Fakultät Mathematik
Inhaltsverzeichnis
Studiengänge im Überblick
Für eine Beratung zu fachspezifischen Fragen können Sie sich immer – unabhängig von der heutigen Veranstaltung – an unsere Studienfachberatung wenden:
Dr. Vadim Alekseev
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Web-Bereich der Fakultät Mathematik für Studieninteressierte
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Programm
12 Uhr – Mathematik an der TU Dresden – Internationale Masterprogramme und Berufsperspektiven
Professor Dr. S. Neukamm stellt die Fakultät Mathematik und ihre internationalen Masterstudiengänge vor. Wir bieten einen detaillierten Überblick zu Inhalten, Struktur und Aufnahmeverfahren der Programme und erkunden auch die spannenden Berufsperspektiven unsere Absolventen. Im Anschluss an die Präsentation besteht die Möglichkeit zum Dialog mit Mathematikstudierenden und -mitarbeitern.
Vortragssprache: Englisch und Deutsch
Zoom-Link
Vorstellung der Fakultät
Uns Lehrende, Mitarbeitende und Studierende der Fakultät Mathematik an der TU Dresden eint die Freude am gemeinsamen Lernen, Lehren und Forschen. Wir verknüpfen dabei Theorie und Anwendung in einer Weise, die es Menschen, die ein Studium bei uns absolvieren, erlaubt, Wissen auf höchstem Niveau zu erwerben und zu transferieren. Grundlage unserer Arbeit ist das gemeinsame Streben nach Erkenntnis. Dabei setzen wir auf die Bedeutung des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns.
Wir sehen uns in einer besonderen Verantwortung. Mathematik durchdringt heute fast alle Bereiche unseres Lebens und findet überall Anwendung. Es ist unser Anspruch, in allen Varianten des Mathematikstudiums das logische und abstrakte Denkvermögen unserer Studierenden so zu trainieren und zu entwickeln, dass sie komplexe und komplizierte Strukturen in ganz unterschiedlichen Bereichen durchdringen, analysieren und optimieren können.
Es ist daher unsere Verpflichtung, an unserer Fakultät Mathematikerinnen und Mathematiker auszubilden, die für ihre Aufgaben bestmöglich gerüstet sind. Als künftige Führungskräfte, Innovationsträgerinnen und Innovationsträger sind sie in der Lage, Verantwortung für unsere Gesellschaft zu übernehmen und die Transformation ins digitale Zeitalter zu gestalten. Als Lehrerinnen und Lehrer sind sie in der Lage, Schülerinnen und Schüler so auszubilden und zu begleiten, dass diese mit Freude und Selbstvertrauen ihr Potential ausschöpfen können.
Eine hervorragende und hilfreiche Lehre, die die sozialen Bedürfnisse und fachlichen Fähigkeiten aller Studierenden erkennt und berücksichtigt, ist für uns dabei der Motor allen universitären Handelns. Prägend für unsere Arbeit sind eine starke internationale Vernetzung, eine lebendige regionale Verbundenheit und der enge Austausch mit anderen Fakultäten, Wissenschaftsbereichen und Partnerinnen und Partnern in Industrie und Handwerk. Als Teil der einzigen Exzellenzuniversität der Region verstehen wir uns als die Anlaufstelle für Mathematik in Dresden und Umgebung, sowie darüber hinaus in Sachsen und Mitteldeutschland.
Können Mathematiker:innen besonders gut Kopfrechnen? Oder greifen sie lieber zum Taschenrechner? In dieser Folge der »Sitzgelegenheit« klären die Wissenschaftler:innen der Fakultät Mathematik über die häufigsten Mathe-Klischees auf.
Weitere Videos zum Kennenlernen der Fakultät Mathematik und ihrem Studienangebot finden Sie in folgender Youtube-Playlist.
Orientierungsplattform Forschung und Praxis (OFP)
Das Studienerfolgsprojekt OFP bietet Studierenden Einblicke in potenzielle Berufsfelder und Tätigkeitsbereiche, zeigt auf welche Kompetenzen wichtig sind für die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt und verknüpft damit die Theorie mit der Praxis. Für den Studienbereich Mathematik udn Naturwissenschaften wurde von der OFP-Koordinatorin Christina Schulz eine Podcast-Reihe "Hör rein in die Praxis" veröffentlicht. Alle Folgen und noch mehr unter tud.de/mn/podcast
Als Mathematiker bei der Europäischen Kommission
Wie kommt man als Mathematiker zur Europäischen Kommission in Brüssel? In dieser Folge erzählt uns Julián Daniel Jiménez Krause von seinem Studium an der TU Dresden, die Rolle von Mentoren und den Umgang mit Umbrüchen und neuen Herausforderungen. Außerdem verrät er uns Wissenswertes zum Auswahlprozess für Stellen bei der EU und seine aktuelle Tätigkeit als Innovation Portfolio Manager.
[Intro-Musik spielt]
Ansage: OFP-Podcast: Hör rein, in die Praxis!
Christina Schulz: Herzlich Willkommen zum Podcast der Orientierungsplattform Forschung und Praxis, kurz: „OFP“. Mein Name ist Christina Schulz und ich bin Koordinatorin der OFP für den Bereich Mathematik und Naturwissenschaften.
Im Podcast spreche ich für dich mit Expertinnen und Experten aus der Praxis. In unseren Interviews erfährst du Tipps und Wissenswertes für deinen Erfolg im Studium.
Mein heutiger Gast ist Julian Daniel Jimenez-Krause. Er ist Mathematiker und arbeitet nun, nach einigen interessanten beruflichen Stationen, bei der Europäischen Kommission.
~ Gesprächsbeginn ~
Christina Schulz: Hallo Herr Jimenez-Krause! Ich begrüße Sie ganz herzlich. Ich freue mich, dass wir heute miteinander sprechen, über ihren interessanten Lebenslauf und über ihre Tätigkeit bei der Europäischen Kommission.
Julian Jimenez-Krause: Guten Morgen Frau Schulz, vielen Dank!
Christina Schulz: Es ist zwar schon ein kleines Weilchen her, aber Sie haben an der TU Dresden Mathematik studiert. Wie haben Sie denn das Studium empfunden und war das gleich klar für Sie, dass es Mathematik sein soll?
Julian Jimenez-Krause: Ein Weilchen her, das war 84 bis 89. Ja, ein Weilchen her kann man sagen. Ich wollte immer Mathe studieren, Mathe oder Physik, also als Kind schon. Ja, ich war so, Naturwissenschaften lagen mir so ziemlich easy in der Schule und für mich war klar, es sollte Mathe, Physik oder gar nichts werden, ein bisschen radikal. Und ich bin in Kuba geboren und aufgewachsen, Abitur in Kuba gemacht und damals gab es noch den Ostblock und jedes Jahr bekam Kuba eine Menge von Studienplätzen in in den Ostblockländern zugeteilt. Und die wurden dann ausgehändigt und die Leute wurden dann quasi eingeladen, sich zu bewerben.
Und als ich dran war, als ich die zwölfte Klasse am abschließen war, da gab es Mathematik einmal in St Petersburg, Leningrad damals, und in Dresden. Und ich habe mich einfach für Mathematik Dresden beworben. Ich wollte auch nicht in die Schule in die Sowjetunion, wollte ich nicht. Mein Bruder hat da studiert, der ist vier Jahre älter als ich und das war nicht einfach, also da auch die Versorgungssituation und auch die politische Kontrolle, war schon...gut, die gab es auch in der DDR, aber die war schon eine Nummer härter und mir war auch klar, in die Sowjetunion will ich nicht. Außerdem hatte ich den Vorteil, schon Deutsch sprechen zu können, weil meine Mutter Deutsche ist und ich habe mich einfach nur Mathe Dresden beworben und ich hab das auch bekommen.
