20.11.2015
Rohstoffeffiziente Alternative für den Bausektor
Beim Stichwort Sand denken viele an weiße oder goldgelbe Sandstrände, an Sonnenstrahlen, die unseren Rücken wärmen, an lange Spaziergänge entlang der Küste und an azurfarbenes Wasser. Entspannung pur. Dass jedoch Sand eine entscheidende Rolle im Leben eines jeden Menschen spielt, ist den wenigsten bekannt. Bereits der französische Filmemacher Denis Delestrac zeigte in einer Arte-Dokumentation, welch wichtige Rolle der unscheinbare Rohstoff Sand in unserem Alltag spielt.
Sand ist Bestandteil zahlreicher Produkte, die wir im Supermarkt finden. Geschmolzen wird er zu Glas verarbeitet. Aus Sand wird auch Siliziumdioxid gewonnen – eine chemische Verbindung, die im Wein enthalten ist und eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Wasch- und Reinigungsmitteln, Haarspray oder Zahnpasta spielt. Ohne hochwertigen Sand müssten wir uns von Smartphones, Tablets und Kreditkarten verabschieden, denn siliziumreicher Sand dient als Grundstoff für die Fertigung von Halbleitern. Vor allem jedoch in der Baubranche ist Sand ein essenzieller und unentbehrlicher Rohstoff. Die Knappheit des Sandes und die enorme Nachfrage machen den Sand daher zu einer begehrten Schmuggelware.
Lange Zeit galten Flussbetten oder Kiesgruben als wertvolle Sandquellen – nun neigen sich auch deren Vorräte dem Ende zu. Um den Sandbedarf zu decken, kommt man immer häufiger vom rechten Weg ab. So verschwinden in Marokko durch den illegalen Sandabbau ganze Strände und in Indonesien ganze Inseln. Singapur importiert trotz Verbot weiterhin Sand aus den Nachbarländern, in Indien kontrolliert die Mafia die Bauwirtschaft und auch in Europa kämpft man gegen Konzerne, die sich Standorte in Küstennähe sichern, um in Schutzgebieten den Sand aus dem Meeresboden abzubauen.
Die Frage nach der Senkung des Rohstoff- und Materialverbrauchs vor allem in der Baubranche wird immer akuter. Prägende Bauwerke der Architektur, aber auch Wohngebäude, Einkaufszentren oder Brücken werden aus Stahlbeton gebaut. Neben der Stahlbewehrung besteht er aus meist einem Drittel Zement und zwei Dritteln Sand. Auch wenn Stahlbeton mit all seinen Vorteilen das meistverwendete Material der Welt ist, so hat er eine Schwachstelle. Der im Beton verbaute Stahl kann rosten. Um ihn vor Korrosion zu schützen, ist eine dicke Betonschicht erforderlich. Der sehr hohe Bedarf des knappen Gutes Sand, die begrenzte Lebensdauer und die Korrosionsempfindlichkeit zwingen uns umzudenken und nach Alternativen zum Stahlbeton zu suchen.
Gibt es einen Baustoff der weniger Sand benötigt, längere Lebensdauer aufweist und korrosionsbeständig ist? Carbonbeton – so nennt sich der neuartige Materialverbund aus Carbonfasern und Hochleistungsbeton. Die Ideen sind in Dresden geboren und beruhen auf der Erforschung des Textilbetons an der TU Dresden. „Da Kohlefasern nicht korrodieren, kommen wir beim Einsatz von Carbonbeton mit viel weniger Beton aus und benötigen somit auch deutlich weniger Sand.“ – sagt Dr. Frank Schladitz, Vertreter des Vorstandes des C³ – Carbon Concrete Composite e. V. und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Massivbau. Der Verein mit über 130 Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft wurde 2014 gegründet und arbeitet an der Markteinführung des hochwertigen Materials. Mit Carbonbeton können Betonwände aus weniger zentimeterdicken Platten gebaut werden und Brücken mit nur eine ca. einen statt acht Zentimetern dünner Betonschicht verstärkt werden. Somit können enorme Einsparungen bei Rohstoff- und Materialverbrauch erzielt werden.
Genau diese Eigenschaften sind preisverdächtig. Das C³-Projekt der TU Dresden wurde dieses Jahr nicht nur für den Nachhaltigkeitspreis Forschung nominiert, sondern gehört auch zu den Finalisten des Deutschen Rohstoffeffizienz-Preises. Um das Bewusstsein für effizientes Bauen zu schärfen, prämiert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) unter fachlicher Leitung der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) herausragende Beispiele für eine ressourcenschonende und intelligente Nutzung von Rohstoffen. Damit soll verdeutlicht werden, wie eine Steigerung der Rohstoff- und Materialeffizienz in der Praxis gelingen kann. Dieses Jahr gibt es zwei Finalisten für den Deutschen Rohstoffeffizienz-Preis in der Kategorie Forschung: Darunter das C³-Projekt Carbon Concrete Composite. Im Rahmen der Fachkonferenz „Rohstoffe effizient nutzen – erfolgreich am Markt“ zeichnet am 4. Dezember 2015 der Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs aus.
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C³- Carbon Concrete Composite – Kurz & Knapp
Das interdisziplinäre Projekt C³ – Carbon Concrete Composite ist eines von zehn geförderten Projekten im Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung »Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation« der Initiative »Unternehmen der Region«. Die Leitung des Projektes obliegt der Technischen Universität Dresden. Das C³-Projekt entwickelt mit über 130 Partnern aus Forschung, Unternehmen und Verbänden einen neuen Materialverbund aus Carbonfasern und Hochleistungsbeton. Carbonbeton ist durch seine Flexibilität und Langlebigkeit eine ressourcenschonende Alternative zu Stahlbeton und spart nicht nur bis zu 50 Prozent Material ein, sondern eröffnet zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten, die durch Leichtigkeit und freie Formbarkeit geprägt sind.
Weitere Informationen unter: www.bauen-neu-denken.de
Informationen für Journalisten:
Sandra Kranich
Öffentlichkeitsarbeit
C³ – Carbon Concrete Composite e.V.
Tel.: 0351-484 567 00
Angela Reute
Öffentlichkeitsarbeit
C³ – Carbon Concrete Composite e.V.
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