12.05.2022
Die Neurobiologin Catherina Becker erhält Humboldt-Professur
Prof. Catherina G. Becker wird am 12. Mai mit der Alexander von Humboldt-Professur ausgezeichnet, dem höchstdotierten internationalen Forschungspreis in Deutschland. Live zu erleben ist sie außerdem am 19. Mai in der öffentlichen universitätsweiten Antrittsvorlesung der TU Dresden. Die weltweit renommierte Neurobiologin erforscht am Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) der TU Dresden die Regeneration des zentralen Nervensystems.
Die Regeneration des zentralen Nervensystems, des Gehirns und des Rückenmarks, bildet den Schwerpunkt von Prof. Beckers Forschung. Bereits als junge Doktorandin war sie fasziniert von der Fähigkeit der Fische, Frösche und Salamander, ihr Nervensystem zu reparieren und dessen Funktion wiederherzustellen – eine außergewöhnliche Fähigkeit, die Menschen nicht besitzen. In jüngster Zeit widmet sie sich der Aufklärung der Mechanismen, die die Regeneration des Rückenmarks in Zebrafischen ermöglichen. Ihre Forschung passt perfekt zu den Zielen des Zentrums für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) der TU Dresden, an dem internationale Wissenschaftler:innen die Prinzipien von Zell- und Organregeneration nach Verletzungen oder in Folge von Erkrankungen in verschiedenen Modelorganismen erforschen.
„Als eines der führenden Institute auf dem Gebiet der Regenerationsforschung ist das CRTD ein sehr attraktives Forschungsumfeld, das mir viele Forschungs- und Kooperationsmöglichkeiten bietet“, sagt Prof. Catherina Becker. „Ich bin sehr glücklich, mit der Unterstützung durch die Humboldt-Professur am CRTD an der TU Dresden arbeiten zu können. Hier bin ich Teil des Johannstadt Campus, der wunderbare Möglichkeiten für Forschungskooperationen mit den umliegenden Instituten bietet.“
Prof. Becker ist eine Pionierin der Erforschung von Rückenmarksregeneration bei Zebrafischen. Ihrer Forschungsgruppe gelang es über die Jahre, einige entscheidende Entdeckungen zu machen: Sie konnten die Nervenzellen im Zebrafischgehirn charakterisieren, die mit den Motorneuronen im Rückenmark verbunden sind, und zeigten, welche dieser Verbindungen nach Verletzung neu wachsen können. Außerdem konnte die Gruppe Gene identifizieren, die essenziell für das Wachstum von Axonen – den Fortsätzen von Nervenzellen, die die Nerven untereinander verbinden und elektrische Signale weiterleiten – sind. Des Weiteren fand sie heraus, dass es im Rückenmark von Zebrafischen Stammzellen gibt, die neue Neurone erzeugen, um die durch eine Verletzung gestorbenen Neurone zu ersetzen. Vor kurzem konnte die Becker Gruppe zusätzlich zeigen, dass das Immunsystem aktiv an der Reparatur des Rückenmarks beteiligt ist.
