06.11.2013
Fische - Menschen - Nervenzellen
Gemeinsame Pressemitteilung des DFG-Forschungszentrums für
Regenerative Therapien Dresden - Exzellenzcluster an der TU
Dresden (CRTD) und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative
Erkrankungen (DZNE) vom 7. November 2013
Der Biologe Caghan Kizil (32) erhält in den nächsten fünf
Jahren insgesamt rund 1,7 Millionen Euro, um seine
Forschungsprojekte am Dresdner Standort des Deutschen Zentrums
für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) weiter zu entwickeln.
Ein internationales Fachgremium hat seinen Antrag auf eine
„Helmholtz-Nachwuchsgruppe“ in einem kompetitiven
Auswahlverfahren bewilligt.
Kizil sucht nach neuen Behandlungsmöglichkeiten für
Erkrankungen des Nervensystems. Dazu möchte er am Vorbild
des Zebrafisches untersuchen, wie geschädigte Nervenzellen
durch neue ersetzt werden können. Kizil wird dabei eng mit dem
DFG-Forschungszentrum für Regenerative Therapien –
Exzellenzcluster an der Technischen Universität Dresden (CRTD)
kooperieren. Die Helmholtz-Gemeinschaft und das DZNE
finanzieren seine Arbeitsgruppe mit insgesamt 1,25 Millionen
Euro. Das CRTD ergänzt diese Förderung mit eigenen
Mitteln.
Die finanzielle Unterstützung bedeutet für den
Nachwuchswissenschaftler einen kräftigen Schub für seine
Projekte und Karriere. Mit dem Team, das Kizil nun
zusammenstellt, will er den besonderen Fähigkeiten des
Zebrafisches auf den Grund gehen. Diese Fische – sie stammen
ursprünglich aus asiatischen Flussgebieten und sind ein weit
verbreiteter Modellorganismus für neurowissenschaftliche
Studien – können sich von Schädigungen des Gehirns
zumindest teilweise erholen, indem sie neue Nervenzellen
bilden. Kizil möchte das Talent des Zebrafisches übertragen und
Nervenzellen auch im menschlichen Gehirn nachwachsen lassen.
Dies würde der Behandlung von Alzheimer und anderen
neurologischen Erkrankungen neue Wege erschließen.
Obwohl Zebrafisch und Mensch verschiedenen Wirbeltierklassen
angehören, verbindet sie eine evolutionäre Vergangenheit. Die
regenerativen Fähigkeiten, die sich beim Zebrafisch zeigen,
könnten daher auch im Menschen schlummern. Kizil möchte diese
Möglichkeit untersuchen. „Meine Motivation ist es, die
Grundlagen für neue Therapien zu schaffen“, sagt er. „Alzheimer
löscht die Erinnerungen und Persönlichkeit der erkrankten
Menschen weitgehend aus. Grund dafür ist das Absterben von
Hirnzellen. Beim Zebrafisch hat die Natur eine Möglichkeit
gefunden, geschädigtes Nervengewebe zu erneuern. Ich möchte
verstehen, wie dieser Mechanismus funktioniert und einen Weg
finden, um diese Erkenntnisse beim Menschen
anzuwenden.“
Förderung junger Talente
Für die aktuelle Förderrunde von Helmholtz-Nachwuchsgruppen hatten sich 66 junge Forscherinnen und Forscher aus aller Welt beworben. In einem strengen, mehrstufigen Wettbewerbsverfahren wurden 19 von ihnen von einem internationalen Expertengremium als neue Nachwuchsgruppenleiter ausgewählt. Sie sind an elf Helmholtz-Zentren tätig, beteiligen sich aber auch an der universitären Lehre und haben bei guter Leistung Aussicht auf ein unbefristetes Arbeitsverhältnis.
Weitere Informationen:
https://www.helmholtz.de/aktuelles/presseinformationen/artikel/artikeldetail/19_helmholtz_nachwuchsgruppenleiter_von_internationaler_jury_ausgewaehlt/
Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen
(DZNE) erforscht die Ursachen von Erkrankungen des
Nervensystems und entwickelt Strategien zur Prävention,
Therapie und Pflege. Es ist eine Einrichtung in der
Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren mit
Standorten in Berlin, Bonn, Dresden, Göttingen, Magdeburg,
München, Rostock/Greifswald, Tübingen und Witten. Das DZNE
kooperiert eng mit Universitäten, deren Kliniken und
außeruniversitären Einrichtungen (www.dzne.de)
Das 2006 gegründete Zentrum für Regenerative Therapien Dresden
(CRTD) der Technischen Universität konnte sich in der
dritten Runde der Exzellenzinitiative erneut als
Exzellenzcluster und DFG-Forschungszentrum durchsetzen. Es wird
von dem Entwicklungs- und Neurobiologen Prof. Dr. Michael Brand
geleitet. Ziel des CRTD ist es, das Selbstheilungspotenzial des
Körpers zu erforschen und völlig neuartige, regenerative
Therapien für bisher unheilbare Krankheiten zu entwickeln. Die
Forschungsschwerpunkte des Zentrums konzentrieren sich auf
Hämatologie und Immunologie, Diabetes, neurodegenerative
Erkrankungen sowie Knochenersatz. Zurzeit arbeiten vier
Professoren und neun Forschungsgruppenleiter am CRTD, die in
einem interdisziplinären Netzwerk von über 90 Mitgliedern
sieben verschiedener Institutionen Dresdens eingebunden sind.
Zusätzlich unterstützen 18 Partner aus der Wirtschaft das
Netzwerk. Dabei erlauben die Synergien im Netzwerk eine
schnelle Übertragung von Ergebnissen aus der
Grundlagenforschung in klinische Anwendungen (www.crt-dresden.de).
Informationen für Journalisten:
Dr. Marcus Neitzert
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
DZNE, Bonn
Tel.: 0228 43302-271
Birte Urban-Eicheler
Pressesprecherin CRTD, Dresden
Tel.: 0351 458-82065