Christina Schulz: Super! Und wie haben sie das Studium an sich empfunden?
Julian Jimenez-Krause: Das Studium war hart, aber ich finde mit einer hervorragenden Qualität, also wirklich auf sehr hohem Niveau, vom Anfang an. Das fing an, schon im ersten Semester wurde richtig losgelegt, so dass die Hälfte der jungen Menschen, die angefangen haben, das erste Semester nicht abgeschlossen haben. Ich hab das später mal gefragt, ob das nicht zu hart war und ich bekam als Antwort, ich glaube, das war Professor Bachmann, der hat mir gesagt: „Das machen wir mit Absicht, damit Leute nicht die Zeit verlieren, also das ist gut gemeint.“
Auf jeden Fall, das Studium war hart, auf sehr hohem Niveau. Ich fand es extrem gut, mich haben z.b. so Sachen beeindruckt... wir hatten Professoren, die waren noch von der alten Schule. Ich nenne einen Namen: P. H. Müller, Professor P. H. Müller. Der hat Lateinisch, Altgriechisch und Hebräisch gesprochen und der kannte die Mathematik global, also wann immer er irgendwas erklärt hat, er hatte diese holistische, globale Vision. Und wenn er einen Term [erklärt hat], ich kann mich erinnern, als er bei...welche Vorlesung war das...irgendeine Vorlesung, die die Kardinalzahl „Aleph“ erklärt hat, hat er ein kleines Referat über das hebräische Alphabet gehalten und das hat mich immer fasziniert.
Christina Schulz: Okay, hatten sie damals schon, in dieser Welt, irgendeine Vorstellung von ihrer beruflichen Tätigkeit?
Julian Jimenez-Krause: Nicht wirklich. Also ich glaube mein Ziel und mein Traum war damals, Wissenschaftler zu werden oder in der Akademie zu bleiben, also quasi auch mal ein eine Karriere an der Uni zu machen. Das war mir nicht vergönnt. Ich kann das ja erzählen, jetzt...also als das Studium zu Ende ging, ich war ein ziemlich guter Student, also ich hatte durchweg immer sehr gute Noten und die Uni Dresden hat mir angeboten, ein direkt Promotionsstudium anzuschließen. Ich war aber Kubaner bei Kuba/DDR, da gab es keine doppelte Staatsbürgerschaft und ich bin dann zur Botschaft in Berlin und habe gesagt: „Hier, ich habe ein Angebot weitere zwei Jahre zu studieren und dann als Doktor fertig zu werden.“ Und dann haben die gesagt: „Nein, sie fliegen sofort nach dem Abschluss der Diplomarbeit nach Kuba zurück.“ Und somit wurde meine wissenschaftliche, akademische Karriere quasi...
Christina Schulz: Beendet, bevor sie angefangen hat.
Julian Jimenez-Krause: Bevor sie angefangen hat, genau!
Christina Schulz: Wie ging es dann weiter für Sie?
Julian Jimenez-Krause: So, dann wie gesagt, nach dem Abschluss der Diplomarbeit musste ich nach Kuba zurück. Habe ich auch gemacht und ich wollte dann an der Uni Havanna anfangen zu arbeiten. Ich hatte auch Kontakte, die wollten mich auch, die kannten mich auch. Und das war mir auch verboten, also da waren irgendwelche Mächte, unsichtbare Mächte, die die haben schon meine Zukunft entschieden und die hatten vorgesorgt, dass ich in der IT bei einer landwirtschaftlichen Einrichtung außerhalb von Havanna arbeiten sollte. Und für mich das war wie die Verbannung nach Sibirien, also ich war voll schockiert, ich war unter Schock. Die Leute, die mich kannten, an der Uni Havanna genauso und gut, dann bin ich da am 1. September hin zu diesem Institut für Grundlagenforschung der tropischen Landwirtschaft außerhalb von Havanna. Und siehe da, da hatte ich ein Chef, das war ein Doktor der Biologie, ein junger Mann und der war super, sehr sehr schlau, sehr intelligent, sehr energetisch und der hat mir ganz tolle Aufgaben gegeben und hat mir auch sehr schnell glaubhaft gemacht, dass meine Arbeit dort auch super interessant und wissenschaftlich auch relevant ist. Ich hab ein Jahr und zwei Monate da gearbeitet, bis wir dann, meine Mutter, mein Bruder und ich, endgültig Kuba verlassen haben und Richtung vereintes Deutschland ausgewandert sind. Ich habe in diesem Jahr mehrere Publikationen geschrieben, also nicht als Hauptautor, aber immerhin und in der Tat, mir hat auch die Arbeit gefallen irgendwann, also das hat sie schon. Und das war dann auch quasi dieser Schub in die IT.
Christina Schulz: War das vielleicht sowas wie ein Mentor für sie, der Vorgesetzte?
Julian Jimenez-Krause: Absolut! Ja der Dr. Esquivel, den werde ich auch nicht vergessen. Der war ein Mentor, einmal was die emotionale Seite [angeht] und zu zeigen, dass die angewandte Mathematik, angewandt in dem Bereich der Biologie, sehr interessant sein kann, aber nicht nur die pure Mathematik, wie die, die ich an der Uni hatte. Aber auch der Typ, der hat publiziert am laufenden Bande und nicht nur im Inland auch im Ausland, also der war schon ein sehr guter und sehr aktiver Wissenschaftler. Und der hat mir auch diese Denke, wie man arbeitet, so dass man daraus eine Arbeit hat, die man veröffentlichen kann [mitgegeben] und das hat mir auch in den späteren Jahren viel geholfen.
Christina Schulz: Ja. Sie sind dann also mit ihrer Familie von Kuba zurück gekommen nach Deutschland, wie ging's dann für Sie weiter?
Julian Jimenez-Krause: Ja wir sind in November 1990, meine Mutter, mein Bruder und ich, endgültig aus Kuba weg und ins vereinte Deutschland geflogen. Und ich bin sofort nach Dresden, weil ich hab die Jahre davor in Dresden gelebt und ich hatte noch meine Netzwerke, kannte viele Leute da und hab an der Algebra, der Mathematik, an der TU eine HiWi-Stelle, das war so eine halbe Stelle, angenommen. Und das war vor allem eine Zeit des Umbruchs, das war direkt nach der Wende, wenn man so so will und der Umbruch war noch sehr stark bemerkbar an der Uni. Noch viele Professorenstellen waren unbesetzt und ich habe relativ schnell, also ich hatte nicht wirklich eine große Aufgabe da zu erledigen, ich habe relativ schnell mir eine Tätigkeit als Programmierer beim Helmholtz Institut für Festkörperphysik gesucht und angenommen. Und dann habe ich eine Stelle gefunden in Gatersleben, das ist ganz weit weg von Dresden, das ist in Sachsen-Anhalt in der Nähe von Quedlinburg. Ich habe eine Stelle bekommen, die war ziemlich identisch wie meine Stelle in Kuba, also wieder Mathematik und Informatik angewendet auf Biologie und die habe ich super gerne angenommen. Das hat sich ergeben, im Grunde durch meine Publikationen in Kuba, weil die mich dadurch kannten. Und dann habe ich da zwei Jahre gearbeitet und dann bekam ich eine ähnliche Stelle, aber schon ein bisschen mehr politisch, bei dem Informationszentrum für biologische Vielfalt in Bonn und die habe ich angenommen. Das war meine allererste Stelle mit einem richtigen Gehalt, BAT 2 damals hieß das und das habe ich gemacht, 15 Jahre lang.
