07.03.2015
Brücken sind mehr als die Verbindung zweier Punkte
Mit einem Bekenntnis zum Miteinander begann am 10. März 2015
das 25. Dresdner Brückenbausymposium. Prof. Hans
Müller-Steinhagen, Rektor der TU Dresden, nannte das Symposium
"ein schönes Zeichen, dass gerade das Brückenbauen hier so eine
feste Verankerung gefunden" hat. Leider hätten nicht alle
Aspekte, die derzeit die Aufmerksamkeit auf Dresden lenken, so
etwas Verbindendes wie Brücken: "Jeden Montagabend meinen
einige Unverbesserliche, ihre intoleranten und
ausländerfeindlichen Parolen verkünden zu müssen und damit die
Gesellschaft zu polarisieren und Brücken zwischen den Menschen
einzureißen, die mühsam aufgebaut wurden!", sagte der
Rektor.
Und auch Prof. Manfred Curbach, der Leiter des
Brückenbausymposiums, ging in seiner Rede auf den
vielgestaltigen Gedanken der Brücke ein. "Es ist gerade der
Gedanke der Nächstenliebe, der mich als Brückenbauingenieur
besonders umtreibt", sagte er und fuhr fort: "Wir wissen, wie
wir Brücken entwerfen, wie wir sie bauen und wie wir sie
bewirtschaften. Aber," sagte Curbach, "gestatten Sie mir die
un-ingenieurhafte Frage: Wissen wir auch, die Brücke zum
Nächsten zu bauen, zu unseren Mitmenschen?" Wir bräuchten
Brücken – die realen, um vom einen zum anderen Punkt zu
gelangen – wie die metaphorischen, um unsere Mitmenschen zu
verstehen: "Wir brauchen eine Brücke, die Begegnung und
Gespräche erlaubt. Begegnung und Austausch schaffen Vielfalt,
Ideen und Verständnis, und aus Verständnis erwachsen Toleranz
und Akzeptanz", sagte Prof. Curbach vor rund 1.400
Brückenbauern aus insgesamt 18 Nationen, die an diesem
Brückenbausymposium teilnahmen.
Das diesjährige Brückenbausymposium bot mit insgesamt über
einem Dutzend Beiträgen zu Brückenneubauten und werterhaltenden
Sanierungen im Bestand die bewährte Mischung aus grundlegenden
Vorträgen und Berichten aus der Praxis an. Aber es geht bei
diesem Branchentreff nicht nur um Information, sondern auch um
persönliche Gespräche und Austausch: Dem trugen die
Veranstalter nicht nur durch großzügige Pausen für Diskussionen
und die Besichtigung der Fachausstellung im Hörsaalzentrum der
TU Dresden Rechnung, sondern auch mit dem Auftakt am Vorabend
der Tagung beim Treffen der Brückenbauer.
Eine „deutsche Erfolgsgeschichte“ nannte Prof. Jürgen Stritzke
den Werdegang des Dresdner Brückenbausymposiums. Der Erfolg war
nicht absehbar, als Prof. Stritzke am 21. Februar 1991 als
Inhaber der damaligen Professur für Massivbrückenbau das erste
Brückenbausymposium unter dem Titel „Erfahrungen bei der
Vorbereitung, Konstruktion, Realisierung, Erhaltung und
Kontrolle von Betonbrücken“ durchführte. 123 Teilnehmer hatten
sich registriert – bei einer Tagungsgebühr von 20 DM (ca. zehn
Euro). Die Besucherzahl stieg stetig, aus der übersichtlichen,
eher regional ausgerichteten Tagung wurde der Treff der
Brückenbauer im deutschsprachigen Raum, der zunehmend auch
international bedeutsam wird.
Im Jahr 2010 erhielt Prof. Jürgen Stritzke für seine Verdienste
um das Brückenbausymposium gleich zwei Ehrenmedaillen: die der
TU Dresden und die der Bundesingenieurkammer. Im Jahr 2012 trat
Prof. Manfred Curbach vom Institut für Massivbau die Nachfolge
als Leiter des Dresdner Brückenbausymposiums an. Kontinuität
und neue Akzente kann man seitdem festmachen: Jährlich gibt es
nun einen internationalen Beitrag eines renommierten
Gastredners in englischer Sprache, und auch bei einem zweiten
neuen Fixpunkt werden die Landesgrenzen gerne überschritten –
wenn es in einem Beitrag zur Historie des Brückenbaus um
bekannte Ingenieure wie Robert Maillard, Franz Dischinger,
Richard Coray oder (in diesem Jahr) Gustave Magnel geht.
Informationen für Journalisten:
Ulrich van Stipriaan
Fakultät Bauingenieurwesen
Tel.: 0351 463-39169