03.08.2020
Die digitale Gesundheitsversorgung auf dem Prüfstand – Wissenschaftler der TU Dresden öffnen die Tür für den digitalen Arzt zu Hause
Fernbehandlungen und Videosprechstunden erleben in der Corona-Pandemie einen Boom. Dabei scheint die unmittelbare Notwendigkeit, den Zugang zu Patienten auch zu Zeiten der Kontaktbeschränkung zu wahren, ein Beschleuniger für digitale Innovationen in der Gesundheitsversorgung zu sein. Vor diesem Hintergrund besteht insbesondere für ländlich geprägte Regionen das Potential, drohende Versorgungsengpässe abzuwenden.
Sachsen weist im Vergleich zu anderen Regionen der EU eine drastisch schrumpfende und alternde Bevölkerung auf, wovon insbesondere die medizinische und pflegerische Versorgung betroffen ist. Lena Otto, Nachwuchswissenschaftlerin von Care4Saxony, sagt: „Bereits deutlich vor der intensiv erlebten Digitalisierung während Corona zeichnete sich ab, dass wir neue digitale Versorgungsformen und deren Verstetigung brauchen. Diese Innovationen aus der Forschung scheiterten in der Vergangenheit jedoch oft auf dem Weg in die Praxis, wodurch sie ihr wahres Potential nicht entfalten konnten.“
Seit 2017 hat sich deshalb die Nachwuchsforschergruppe „Care4Saxony“ der Stärkung und Verstetigung digitaler Versorgungskonzepte verschrieben. Insgesamt fünf Forscher der TU Dresden aus den Wirtschaftswissenschaften, der Informatik und der Versorgungsforschung untersuchten Barrieren und Potentiale der digitalen Gesundheitsversorgung. Sie entwickelten Forderungen für die Politik, um die aktuelle Versorgungslage zu verbessern. So sollte die Versorgungsqualität nicht nur bei einzelnen Leistungserbringern, sondern auch in Versorgungsnetzwerken sichergestellt und beim Einsatz von Telemedizinlösungen stärker auf einen Nachweis der Wirksamkeit geachtet werden. Zusätzlich wurden Handlungsempfehlungen formuliert, wie einzelne Regionen die Nutzung von Telemedizinlösungen aktiv vorantreiben und wie häusliche Assistenzsysteme individualisiert geplant werden können. Die wissenschaftliche Arbeit der Gruppe führte zu konkreten Werkzeugen für die sächsische Gesundheitsversorgung und hat das Potential, Themen der Digitalisierung im Gesundheitswesen stärker in eine einheitliche Aus- und Weiterbildung professioneller Akteure einzubringen.
Das Projekt hat zudem strukturelle Innovationen geschaffen, wie der Leiter der Nachwuchsforschergruppe, Dr. Hannes Schlieter, erklärt: „Die in der Forschergruppe tätigen Nachwuchswissenschaftler erwarben selbst Kompetenzen in einem interdisziplinären Themenspektrum an der Schnittstelle von Gesundheitswissenschaften und Informationstechnologie. Sie erarbeiteten Lehrkonzepte und leiteten Studierende in dem Themengebiet an. Durch die Forschungsarbeit konnten sich alle Mitglieder der Forschergruppe wissenschaftlich weiterbilden, sodass alle Beteiligten an ihren Dissertationen arbeiten oder diese schon abgegeben haben. Dadurch entstanden einzigartige Qualifikationsprofile, die für die Weiterentwicklung der sächsischen Versorgungslandschaft wertvoll sind.“
Die Arbeiten im Rahmen der Nachwuchsforschergruppe „Care4Saxony“ enden am 30.09.2020. Die Ergebnisse werden im Rahmen der öffentlichen Abschlussveranstaltung am Freitag, den 14.08.2020 von 11:00-15:00 Uhr im Uniklinikum Dresden vorgestellt. Interessierte können sich gern bei Dr. Hannes Schlieter () anmelden. Zusätzlich werden alle Ergebnisse auf der Webseite der Nachwuchsforschergruppe unter www.care4saxony.de veröffentlicht und fließen in die weitere Forschung an den beteiligten Institutionen ein.
Informationen für Journalisten:
Dr. Hannes Schlieter
Fakultät Wirtschaftswissenschaften
Professur für Wirtschaftsinformatik, insb. Systementwicklung
Tel.: +49 351 463-32173