Christina Schulz: Okay, Wow! Und von dort zur Europäischen Kommission, wie ist es dazu gekommen?
Julian Jimenez-Krause: Wie ist das gekommen, genau. Wie gesagt, das habe ich 15 Jahre lang [gemacht], das ist eine ziemlich lange Zeit. Und ich war fest angestellt unter BAT 2, da hat sich dann später die Bezeichnung geändert, ich weiß nicht mehr, wie das später geheißen hat, aber man kam nicht voran. Also man hatte quasi diese Stelle mit dieser Besoldungsgruppe für immer und ich so Mitte/Ende 30 dachte, das kann es doch nicht gewesen sein in meinem Leben. Und ich war so ein bisschen frustriert und am gucken und habe mich umgeschaut und bin, rein zufällig, auf die Webseite der Europäischen Kommission, die heißt EPSO, quasi die Personalseite der Kommission, wo auch die Ausschreibungen und die Auswahlverfahren veröffentlichen werden [gestoßen]. Und da war ein Auswahlverfahren gerade angelaufen und das war für mich zugeschnitten, also das war wirklich mein Wissen. Ich dachte, also das ist so extrem für mich gemacht, da muss ich teilnehmen. Und dann habe ich teilgenommen, ich habe es auch ernst genommen, ich habe mich auch vorbereitet. Ich habe gepaukt wie seit der Uni nicht mehr und nach anderthalb Jahren Auswahl, das waren anderthalb Jahre Auswahlverfahren, wurde ich quasi ausgewählt, ja.
Christina Schulz: Wow, also das klingt nach einem sehr, ja, gründlichen, aufwendigen Auswahlverfahren, was ja an sich auch eine gute Sache ist. Können Sie dazu vielleicht nochmal was genauer sagen, wenn sich jemand dafür interessiert, bei der EU zu arbeiten?
Julian Jimenez-Krause: Ich kann ja das erstmal sagen, die Auswahlverfahren heute sind weniger, die dauern weniger lang. Also diese Sache mit diesen anderthalb Jahren, das war weil die Auswahlverfahren damals, die bestanden aus drei Teilen, ein Multiple Choice Test, wirklich über drei Bereiche, einmal Informatik, einmal Europa, einmal so eine Art Intelligenztest. Und der Multiple Choice Test wurde sehr schnell ausgewertet, das wurde automatisch ausgewertet. Aber dann gab's noch eine schriftliche Prüfung, wo man aus drei Themen über zwei Themen eine Ausarbeitung schreiben sollte. Und so eine Ausarbeitung von 12 Seiten, das muss irgendjemand lesen und bewerten. Und das bei zig tausenden Teilnehmern an diesem Auswahlverfahren. Das war wahrscheinlich so der Flaschenhals oder das Nadelöhr von diesem ganzen Verfahren. Und heute ist das nicht mehr so, heute nach der ersten Selektion werden Leute schon eingeladen zu was Interaktivem, wo die Entscheidung auch viel schneller stattfindet. Auf jeden Fall, es gibt nicht immer, also man geht so auf diese App, diese Webseite und es gibt nicht immer ein Auswahlverfahren welches einen anspricht. Das heißt, wenn man Interesse hat, man muss sich das vormerken und alle zwei Monaten reinschauen.
Christina Schulz: Okay, also es lohnt sich da auch immer mal einen Blick drauf zu werfen, wenn man was sucht, genau. Aber man muss sich auch gut vorbereiten scheinbar!
Julian Jimenez-Krause: Mann muss sich gut vorbereiten, das kann man überhaupt nicht auf die leichte Schulter nehmen, weil die Fragen sind schon sehr…also es geht sehr sehr tief ins Wissen rein. Und da macht ein Punkt Differenz auch die Differenz, ob man angenommen wird oder jemand anderes von woanders, also das ist knallhart.
Ich glaube die Hauptmessage oder die Hauptbotschaft hier ist: solche Auswahlverfahren gibt es, die sind öffentlich, die sind offen, die sind transparent. Ich kannte niemanden in der Kommission, die Kommission war für mich eine Blackbox. Ich hatte null Ahnung was das hier ist und wie das hier funktioniert und ich habe mich auf dieses Auswahlverfahren dann beworben, vorbereitet und hab mitgemacht und bin ausgewählt worden und bin seit 2008 mittlerweile hier.
Christina Schulz: Super! Jetzt sind sie IT Portfolio and Innovation Manager bei der Generaldirektion Wettbewerb. Was kann man sich darunter vorstellen, was sind ihre Aufgaben?
Julian Jimenez-Krause: Ja also ich fange damit an, ein bisschen zu erklären was die Generaldirektion Wettbewerb ist. Die Kommission hat also ich glaube so um die 28 Generaldirektionen. Es gibt ein paar horizontale Generaldirektionen für Human Resources, es gibt eine Informatik Generaldirektion. Budget also Etat hat auch eine eigene Generation aber die anderen Generaldirektion sind thematisch.
Es gibt eine für Landwirtschaft, eine für Fischerei und es gibt nunmal auch eine für Wettbewerb. Die Wettbewerbspolitik der Union, der Europäischen Union, zielt darauf, dass auf dem europäischen Markt die Unternehmen fair unter fairen Bedingungen miteinander in Wettbewerb stehen, dass keine Monopole entstehen, dass keine Netzwerke von Unternehmen sichtbar sind, die Kundschaft untereinander aufteilen und die Preise diktieren. Das wird sehr stark aufgepasst und dafür zuständig ist die Generaldirektion Wettbewerb. Und die ist schon ziemlich groß, weil Europa ist auch sehr groß, also das sind um die 900 Rechtsanwälte die da arbeiten, ein paar Economists auch da drunter, aber die meisten sind schon Rechtsanwälte. Sind übrigens die Spitzen-Rechtsanwälte Europas, die da arbeiten und die sind natürlich auch extrem anspruchsvoll, auch gegenüber den Dienstleistern im Hause, also uns. Und wir haben eine eigene Informatik, die eingebettet ist in die große Informatik.
Mein Tätigkeitsfeld, also mein Portfolio, reicht von sehr grundsoliden Aufgaben, wie Infrastruktur und Support, also die Teams die Infrastruktur machen und die Teams sich Support machen, die sind unter mich gestellt. Ich habe aber auch zukunftsgewandte Themen und Projekte, wie Business Intelligence und Data and Artificial Intelligence, also künstliche Intelligenz. Wir haben vor drei Jahren angefangen, erst mal ganz vorsichtig: Was ist das überhaupt, was könnte das, wie könnten wir die Entwicklungen, dieser dritten Welle der künstlichen Intelligenz, nämlich Machine Learning und Deep Learning anwenden für unsere Arbeit? Und jetzt nach drei Jahren haben wir schon eine ganze Reihe von sehr konkreten Projekten, noch sehr bescheiden finanziert, weil… im öffentlichen Dienst, das war in Bonn auch nicht anders, es passiert alles in einem zwei-Jahres-Rhythmus, also man kriegt Geld, was man vor zwei Jahren bestellt hat und gerechtfertigt hat. Ist natürlich für Innovation nicht gerade optimal, ist aber so.
