30.04.2019
Das Modell funktioniert
Englischsprachige Masterstudiengänge sind an der TUD sehr gefragt
Beate Diederichs
Die TU Dresden bietet vierzehn Masterstudiengänge in englischer Sprache an. »Ein Großteil dieser Studiengänge entstand im vergangenen Jahrzehnt als Ausdruck der Internationalisierung der Universität. In fast allen davon steigen jährlich die Immatrikulationszahlen«, berichtet Julia Paternoster vom Internationalen Studierendenmarketing der TU Dresden. So auch beim Studiengang Hydro Science and Engineering (HSE), wo im vergangenen Wintersemester fast 200 Studenten eingeschrieben waren.
Von A wie ACCESS, was für Advanced Computational and Civil Engineering Structural Studies steht, bis T wie Tropical Forestry: Die TU Dresden hat seit etwa dem Jahr 2005 mehr als zehn zusätzliche englischsprachige Masterstudiengänge aufgebaut. Die vierzehn Studiengänge, über die sie jetzt verfügt, gehören zu den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften sowie Bau und Umweltwissenschaften. Zwei davon werden am Internationalen Hochschulinstitut Zittau angeboten, bei einem weiteren, Cartography, arbeitet die TUD mit Hochschulen aus München und Wien zusammen. Die Masterstudiengänge sind Ausdruck der Internationalisierungsstrategie der TU und verzeichnen fast alle von Jahr zu Jahr steigende Studentenzahlen. »Sie sind aufgrund ihres guten wissenschaftlichen Rufes gefragt, aber natürlich auch deshalb, weil sie komplett auf Englisch stattfinden und so die Zugangshürde Deutsch entfällt«, sagt Julia Paternoster. Im Wintersemester 2018/19 waren im kleinsten dieser Studiengänge, »Biodiversity and Collection Management«, 27 Studenten eingeschrieben, im größten, »Hydro Science and Engineering« (HSE), 190 Studenten.
Viele der Studenten der englischsprachigen Masterstudiengänge stammen aus asiatischen Ländern wie Pakistan, Indien oder Indonesien. »Chinesische Studierende wählen eher deutschsprachige grundständige Studiengänge oder Aufbaustudiengänge. Deutsche Studierende gehen, wenn sie auf Englisch lernen wollen, ins englischsprachige Ausland. Wenn sie in ihrer Muttersprache studieren wollen, schreiben sie sich in deutschsprachigen Studiengängen ein, die es zu denselben Themen meist auch gibt«, berichtet Julia Paternoster. Grundsätzlich wünschen sich die jeweiligen Koordinatoren für die englischsprachigen Masterstudiengänge mehr Teilnehmer aus europäischen Ländern, auch aus Deutschland, und aus Nord- und Südamerika. »Wenn sich die Studiengruppen aus Menschen vieler verschiedener Herkunftsländer zusammensetzen, wirkt das der Tendenz entgegen, dass sich die Studenten in einer gewissen Blase bewegen«, ist Julia Paternosters Erfahrung. Um für einen der Studiengänge zugelassen zu werden, muss man ein einschlägiges Bachelorzeugnis und Englischkenntnisse vorweisen, meist auf Stufe C1 des Europäischen Referenzrahmens für Sprachen. »Die Kritiker englischsprachiger Studiengänge in Deutschland sagen, dass diese Studiengänge viele Ressourcen binden und internationale Studenten, die hier studieren wollen, dafür genügend Deutsch lernen sollten. Andererseits möchten wir mit diesen Studiengängen auch begabten Interessenten ein Studium ermöglichen, die mangelnde Deutschkenntnisse sonst daran hindern würden«, kommentiert Julia Paternoster. Für die Zukunft könnte sie sich vorstellen, dass die TU Dresden auch in den Fachrichtungen Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften englischsprachige Masterstudiengänge einrichtet. »Die wären dann sicher enorm begehrt.«
Beispielhaft für die internationalen Masterstudiengänge ist Hydro Science and Engineering (HSE), mit knapp 200 eingeschriebenen Studenten und rund 450 erfolgreichen Absolventen der größte Studiengang darunter. Dabei kann man insgesamt rund 150 Abschlüsse den Absolventen zweier Erasmus-Mundus-Studiengänge zuordnen, die zwei Semester ihres Studiums zu Hochwasser-Risikomanagement und Grundwassermanagement an ausländischen Hochschulen verbringen. Etwa 300 kommen ausschließlich von der TU Dresden. »Wir haben 2004 mit ganz wenigen Studenten angefangen. Seitdem steigen die Bewerberzahlen jährlich«, sagt Christian Bernhofer, Professor am Institut für Hydrologie und Meteorologie der TUD. »Wir möchten den internationalen Studenten eine Vertiefung ihrer bisherigen Ausbildung bieten, mit der sie in ihren Heimatländern die Aufgaben besser ausführen können, die sie im Wasser- und Umweltmanagement von Firmen, Institutionen oder bei Forschungsprojekten haben«, fasst er zusammen. Die Teilnehmer können aus einer Vielzahl von Modulen wählen, zum Beispiel Circular Economy, Climate Change oder Flood Risk Management – dort geht es unter anderem um den Klimawandel und darum, wie man mit dem Risiko von Überflutungen umgeht. »Bei uns finden sich alle zurecht: Der Bauingenieur aus Äthiopien, der sich für Hydrauliklösungen interessiert, der Umweltingenieur aus Nepal mit Interesse an der Recyclingwirtschaft oder die Geologin aus Uganda und der Biologe aus Ecuador, die sich zur Abwasserbehandlung weiterbilden möchten«, erzählt Dr. Sabine Hahn-Bernhofer, die seit 2008 gemeinsam mit zwei vom DAAD-geförderten Tutoren die HSE-Studenten betreut . Die Gruppe aus dreißig bis vierzig Studenten, die so jedes Jahr entsteht, ist kulturell sehr bunt gemischt. Auch deutsche Teilnehmer sind darunter. Eine wichtige Gruppe machen dabei die EPOS-Stipendiaten aus. Das DAAD-Stipendienprogramm EPOS (Entwicklungsbezogene Postgraduierten-Studiengänge) fördert Studenten aus Entwicklungs- und Schwellenländern, die in ihrer Heimat bereits einige Jahre gearbeitet haben. Viele der Absolventen kehren nach Studienende in ihre Herkunftsländer zurück und arbeiten dort zum Beispiel in Ministerien oder bei Umweltprojekten. »Mit den meisten stehen wir in langjährigem E-Mail-Kontakt und verfolgen ihren Weg weiter. Auch die Absolventen vernetzen und helfen sich gegenseitig«, sagt die Wissenschaftlerin. Dabei dient Englisch als generelle Kommunikationssprache. »Es ist einfach die Sprache, die fast auf der ganzen Welt gesprochen und verstanden wird«, begründet Sabine Hahn-Bernhofer. Eine Sprachhürde für die Lehrkräfte des Masterstudiengangs, die an vielen verschiedenen Professuren des Bereichs Bau und Umwelt der TUD beschäftigt sind, sieht sie nicht: »Da ja fast alle wissenschaftlichen Ergebnisse auf Englisch veröffentlicht werden, gibt es eigentlich keinen Hochschullehrer mehr, der kein Englisch spricht - auch wenn die Kenntnisse und die Qualitäten der Vorlesungen dann sicher sehr unterschiedlich sind.« Das ungebrochene Interesse potenzieller Studenten zeigt: Das Modell funktioniert.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 08/2019 vom 30. April 2019 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.