„Es ist ein großer Erfolg für die TU Dresden, eine weitere Humboldt-Professorin begrüßen zu dürfen“, sagt Prof. Ursula M. Staudinger, die Rektorin der TU Dresden. „Außerdem ist es ein großer Gewinn für das CRTD, dass nun nach Prof. Michael Sieweke, der seit 2018 am CRTD arbeitet, mit Prof. Catherina Becker bereits eine zweite Humboldt-Professur für das Institut gewonnen werden konnte. Das bestätigt den Exzellenzstatus des CRTD und seiner Regenerationsforschung auf Weltniveau.“
„Als Pionierin der Rückenmark-Regenerationsforschung in Zebrafischen ist Prof. Becker eine echte Bereicherung für unser Institut und die TU Dresden. Das CRTD und unsere Forschungsgemeinschaft wird von ihrer Expertise sehr profitieren“, betont Prof. Federico Calegari, der Direktor des CRTD. „Wir sind stolz darauf, die beiden Humboldt Professoren der TU Dresden in unserem Institut zu haben.“
Die Preisverleihung
Die offizielle Preisverleihung findet am 12. Mai in Berlin statt. Zum ersten Mal wird die Verleihung auch live im Internet übertragen. Link zum offiziellen Livestream: https://t.co/2OGPcvfNkO
Universitätsweite Antrittsvorlesung an der TU Dresden
Im Rahmen der laufenden universitätsweiten Antrittsvorlesung wird Prof. Becker am 19. Mai eine öffentliche Vorlesung an der TU Dresden halten. Weitere Informationen zur Vorlesung finden Sie auf der Website: https://tu-dresden.de/tu-dresden/profil/exzellenz/uwil
Über Catherina Becker:
Catherina Becker promovierte an der Universität Bremen, wo sie bei Prof. Gerhard Roth die Entwicklung und Regeneration des optischen Systems untersuchte. Als Postdoktorandin an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich arbeitete sie in der Gruppe von Prof. Melitta Schachner. Ihre Forschung konzentrierte sich auf die Rolle von Zelladhäsionsmolekülen im zentralen Nervensystem und wurde durch ein EMBO-Langzeitstipendium finanziert. In ihrer zweiten Postdoc-Stelle arbeitete sie mit Prof. Ron Meyer an der University of California in Irvine, USA, an der Regeneration der Sehnervenprojektion im Zebrafisch. 1998 wechselte sie an das Zentrum für Molekulare Neurobiologie (ZMNH) in Hamburg, um an der Rückenmarksregeneration im Zebrafisch zu arbeiten. Seit 2005 war sie als Senior Lecturer und seit 2013 als Professorin an der University of Edinburgh in Schottland tätig, wo sie zuletzt stellvertretende Direktorin des Centre for Discovery Brain Sciences war.
Im Jahr 2014 wurde Catherina Becker zum Fellow der Royal Society of Biology gewählt. Sie erhielt 2016 den Suffrage Science Award des MRC London Institute of Medical Sciences sowie die Eurolife Distinguished Lecturer Medal.
Prof. Becker ist zusammen mit ihrem Kooperationspartner und Ehemann Dr. Thomas Becker nach Dresden gezogen. Zusammen haben sie zwei Kinder.
Alexander von Humboldt-Professur
Die Alexander von Humboldt-Professur ist der renommierteste deutsche Wissenschaftspreis. Sie wird seit 2008 von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben. Die Humboldt-Professur hat zum Ziel, Wissenschaftler:innen von Weltrang aus dem Ausland nach Deutschland zu holen. Die Preisträger:innen erhalten fünf Millionen Euro zur Unterstützung ihrer Forschung über einen Zeitraum von fünf Jahren. Das Programm wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.
Über das Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD)
Am Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) der TU Dresden widmen sich Spitzenforscher:innen aus mehr als 30 Ländern neuen Therapieansätzen. Sie entschlüsseln die Prinzipien der Zell- und Geweberegeneration und ergründen deren Nutzung für Diagnose, Behandlung und Heilung von Krankheiten. Das CRTD verknüpft Labor und Klinik, vernetzt Wissenschaftler:innen mit Ärzt:innen, nutzt Fachwissen in Stammzellforschung, Entwicklungsbiologie, Genom-Editing und Geweberegeneration, um letztlich die Heilung von Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson, hämatologischen Krankheiten wie Leukämie, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes sowie Augen- und Knochenerkrankungen zu erreichen.
Seit 2016 ist das CRTD eines von drei Instituten der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung Center for Molecular and Cellular Bioengineering (CMCB) der TU Dresden. CMCB trägt entscheidend zur Profilierung der TU Dresden im Bereich Gesundheitswissenschaften, Biomedizin und Bioengineering bei.
Web: www.tu-dresden.de/cmcb/crtd
Web: www.tu-dresden.de/cmcb
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