20.05.2021
Auf dem Weg zu „Zero Waste“: Neuer DIN-Standard unter Beteiligung der TU Dresden entwickelt
Gemeinsam mit einem Konsortium aus NGOs, Wissenschaft und Wirtschaft hat das Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft der TU Dresden einen neuen DIN-Standard zur Entwicklung eines nachhaltigen Abfall- und Wertstoffmanagements entwickelt. Ziel der so genannten DIN SPEC 91436 ist die Verminderung von Abfällen und die optimale Verwertung und Entsorgung. Der neue DIN-Standard richtet sich dabei an alle Unternehmen und Organisationen, bei denen Abfälle anfallen und die mit Hilfe der DIN SPEC ihr Abfall- und Wertstoffmanagement an der Vision von „Zero Waste“ ausrichten und zertifizieren lassen können.
„Zero Waste ist ein gleichermaßen nutzbringendes wie visionäres Ziel für nachhaltige Kreisläufe“, sagt Christina Dornack, Inhaberin der Professur am Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft. „Es ist ein Prozess, bei dem der Status quo hinsichtlich Konsumgewohnheiten und Abfallproduktion hinterfragt und Schritt für Schritt im Sinne einer realen Kreislaufwirtschaft optimiert wird. Das bedeutet, Produkte und Prozesse sollen so gestaltet werden, dass Volumen und Schädlichkeit von Abfall sowie Primärmaterialien und Energie reduziert werden.“
Die Initiative zur Entwicklung des neuen DIN-Standards geht auf PreZero, die Umweltsparte der Schwarz Gruppe zurück. Europas größtes Handelsunternehmen will die neue Spezifikation im Rahmen einer Pilotphase aktuell von Kaufland und Lidl in ausgewählten Ländern testen lassen, um dort ab 2022 eine Zertifizierung nach DIN SPEC 91436 umzusetzen. Im Sinne von „Zero Waste“ sollen Abfallmengen reduziert und nicht vermeidbare Abfälle nachhaltig genutzt werden. Konkret erreichen lässt sich das durch Konsumreduktion, Abfallvermeidung, Reparaturen, Wiederverwendung, Kompostierung, Erzeugung von Biogas und Recycling sowie durch einen nachhaltigen und schonenden Einsatz von Ressourcen. Außerdem wird ein transparenter Umgang mit Ressourcen und Informationen gefordert, um Kreisläufe erfolgreich einzuführen. Der neue Standard soll am Ende ein ganzheitliches Referenzmodell beschreiben, um den Reifegrad des Abfall- und Wertstoffmanagements zu messen und zu verbessern.
„Wesentlich für das Gelingen von Zero Waste ist die Bewusstseinsschaffung. Diese muss sowohl innerbetrieblich, also den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich mit den damit einhergehenden Maßnahmen auseinandersetzen müssen, als auch extern bei Partnern und Kunden geschehen, um Verständnis für Veränderungen zu schaffen und eine Multiplikatorwirkung zu generieren“, erklärt Christina Dornack. „Ziel ist die Verminderung von Einleitungen in Land, Wasser oder Luft, um eine nachhaltige Zukunft für aktuelle und kommende Generationen zu gestalten.“
An der Ausarbeitung beteiligt waren neben PreZero und dem Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft der TU Dresden, u.a. die DEKRA, der TüV Süd sowie weitere Organisationen und Unternehmen, die sich für eine effiziente Kreislaufwirtschaft engagieren wie Circular Berlin, Repag oder Resourcify.
Für den Anwender ist die DIN-SPEC-Norm ein kostenlos und frei verfügbarer Standard, der auch als Grundlage zur Zertifizierung dienen und die Vorstufe zu einer Norm bilden kann. Die DIN SPEC 91436 mit dem Titel „Referenzmodell zum betrieblichen Abfall- und Wertstoffmanagement ausgerichtet an einer Vision ‚Zero Waste‘“ steht beim Beuth Verlag unter www.beuth.de zum kostenlosen Download bereit.
Informationen für Journalisten:
Prof. Christina Dornack
Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Tel.: +49 351 463-44130