden.de)
- Luise Fitztum, Institut für Verkehrstelematik, Projekt ABSOLUT Dipl.-Ing. Luise Fitzthum — Professur für Verkehrsprozessautomatisierung — TU Dresden (tu-dresden.de)
- Thomas Unger von der Verkehrsunfallforschung, Bereichsleiter für Datenanalyse und Simulation Dipl.-Ing. Thomas Unger - Bereichsleiter Datenanalyse und Simulation - Verkehrsunfallforschung an der TU Dresden GmbH | XING
- Helena K. Jahromi, Institut für Internationales Recht, Geistiges Eigentum und Technikrecht Team — Professur für Bürgerliches Recht, Immaterialgüterrecht, insb. Urheberrecht, sowie Medien- und Datenschutzrecht — TU Dresden (tu-dresden.de)