Wir sind da aber jetzt voll, würde ich sagen, am „richtig“ Arbeiten, nicht mehr Theorie und Reports schreiben und Präsentationen machen, sondern handfeste Aufgaben, handfeste Probleme lösen.
Christina Schulz: Gibt es so einen typischen Tagesablauf oder variiert das ganz stark?
Julian Jimenez-Krause: Ja, es variiert sicherlich, aber es gibt es gibt schon so ein Grundschema.
Es gibt viele Meetings, es gibt gleich zu viele Meetings für meinen Geschmack, aber es ist nunmal so. Es gibt kaum eine Person, die alle Entscheidungen alleine trifft. Die meisten, viele Entscheidungen, sind kollektiv getroffen und dann heißt es: In dem Meeting wurde entschieden, das, das und das wurde empfohlen und dann geht das eine Etage höher an Hierarchie, damit die Hierarchie das noch mal absegnet. Also Meetings nehmen sehr viel Zeit ein.
Jetzt mit der Corona-Zeit gab es noch mehr Meetings, aber die waren effizienter witzigerweise. Also ich glaube die Meetings jetzt zu Corona-Zeit, die hatten ganz klare Ziele, Abschluss, Ergebnis und wenn es einem ein bisschen zu langweilig wurde in dem Meeting, konnte man dann noch E-Mails beantworten währenddessen.
So das ist ein Teil der Arbeit, dann gibt es einen Teil der Arbeit…ich habe natürlich ein Portfolio, mein Portfolio hat Ziele, ich hab Ziele pro Quartal und auch am Ende des Jahres muss ich Ergebnisse zeigen. Und ich muss natürlich auch aufpassen, dass die Teams die Orientierung nicht verlieren und dass die Teams die Arbeit liefern, die wir als großes Team, also mein Portfolio Team, Ende des Jahres vorzeigen, die Ziele, die wir einfach liefern müssen. Und dazu habe ich dann Meetings mit den Team-Leaders von meinen Teams, ich habe wenn es sein muss, manchmal müssen technologische Entscheidungen getroffen werden, dann nehme ich auch an Meetings mit dem ganzen Team zusammen teil. So, das ist noch ein ganz wichtiger Teil der Arbeit, das ist eben die tägliche operative Arbeit.
Noch ein Teil Arbeit, was sehr sehr viel Zeit und Energie kostet, ist, dass wir hin und wieder irgendwelche Dokumente erstellen müssen. Zum Beispiel mussten wir im April einen „Modernization-Plan“ der Generaldirektion Wettbewerb [erstellen] und das ist im Grunde das offizielle Dokument, wie stellt sich die Generaldirektion vor, wie in fünf Jahren die Informatik aussehen soll. Das ist so ein Dokument, das kann man nicht irgendwie so auf die leichte Schulter nehmen, da muss man sehr viel denken und diskutieren und es ist ein iterativer Prozess, bis man ein solides Dokumente hat, was Kopf und Fuß hat, was auch eine Vision beinhaltet. Und dann muss das Dokument so geschrieben sein, dass auch die Hierarchie es versteht und absegnet. Und das ist auch noch ein Teil der Arbeit, der wie gesagt sehr viel Zeit und sehr viel Energie kostet, diese Dokumentenerstellung. Weil die Kommission, oder ich glaube das ist überall im öffentlichen Dienst so, mit diesen Papieren arbeitet. Man schreibt eine Note, man schreibt einen Bericht, man schreibt dies und das und das und die Qualität muss schon sehr hoch sein und man muss ziemlich viel Zeit und Energie da rein investieren.
Christina Schulz: Wie viel Mathematik ist noch in ihrem jetzigen Tätigkeitsfeld oder vielleicht auch anders gefragt, welche Kompetenzen, die Sie im Studium erworben haben, also ob das jetzt inhaltlicher Art ist oder anderer Art, benötigen Sie im heutigen Berufsleben?
Julian Jimenez-Krause: Also jetzt reine Mathematik…es gibt eine Vorlesung, die hab ich im vierten Studienjahr besucht, das war relationale Datenbanksysteme, die habe ich mein Leben lang angewendet. Weil meine Arbeit, sowohl in Kuba, dann später in Gatersleben, dann später in Bonn und im Grunde auch hier in meine Arbeit in Brüssel, immer mit Datenbanken und mit Daten, Datenverarbeitung, stark zusammenhängt. Und ich denke ich habe da einen großen Vorteil, dass ich Datenmodelle, Datentransformation usw. wirklich aus dem Stegreif begreife, verstehe und mir braucht keiner was zu erzählen. Also das ist ganz wichtig. Ansonsten thematisch nicht viel, aber ich denke die ganze naturwissenschaftliche Denkweise, ja…ich denke das war mein ganzes Leben und auch heute noch ganz besonders wichtig. Die Gründlichkeit, das Verstehen, die Fähigkeit neue Themen relativ schnell zu verstehen, einmal vielleicht erstmal ein bisschen oberflächlich und dann wenn es nötig ist tiefer zu verstehen. Und ich denke ein Studium der Mathematik an der TU Dresden hilft einem wirklich dabei, diese Herausforderung jeden Tag zu meistern, ja.
Christina Schulz: Gibt es was, was sie den Studierenden der Naturwissenschaften mit auf den Weg geben würden, aus ihrer heutigen Perspektive wenn sie so zurückblicken?
Julian Jimenez-Krause: Ich kann nur sagen, dass man das Studium ernst nehmen sollte, wirklich mit Herz und mit Liebe. Ich denke ein bisschen Liebe und Passion ist wichtig, also nicht nur studieren, weil man am Ende ein Stück Papier hat mit einem Titel drauf. Ein bisschen Spaß sollte man auch mal haben, so Spaß an der Sache auch mal suchen und finden und haben. Und ich glaube wenn man studiert, mit Hingabe, mit Liebe an der Sache, an der Mathematik oder andere an der Biologie oder an der Physik und mit einem Stück Humor, das kann nur gut werden. Ich denke das ist eine gute Mischung und ich kann auch weiter sagen: das Studium bewaffnet einen mit ganz tollen Instrumenten, Instrumenten der Denkweise, Instrumenten der Lernfähigkeit, die für ein späteres Leben absolut relevant und absolut notwendig sind.
Christina Schulz: Schön, das ist ein super Schlusswort! Ich danke Ihnen ganz herzlich für das Gespräch Herr Jimenez-Krause.
Julian Jimenez-Krause: Frau Schulz, ich danke Ihnen auch ganz ganz herzlich für diese Möglichkeit, meine Erfahrungen darzustellen und auch zurückzudenken, an die fünf Jahre Studium an der TU Dresden .
~ Gesprächsende ~
[Outro-Musik spielt]
Als Mathematiker bei einem mittelständischen Softwareunternehmen
Jakob Wagner hat Mathematik studiert und arbeitet jetzt bei Qoniac, einem Softwareunternehmen für die Halbleiterindustrie. Was seine Aufgaben als "Product Owner" und "Requirements Engineer" sind, erzählt er uns in dieser Podcast-Folge.
[Intro-Musik spielt]
Ansage: OFP-Podcast: Hör rein, in die Praxis!
