26.03.2019
Das erste Mal Uni-Luft schnuppern

TUD-Student Florian (l.) mit einer der Schülergruppen des Herzberger Philipp-Melanchthon- Gymnasiums nahe dem Hörsaalzentrum an der Bergstraße.
Schüler aus Herzberg/Elster unternehmen eine Expedition auf dem TUD-Campus
Beate Diederichs
Bei »Expedition Campus« können Schülergruppen der Klassenstufen 10 bis 13 einen Tag lang den Campus der TU Dresden kennenlernen. Bei einem Mix aus Informationsveranstaltung, Campusrundgang und Mensabesuch probieren sie aus, wie es sich anfühlt, Student zu sein. »Im Schnitt nutzen zwischen 25 und 30 Gruppen pro Jahr das Angebot. Damit sind wir sehr zufrieden«, sagt Projektleiterin Birgit Hartenhauer. Sie organisiert »Expedition Campus« gemeinsam mit der studentischen Hilfskraft Florian Werner.
Am frühen Vormittag sind die rund vierzig Elftklässler des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums aus Herzberg/Elster noch wenig gesprächig: Als Studienberaterin Kira Marschner während der Informationsveranstaltung fragt, warum sich ein Studium lohnt, geht nur eine Hand zögerlich in die Höhe. »Weil es Berufe wie Arzt gibt, die man nur ergreifen kann, wenn man das entsprechende Fach studiert hat«, antwortet eine Schülerin. Die spärliche Mitarbeit bedeutet allerdings nicht, dass die Brandenburger Schüler unaufmerksam sind. »Ich fand den Einleitungsvortrag sehr informativ. Er hat alles zusammengefasst, was man nach meiner Meinung übers Studium allgemein und übers Studieren speziell an der TU Dresden wissen sollte«, lobt Larissa Jann. Die Zwölftklässlerin hat gemeinsam mit Jahrgangskollegen die Teilnahme der Elftklässler an »Expedition Campus« organisiert – als Projekt zum Thema Studien- und Berufsorientierung. Jetzt, am Mittag, blicken die Herzberger auf mehrere Stunden an der TU Dresden zurück: 9.30 Uhr begann die Info-Veranstaltung, danach erkundeten die Schüler in drei Gruppen den Campus, geführt von den studentischen Mitarbeitern Florian, Oliver und Lisa. Zum Abschluss besuchte die erste Gruppe das Wasserbau-Labor, die zweite die Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie und die dritte die Sammlung historischer Rechenmaschinen. Da diese »Expedition Campus« am 28. Februar stattfand, also nach der Vorlesungszeit, standen keine Lehrveranstaltungen auf dem Programm. Den Programmpunkt »Mensaessen testen« hatte die Gruppe zudem nicht gewählt. Annika Grau, Larissas Jahrgangskollegin, gefiel die Campusführung innerhalb des Programms am besten: »Es ist sehr hilfreich, wenn die studentischen Mitarbeiter uns an ihrem Insiderwissen teilhaben lassen, zum Beispiel dazu, wie man sich auf dem Campus orientiert und was das Studentenleben kostet. Ich fand es auch interessant, mal einen Blick in einen Hörsaal werfen zu können. Da kommt man als Schüler ja sonst eher selten hin.« Schulleiterin Barbara Pietzonka, Lehrerin für Geografie, Latein und Russisch und eine der drei Begleitpersonen, lobt ebenfalls die Ausgewogenheit der Veranstaltung. »Außerdem habe ich es genossen, mal wieder Uni-Atmosphäre zu erleben. Das kenne ich ja schon, während die Schüler diese Luft zum ersten Mal schnuppern.«
Florian Werner freut sich über das Lob. Der Student des Wirtschaftsingenieurwesens koordiniert »Expedition Campus« seit zwei Semestern – gemeinsam mit Birgit Hartenhauer, die das Projekt leitet, seit es 2002 entstand. Es gehört zur Plattform »Uni testen«. »Ich habe nach dem Abitur zunächst Lehramt studiert. Eine Kommilitonin empfahl mir das Projekt, weil ich dabei mit Schülern zusammenarbeiten kann«, berichtet er. Als studentische Hilfskraft erledigt er in zwölf Wochenstunden fast alles, was zu »Expedition Campus« gehört: Für jede der durchschnittlich 25 bis 30 Gruppen aus ganz Deutschland, die jährlich kommen, stellt er aus den Grundsäulen Infoveranstaltung, Campusrundgang, Besuch von Lehrveranstaltungen oder Universitätseinrichtungen sowie Mensabesuch nach deren Wünschen ein individuelles Programm zusammen. »Dafür muss ich zum Beispiel schauen, welche Lehrveranstaltungen für die jeweilige Interessenlage in Frage kommen und ob die Schüler diese besuchen können, was bei Klausuren nicht sinnvoll ist. Ich buche auch den Raum für die Info-Veranstaltung. Daneben kontaktiere ich die Universitätsmitarbeiter, die für die zum Thema passenden Sammlungen oder Labore verantwortlich sind, und melde die Gruppen dort an. Schließlich bestelle ich beim Studentenwerk die Essensmarken, wenn die Gruppe das Mensaessen testen möchte«, zählt Florian Werner auf. Die Zahl der Gruppen, die sich pro Jahr anmelden, sei in den letzten Jahren relativ konstant geblieben, berichtet Birgit Hartenhauer. »Doch die meisten kommen zu den schulischen Exkursionszeiten: um die Herbstferien herum und kurz vor den Sommerferien.« Am Anfang führte Birgit Hartenhauer noch selbst die Gruppen über den Campus. Doch dann entschied sie: Die Schüler brauchen die Nähe zu den Studenten, das aktuelle studentische Insiderwissen. Das jetzige ausgewogene Angebot mit den Infos der Studienberatung, der Studenten und der Mitarbeiter stößt auf eine positive Resonanz. »Wir fragen immer im Nachgang per Mail, ob alle zufrieden waren. In der überwiegenden Zahl der Fälle ist das so«, sagt Birgit Hartenhauer. Florian Werner ergänzt: »Wenn dieselben Lehrer über die Jahre mehrfach mit anderen Gruppen wiederkommen, bestätigt das uns in unserem Tun und freut uns sehr.«
Weitere Informationen unter:
www.tu-dresden.de/expedition-campus
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 06/2019 vom 26. März 2019 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.