19.10.2021
Fünf Jahre »Theater – sehen, denken, spielen«
Das in Sachsen einmalige dreisemestrige Begleitstudium hat bereits fast 50 Absolventen
Matthias Spaniel
Für die rund 50 Anwesenden im Viktor-Klemperer-Saal der TU Dresden am Weberplatz gab es am 7. Oktober 2021 gleich mehrere Gründe zum Feiern: Nicht nur kann man auf das fünfjährige Bestehen des in Sachsen einmaligen studienbegleitenden Angebots »Theater – sehen, denken, spielen« zurückblicken, sondern auch auf dessen Verstetigung und die damit verbundene Möglichkeit, nach vorn zu schauen und neue Perspektiven zu entwickeln. Seit 2017 an der Professur für Neueste deutsche Literatur und Didaktik der deutschen Sprache und Literatur angesiedelt, bietet es Lehramtsstudierenden des Faches Deutsch die Möglichkeit, innerhalb von drei Semestern theaterpädagogische Grundlagen zu erlernen. Neben theaterwissenschaftlichen und didaktischen Fragestellungen stehen vor allem theaterpraktische Erfahrungen im Mittelpunkt, wird das Programm doch mit einem eigenen künstlerischen Projekt an einer der zahlreichen Kooperationsschulen und -theatern abgeschlossen.
Knapp 20 Absolventen wurden an diesem Abend mit der feierlichen Übergabe der Zertifikate geehrt, die auch in der Corona-Pandemie (neue) Wege und Formate der künstlerischen und sozialen Interaktion fanden. So sei stellvertretend ein Projekt aus dem Herbst 2020 genannt, als zusammen mit Studierenden der Aberystwyth University in Wales das »Fast Forward«-Festival am Staatsschauspiel Dresden virtuell besucht wurde. Die Herausforderung bestand darin, wie man Präsenz in Absenz herstellen kann, wie man sich in (körperlicher) Distanz begegnen und (sinnliche) Erfahrungen miteinander teilen kann. Es war ein künstlerisches Experiment über den »Transport« von Gegenwart in asynchronen Räumen – vor dem aktuellen Hintergrund des ersten »Corona-Winters« war es zugleich auch ein kulturelles und soziales Überlebenstraining.
Das studienbegleitende Angebot befähigt die Studierenden also, Theater als Kunstform theoretisch wie praktisch zu vermitteln und es für ästhetische bzw. kulturelle Bildungszwecke in ihrem späteren Berufsalltag anzuwenden. Dass das nicht nur für Studierende des Lehramts Deutsch interessant und relevant ist, zeigen die Anfragen aus anderen Fächern und Studiengängen. Insgesamt knapp 50 Absolventen gibt es bereits und einige von ihnen stehen schon auf den »Bühnen« der Klassenzimmer. Eindrücklich wurde dies an diesem Abend in einer kurzen Performance des Kooperationspartners DIE BÜHNE gezeigt: Ein junger Mann rollt in Ruhe seine Yogamatte aus und während er eine beruhigende Yoga-Sequenz durchläuft, zitiert er die E-Mail einer beunruhigten Mutter, die sich über die fehlende Ruhe und Ordnung im Unterricht ihrer Tochter beschwert. Das Zusammentreffen von Studierenden, die gerade erst mit dem Begleitstudium beginnen, und denen, die bereits in der Schulpraxis sind, soll zukünftig nicht mehr dem Zufall überlassen werden: Grund genug also, die Erfahrungen miteinander zu teilen und ein Alumni-Netzwerk zu gründen.
Zugleich zeigt sich jedoch auch der Bedarf an Weiterbildung im Kontext von kultureller Bildung für bereits Lehrende. Mit der nun bestehenden längerfristigen Perspektive für das Begleitstudium Theater ist also auch die Möglichkeit der Modifizierung und des Ausbaus des Programms denkbar. Dass dies überhaupt möglich ist, verdankt sich dem Engagement vieler: Die Fachschaft setzte sich ebenso für die Verstetigung ein, wie die externen Kooperationspartner aus der Kulturszene. Doch nicht zuletzt ist es auch dem Dekan der Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften, Christian Prunitsch, zu verdanken, der von Anbeginn an das Projekt begleitet und unterstützt hat. Und so war es auch ein passender Schlusspunkt der Veranstaltung, dass er mit seiner Band ein kleines Konzert gab. Die Studierenden genossen es sichtlich, diesem zu lauschen und sich noch bis spät in die Nacht untereinander auszutauschen – mit Abstand und Maske, aber in Präsenz.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 16/2021 vom 19. Oktober 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.