Christina Schulz: Herzlich Willkommen zum Podcast der Orientierungsplattform Forschung und Praxis, kurz: „OFP“. Mein Name ist Christina Schulz und ich bin Koordinatorin der OFP für den Bereich Mathematik und Natur-wissenschaften.
Im Podcast spreche ich für dich mit Expertinnen und Experten aus der Praxis. In unseren Interviews erfährst du Tipps und Wissenswertes für deinen Erfolg im Studium.
Mein heutiger Gast ist Jakob Wagner, er hat Mathematik studiert und arbeitet jetzt bei Qoniac, einem Softwareunternehmen für die Halbleiterindustrie.
~ Gesprächsbeginn ~
Christina Schulz: Hallo Herr Wagner! Ich freue mich sehr, heute mit Ihnen zu sprechen.
Jakob Wagner: Hallo Frau Schulz, ich freue mich sehr, hier zu sein.
Christina Schulz: Herr Wagner, Sie haben an der TU Bergakademie Freiberg angewandte Mathematik studiert. Wann war denn für Sie klar, dass das für sie das richtige Studienfach ist?
Jakob Wagner: Mathematik und Naturwissenschaften haben mich eigentlich schon mein ganzes Leben über fasziniert. Ich hab in der Schule gerne Mathematik gemacht. Ich war bei der Mathematikolympiade mit dabei, jetzt natürlich nicht weit oben, aber ich hab immer mit teilgenommen und es hat mir immer großen Spaß gemacht. Deswegen war mir auch ziemlich zeitig klar, dass ich auch was in die Richtung studieren möchte. Dann in der so 11./12. Klasse, in der Sekundarstufe 2, hat unsere Schule damals so… die wollten uns auf das Studium vorbereiten und haben deswegen so einen Workshop angeboten, wo sich dann verschiedene Universitäten vorgestellt haben. Und auch vorgestellt haben, was die da so machen, was man da studieren kann und wie es dann so ungefähr aussieht. Und da war mir dann schon klar, das könnte es dann so sein. Ich weiß nicht, ob ich mich da wirklich zu 100 Prozent auf Mathe schon festgelegt hatte, aber ich weiß noch, dass ich da so eine Art Schlüsselerlebnis hatte. Ein paar Wochen später, als ich einfach im Matheunterricht saß und unser Lehrer hatte irgendwas vorgerechnet und aus dem Nichts hat mich dann einfach so ein Gedanke überfallen: “Wenn du nicht Mathe studierst, dann wirst du sowas hier vermutlich nicht mehr haben. Ist denn das, was du willst?” Und ab dem Punkt war einfach klar, es muss Mathe sein.
Christina Schulz: Mhm. Was hat Ihnen denn am Mathematikstudium besonders gefallen und was hat Ihnen vielleicht dann auch nicht so gefallen?
Jakob Wagner: Also am Mathematikstudium war die erste Zeit die Schwierigste, rein vom Fach her. Das Grundstudium fand ich und finden die meisten viel, viel schwieriger als das Hauptstudium., weil dort wird ausgesiebt. Im Hauptstudium macht man dann auch das, was tatsächlich richtig Spaß macht. Was mir richtig Spaß gemacht hat, war der Fachbereich Optimierung, weil ich da einfach den Bezug zur echten Welt am meisten gesehen habe. Macht ja Sinn, jeder will irgendwas optimieren. Das hat mir dann besonders Spaß gemacht.
Was mir am Studium selber, jetzt unabhängig von der Fachrichtung, was mir am Studium selber besonders gefallen hat, das war die Freiheit. Einfach so, dass man das erste Mal so auf eigenen Beinen steht, dass man völlig, also fast konsequenzlos, tun kann, was man will. Ich meine ja klar, man sollte jetzt nicht in Schwierigkeiten mit dem Gesetz kommen, das ist nicht konsequenzlos. Aber ob man jetzt vier, fünf, sechs Mal hintereinander Nudeln ist, weil die so super geil sind, was man zu Hause vermutlich nicht getan hätte, da kann man es tun. Ich habe mich abends mit irgendwelchen Freunden getroffen und um 2 Uhr nachts haben wir dann gesagt: “Schauen wir jetzt noch einen Film? Na klar schauen wir jetzt noch einen Film, morgen geht es später in die Uni!” Machst du dann, aber machst du in der Schulzeit definitiv nicht. Sowas hat mir gefallen, einfach dieses frei sein. Ebenfalls an der Uni, in der ich war, das war eine sehr… also in praktisch jeder Uni ist es viel internationaler, als noch in der Schule. Diese verschiedenen Leute kennenlernen, ich hab mit Indern Cricket gespielt, also Sachen passieren, die dir in der Schule nie passieren und es war alles super interessant. Es hat mir sehr gefallen.
Christina Schulz: Und gab es so Momente, wo Sie Zweifel oder Bedenken hatten während Ihres Studiums?
Jakob Wagner: Ich musste mich erstmal einpegeln. Das erste Semester, das haben wir damals, meine Studienfreunde und ich, das haben wir sehr, sehr, sehr ernst genommen und haben genau das gemacht, was die Professoren gesagt haben. Zu jeder Vorlesung kommen, die dann nacharbeiten und ihre kommenden Vorlesungen vorarbeiten. Und wir haben Wochen vor den Prüfungen angefangen zu lernen. Ich sag jetzt nicht, dass das das Falsche ist. Es ist definitiv das, was man machen sollte, versteht mich nicht falsch. Aber wir haben uns aufgerieben und da haben wir am Ende gute Noten gekriegt und waren uns dann aber auch sicher, wir kriegen keine sehr guten Noten. Also ich zumindest wusste, ich krieg keine sehr guten Noten, weil das gibt es bei mir einfach nicht her. Und gute Noten hätte ich vermutlich auch mit weniger Aufwand gekriegt. Man muss halt diese Pareto Regel, diese 80/20 Regel befolgen.
Mein zweites Semester war das andere Extrem, da hab ich zu wenig gemacht und am Ende habe ich dann halt auch den Preis gezahlt. So bin ich durch meine erste, ich wusste damals nicht, dass es meine einzige Prüfung sein würde, aber ich bin durch meine erste Prüfung durchgefallen. Und in den anderen Prüfungen, die ich gemacht hab, naja, das war nicht meinen Fähigkeiten, sondern eher der Wohlgesonnenheit der Korrekteure geschuldet, dass ich da nicht durchgefallen bin. Aber in dem Moment war mir auch klar, unabhängig der Noten ist es halt das, was ich gerne mache.
Deswegen war mir eigentlich klar, das ist es, da werde ich jetzt nicht von abweichen oder so.
Christina Schulz: Und so sind Sie dann auch durch diese schwierigen ersten Semester, durch das Grundstudium ganz gut letztendlich durchgekommen?
Jakob Wagner: Ja, so gut wie es mir möglich war auf jeden Fall. Das Hauptstudium, das war dann anders, da hatte ich dann viel mehr Spaß und auch bessere Noten. Aber ja, das Grundstudium, da hab ich mich durchgebissen und man muss sich da auch durchbeißen. Ich hab bis jetzt noch keinen Menschen erlebt, dem das Grundstudium leicht gefallen ist.
Christina Schulz: Mhm, ja. Und jetzt entwickelt man ja auch während der fortschreitenden Semester vielleicht so eine Vorstellung von der späteren Berufstätigkeit oder wird auch immer mehr damit konfrontiert, was möchte man dann eben damit auch mal machen.
Welche Vorstellungen hatten Sie denn von der Berufstätigkeit während Ihres Studiums?
Jakob Wagner: Also mir ist es ziemlich schwer gefallen, eine Vorstellung des Berufslebens dann am Ende zu haben, weil Mathe ist einfach so ein sehr, sehr breit gefächerter Bereich. Man kann wirklich verschiedenste Sachen machen. Man kann Numerik, Optimierung, Stochastik, man kann in der Analysis irgendwelche Differenzialgleichung lösen, es ist super breit gefächert. Und deswegen kann man auch super variabel sich spezialisieren, wenn das denn Sinn macht. Was unsere Professoren uns damals gesagt haben, wie es denn für uns im Berufsleben aussehen würde, war auch breit gefächert. Du kannst natürlich, wenn du in der Stochastik gut bist, kannst du am Ende irgendwelche Risikoberechnungen machen für Versicherungen oder du kannst bei Banken anfangen. Du kannst, wenn dir die Analysis gut liegt… also unser Professor hat uns damals gesagt: “Es wird nicht die Aufgabe des Mathematikers sein, selber Differenzialgleichungen zu lösen. Sondern der Physiker in einem Unternehmen löst die Differenzialgleichungen und kommt am Ende zum Mathematiker, um die Lösung auf ihre Güte überprüfen zu lassen.” Davon hab ich völlig die Finger gelassen. Optimierung war so das, was man sich so unter dem vorstellt, dass man die bestmögliche Lösung für irgendein Problem finden möchte.
Am Ende hatten zumindest in meinem Fall alle Unrecht, speziell bei mir, wo ich die Optimierung so präferiert hatte. Wir haben verschiedene Algorithmen kennengelernt, verschiedene Herangehensweisen, wie man Lösungen finden kann. Aber Algorithmen, die gibt es schon seit Jahren und wenn es die seit Jahren gibt, dann haben andere kluge Leute die schon implementiert und in Code gegossen. Und wenn man dann tatsächlich eine Firma hat und ein Optimierungsproblem lösen möchte, dann kann man entweder einen Optimierer einstellen, der es für viel Geld macht und viel Zeit braucht oder man holt sich dann einfach, in den verschiedensten Programmiersprachen gibts da Bibliotheken zu, man holt sich dann einfach so eine Bibliothek davon. Und sagt: “Programm rechne mal, find mir mal die Lösung.” Und das Programm rechnet, findet die Lösung, viel billiger, viel schneller und vermutlich auch exakter, als es der Optimierer könnte. Das heißt die eigentliche Fähigkeit, die man im Mathestudium kriegt und sich erarbeitet und die dann tatsächlich auch im Beruf gebraucht wird, das ist
einerseits dieses kritische Denken, andererseits dieses, dass man sich in einem Problem festbeißen kann und nicht loslässt und es so lange beackert, bis es gelöst ist. Und ganz besonders wichtig: dieses Aufbrechen von einem großen Problem in viele kleine Teilprobleme, die dann leicht gelöst werden können. Das ist eigentlich das, worauf es in der Mathematik mit am meisten ankommt: Wie isst man einen Elefanten, Bissen für Bissen.
Christina Schulz: Und wie hat sich dann konkret nach Abschluss Ihres Studiums Ihr Berufseinstieg gestaltet?
Jakob Wagner: Also als sich mein Studium so dem Ende entgegen geneigt hat, war mir schon klar ok, ich möchte unbedingt diese Situation vermeiden: Das Studium ist zu Ende und ich weiß nicht was zu tun ist. Ich stehe irgendwie auf der Straße, habe keinen Job, kann die Wohnung nicht bezahlen, alles Mist.
Christina Schulz: Das ist ja ein Horrorszenario! [beide lachen]
Jakob Wagner: [noch lachend] War es damals für mich, wirklich!
Und auch rückblickend, es wäre der Horror gewesen. Deswegen habe ich mich relativ zeitig schon umgeguckt, nach irgendwie, ja, Stellenangeboten, was da so angeboten wird für Leute wie mich. Und gefunden hab ich am Ende eine Stellenausschreibung vom Fraunhofer Institut, dem Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen. Ich hab die Stellenausschreibung davon gesehen und hab gesagt ja, das das hört sich eigentlich sehr, sehr vernünftig an, da bewerbe ich mich mal drauf. Das Problem war, dass ich das am 31. Oktober gesehen hab und genau der Tag war Abgabefrist, also praktisch Einstellungsschluss für das Fraunhofer Institut. Deswegen habe ich in Windeseile, so schnell ich konnte, irgendwie mir einen Lebenslauf, ein Bewerbungsschreiben zusammengezimmert. Und es wirklich spät abends am 31. Oktober dann noch abgeschickt, gerade noch so rechtzeitig. Wie dem auch sei, ich wurde zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Ich hab mich mit dem Andre Lange, der mich dort interviewt hat, habe ich mich sehr gut verstanden und am Ende wurde ich halt auch eingestellt. Und das war ein Glück für mich, weil es war, ja, es war am Ende eine sehr, sehr schöne Zeit im Fraunhofer Institut.
Christina Schulz: Und wie sind Sie dann zu ihrem jetzigen Arbeitgeber Qoniac gekommen?
Jakob Wagner: Die Sache beim Fraunhofer Institut ist, dass die nur befristete Verträge anbieten. Natürlich haben die ein Kontingent, also für verschiedene Leute, die sie unbefristet einstellen können. Aber um beim Fraunhofer unbefristet eingestellt zu werden, muss man es halt schon ziemlich drauf haben. Und das hatte ich nicht, das habe ich nicht, also da gibt es wirklich, wirklich, wirklich kluge Menschen. Ich hatte einen Dreijahresvertrag und hatte praktisch die Aussicht, diesen Dreijahresvertrag um drei weitere Jahre zu verlängern. Wären diese sechs Jahre am Ende abgelaufen, wäre ich in genau der gleichen Situation gewesen, wie direkt nach dem Studium. Dieses du stehst auf der Straße und ja, hm, was machst du jetzt? Deswegen wollte ich dem auch vorbeugen und hab einfach immer mal wieder so nach irgendwelchen Stellenausschreibungen geguckt und habe am Ende auch die Stellenausschreibung von meinem jetzigen Arbeitgeber Qoniac gefunden. Hab mir die durchgelesen und dachte mir: “Oh verdammt, diese Stellenausschreibung, die sieht jetzt nicht so aus, als ob sie jemanden wie mich suchen, sondern sie sieht so aus, als ob die tatsächlich genau mich suchen.” Also habe ich mich da mal beworben und ich bin da mit verschiedenen Leuten von Qoniac in Kontakt gekommen. Und es war wirklich, obwohl es so eine - ich mein jedes Bewerbungsgespräch ist eine Stresssituation - obwohl es so eine Stresssituation war, war es wirklich angenehm, einfach der Umgang mit den Leuten. Geholfen hat mir dabei natürlich, dass ich halt diesen weiteren Dreijahresvertrag beim Fraunhofer Institut in Aussicht hatte. Das heißt, es es war jetzt keine “friss oder stirb” Situation bei mir. Ich hatte halt so noch Möglichkeiten und das hat bei mir für eine ganze Menge Entspannung gesorgt. Und insofern hatte es die Möglichkeit, angenehme Gespräche zu werden und es waren am Ende angenehme Gespräche und ja, am Ende haben sie mich sogar genommen.
Christina Schulz: Ja, was macht denn Qoniac eigentlich?
Jakob Wagner: Also wir machen Software, speziell machen wir Optimierungssoftware für den Lithografieprozess von FABs [Semiconductor Fabrication Plants - Halbleiterwerke]. Das wird jetzt natürlich wenigen Leuten was sagen, also FABs sind die Mikrochip-herstellenden Fabriken praktisch. Weil gerade eine so dermaßen große Mikrochip-Knappheit herrscht in der Welt, also jeder hat Mikrochip-Knappheit, laufen die FABs voll auf Anschlag und können deswegen jedes bisschen Optimierung in ihrem Fertigungsprozess gut vertragen. Und da steigen wir ein, wir machen Software, damit gerade dieser Prozess optimiert wird. Als ich bei Qoniac angefangen hab, wurden mir erstmal zwei Mentoren zugewiesen. Das Erste, was wir da gemacht haben, ist, dass ich so ein bisschen das Programmieren gelernt hab. Programmiert hab ich schon vorher beim Fraunhofer Institut, aber nicht in der Programmiersprache, in der wir es jetzt gerade machen. Deswegen, die erste Phase war reine Einarbeitungsphase, also wie programmieren wir hier, was sind die Programmierstandards. Was genau machen wir überhaupt, wie sieht unser Programm aus und was läuft unter der Haube. Was passiert, wenn ich hier die diese Checkbox zum Beispiel anklicke? Es ist ein sehr komplexes Programm, deswegen hat das auch einiges an Hirnschmalz und Zeit gekostet, bis man da erstmal so ein bisschen durchgestiegen ist.
Nach einer Weile sind dann Leute zu mir gekommen und haben gefragt: “Hey, hier, du würdest dich doch eigentlich gut in der Rolle als Requirements Engineer eignen?” Und dann bin ich Requirements Engineer geworden. Was ist ein Requirements Engineer? Das ist ein bisschen schwer zu erklären. Es ist, im Kern seines Wesens, ein Übersetzer. Wir haben nämlich verschiedene Parteien bei uns in der in der Firma. Wir haben die Partei, die direkt mit dem Kunden im Kontakt steht, also halt der Beauftragte der FABs. Der Kunde kennt das Programm und weiß, was in diesem Programm vielleicht noch fehlen würde, damit es für ihn perfekt wäre und geht dann an seinen Beauftragten von unserer Firma. Und sagt hier, wir hätten gern Folgendes noch in diesem Programm drinne. Wenn jetzt derjenige, der mit dem Kunden in Kontakt ist, direkt zu den Programmierern gehen würde - ich meine, das wurde schon bevor es Qoniac gab, wurde das schon so ausprobiert. Es klappt einfach nicht, weil die in zwei völlig verschiedenen Welten leben. Der Programmierer, der kann nicht den Überblick über das gesamte Programm haben, der muss den Überblick über das Programmieren haben. Und der, der mit dem Kunden in Kontakt ist, der hat den Überblick über das Programm, kann aber wenig Ahnung vom Programmieren als solches haben. Das heißt, man braucht einen Übersetzer zwischen diesen beiden Welten und das bin ich. Jemand, der so ein bisschen Ahnung vom Programmieren hat und der hier ziemlich den Überblick vom Programm hat. Und das mache ich, genau. Das heißt, ich war dann bei Qoniac, hab ne ganze Weile Requirements Engineer gemacht und irgendwann ist von unserem Team der Product Owner befördert worden und dann war praktisch der Job als Product Owner frei. Dann sind sie zu mir gekommen und haben gefragt: “Ey, hier Jacob, wie wärs? Wär das was für dich?” Und ich habe überlegt, eine Weile, und hab gesagt: “Ja, ich kanns ja mal versuchen!” Und seitdem bin ich Product Owner.
Christina Schulz: Und was macht man als Product Owner?
Jakob Wagner: Das ist eine sehr vielfältige Arbeit. Man kann es sich praktisch als Teamleiter vorstellen, obwohl die Hierarchie-Stufe ist sehr gering. Das heißt ich bin nicht deren Boss oder so. Ich bin derjenige, der so ein bisschen administrative Aufgaben hat im Team und ich sorge dafür, dass sogenannte “Bottlenecks” nicht entstehen. Also praktisch versuche ich vorherzusehen, wo es in Zukunft Engstellen geben könnte und diese schon von vornherein nicht entstehen zu lassen oder wenn sie entstanden sind zu beseitigen. Ich bin derjenige, der so ein bisschen den strategischen Überblick hat, in welche Richtung sich das Team entwickeln soll und versuche einfach dem Team zu helfen, wo es geht. Meine Arbeit jetzt im selber programmieren ist arg zurückgefahren, weil ich jetzt Hälfte Requirements Engineer mache und Hälfte Product Owner. Aber ja, generell gilt auch, wer bei uns im Team irgendwie ein Problem hat, der kann zu mir kommen. Sei es fachlicher oder persönlicher Natur, das spielt keine Rolle, die können jederzeit zu mir kommen. Ich kann nicht garantieren, dass ich da irgendwie helfen kann, aber normalerweise kenne ich denjenigen, der helfen kann. Und so kann am Ende jedem geholfen werden.
Christina Schulz: Ja, super! Und gibt es so einen typischen Tagesablauf bei Ihnen und falls ja, wie sieht der aus?
Jakob Wagner: Es gibt jetzt keinen typischen Tag, keinen typischen Tagesplan, den wir Tag für Tag einhalten. Es gibt eine Sache, die jeden Tag passiert, und das ist unser Daily. Wie der Name schon sagt, das machen wir täglich. Das ist ein viertelstündiges Treffen, das wir jeden Morgen praktisch machen. Und in dem Daily erzählt jeder davon, welche Aufgabe er so gerade macht, wie es darin steht. Wenn gerade irgendwie Sand im Getriebe ist, kann er dort um Hilfe fragen. Er kann jederzeit um Hilfe fragen natürlich, aber im Daily das ist natürlich so ein toller Anlass. Und wir diskutieren den Stand unseres Sprints da, so wie wir nämlich arbeiten, ist unsere Arbeit in Sprints aufgeteilt. Das sind zweiwöchige Arbeitsphasen, praktisch, die dann auch jeweils ein Ziel haben, also ein Sprintziel. Und wir versuchen dann natürlich jedes Daily zu diskutieren, wie steht es jetzt gerade. Sind wir unserem Sprintziel ein wenig näher gekommen, haben wir es am Ende schon erreicht oder keine Ahnung? Es ist auf jeden Fall ein Treffen, um sich generell vom Team mal zu sehen und insgesamt abzustimmen. Das ist das, was wir jeden Tag machen.
Abgesehen davon gibt es immer mal wieder irgendwelche Meetings, aber nichts, was jeden Tag gleich ist.
Generell, es ist eigentlich nie ein Tag gleich, es ist alles ziemlich variabel und das macht Spaß so!
Christina Schulz: Mhm, und welches sind so die Kompetenzen, die Sie in Ihrem Beruf heute vor allem brauchen?
Jakob Wagner: Es ist wie gesagt das Administrative, praktisch nicht den Überblick zu verlieren. Und dann hat man auch den zwischenmenschlichen Faktor, der ist nicht zu unterschätzen. Wenn man mit den Leuten nicht kann, ist man jetzt nicht bloß als Product Owner aufgeschmissen, sondern vermutlich insgesamt in so einer Firma. Weil es kommt super viel einfach auf die Kommunikation als solches an.
Dann um zu verstehen, was unsere Software macht, brauchte ich natürlich gewissermaßen die mathematischen Fähigkeiten. Es ist eine mathematische Software, also zumindest das, was unter der Haube passiert ist viel Mathematik. Deswegen haben mir die Kenntnisse aus unserem Studium da gut weitergeholfen. Aber beim Lernen, was dort überhaupt passiert, brauchte ich auch eine ganze Menge Durchhaltevermögen. Man muss, ich musste mich halt drin festbeißen, also auch das lernt man im Mathestudium.
Christina Schulz: Worin sehen Sie die Vorteile, vielleicht auch Nachteile, der Arbeit in einem mittelständischen oder kleineren Unternehmen?
Jakob Wagner: Also Nachteile von einem kleineren Unternehmen, nehme ich mal an, ist, dass man im Durchschnitt schlechter bezahlt wird als bei einem richtig großen Unternehmen. Leute, die bei Volkswagen oder Google oder irgendwie arbeiten, die werden im Durchschnitt besser bezahlt als wir. Was jetzt nicht heißt, dass wir schlecht bezahlt werden, aber ja. Was das Arbeiten hier sehr angenehm macht, ist - abseits davon, dass das Arbeiten hier einfach sehr angenehm ist - der zwischenmenschliche Faktor. Dieses man kennt sich halt, man geht morgens, wenn man im Büro ist, geht man die Büros ab und sagt überall “Hallo”. Man kann im Prinzip jetzt nicht einplanen, ich geh mal schnell mir einen Kaffee holen, weil das wird sehr selten was, mit “sich mal schnell einen Kaffee holen”. Man trifft halt jemanden, man kennt sich, man quatsch ne Weile und auf einmal ist eine Viertelstunde, 20 Minuten, vielleicht länger schon rum, weil man einfach im Gespräch hängen geblieben ist. Das ist manchmal sogar ziemlich ziemlich gut und hilfreich, weil nicht immer quatscht man über private Angelegenheiten, sondern manchmal ergeben sich da ungeahnte Möglichkeiten am Kaffeeautomaten. Das ist auch etwas, was ich erst lernen musste. Das ist auf jeden Fall etwas sehr Angenehmes. Donnerstags haben wir Brettspielabend, wenn das Büro offen ist. Jetzt gerade erlaubt das wie gesagt Corona nicht so wirklich. Aber ja, man kennt sich, es sind alles nette Leute und das macht das Arbeiten sehr, sehr angenehm.
Ich hab mir schon in der Schule, hab mir auch im Studium immer gewünscht: “Ey hier, gib dir Mühe, damit du gute Noten kriegst, damit du dir am Ende eine Arbeit aussuchen kannst.” Weil am Ende willst du irgendwo arbeiten, wo es Spaß macht zu arbeiten, wo du dich nicht morgens zwingen
musst. Und genau diesen Punkt habe ich jetzt erreicht und es ist einfach schön.
Christina Schulz: Wunderbar! Und welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es denn bei Qoniac?
Jakob Wagner: Es gibt hier keine Karriereleiter, die völlig in Stein gemeißelt ist. Wir sehen uns selbst als agiles Unternehmen und damit ist halt auch die Aufstiegsmöglichkeit relativ agil. Insgesamt ist natürlich das Ziel, wenn jemand aufsteigt, die Stärken desjenigen zu maximieren und seine Schwächen zu minimieren. Also praktisch wenn hier ein wirklich wirklich guter Coder ist, der kann dann aufsteigen und Tech Lead werden. Also praktisch der “Meister-Coder” werden, zu dem die Leute kommen, wenn sie Coding-Fragen haben. Wenn jemand so auf zwischenmenschlicher Ebene, wie gesagt, hier den Überblick hat, das Administrative gut kann, dann kann der Product Owner werden oder halt Requirements Ingenieur.
Jeder, der irgendwie aufsteigen möchte und der die Qualifikation dafür hat, für den wird sich etwas finden. Aber ja, wie gesagt, es ist nichts in Stein gegossen. Ich nehme an, auch ich als Product Owner könnte noch aufsteigen, aber ich bin wirklich erst seit kurzem Product Owner. Ich guck erstmal, dass ich meine Aufgabe gut machen kann.
Christina Schulz: Herr Wagner, was möchten Sie den heutigen Studierenden gerne mit auf den Weg geben?
Jakob Wagner: Also das Wichtigste ist, dass man überzeugt davon ist, dass man das Richtige studiert, dass man das Richtige macht. Es ist keine Schande, irgendwann nochmal sein Studienfach zu wechseln. Ganz im Gegenteil, man erspart sich damit potentiell eine ganze Menge Leid und man ermöglicht sich potenziell große, große Chancen. Ich hab mit jemandem studiert, der hat sein Studium mit 27 angefangen und der ist happy geworden. Es gibt in der Sache im Prinzip kein zu spät.
Ein Problem kann viele Lösungen haben, wenn man sich in irgendein Problem verrennt, dann muss man auch abwägen können. Zwischen ich bin jetzt fleißig - weil Fleiß ist auch wirklich wirklich wichtig, Fleiß ist wichtiger als Talent. Man muss aber abwägen können: Lohnt es sich jetzt, nochmal eine Stunde oder zwei oder drei oder die ganze Nacht dran zu hängen? Nach dem Motto: “Ich will das jetzt aber unbedingt fertig kriegen!” Oder man sagt: “Ok, Moment, an diesem Problem beiße ich mir jetzt gerade die Zähne aus, ich mach jetzt einfach mal 20 Minuten Spaziergang oder ich trinke eine Tasse Tee und denke bewusst an was ganz anderes.” Das hat mir zum Beispiel schon oft richtig den Hintern gerettet, weil am Ende sieht man: Oh verdammt, es gibt hier eine völlig andere Herangehensweise an dieses Problem und das ist im Nachhinein super offensichtlich. Und hätte ich dann da die ganze Nacht rein investiert, um da irgendwie weiterzukommen, dann wäre ich überhaupt nicht weitergekommen und ich hätte mir bloß die Nacht und den nächsten Tag ruiniert.
Und was vielleicht unterschätzt wird, aber trotzdem super wichtig ist: Wenn du das nächste Mal deine Lieblingsserie auf Netflix guckst - und ich weiß, dass du die schon drei-, vier-, fünfmal durchgeguckt hast - wenn du sie zum sechsten Mal guckst, überleg mal, ob du die vielleicht auf Englisch guckst. Was mir besonders gut hilft ist Englisch mit englischen Untertiteln. Super
hilfreich, man kommt super in die Sprache rein und ein gutes Verständnis, ein gutes Feeling für die englische Sprache ist mittlerweile Gold wert. Ich rede auf Arbeit viel mehr Englisch, als dass ich Deutsch rede. Und dieses Netflix-Zeug-auf-Englisch-gucken hat mir vermutlich mindestens genauso viel geholfen wie der Englischunterricht in der Schule.
Christina Schulz: Mhm. Herr Wagner, ich danke Ihnen ganz herzlich für das Gespräch!
Jakob Wagner: Ich danke sehr, dass ich hier sein durfte!
~ Gesprächsende ~
[Outro-Musik spielt]
Einspieler: Weitere Informationen und Veranstaltungen findet ihr unter: tud.de/deinstudienerfolg/ofp
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