12.06.2009
Wiederaufbau und Entwicklung mit Weitblick
Für seine Verdienste um die Dresdner Baukultur erhält der Architekt Wolfgang Hänsch die Ehrendoktorwürde der TU Dresden.
Unzählige Bauwerke der Dresdner Nachkriegsarchitektur sind mit seinem Namen verknüpft. Ob die Wohn- und Geschäftsbauten auf der Borsbergstraße, das „Haus der Presse“, der monumentale Kulturpalast; ob das Nord-Ost-Ensemble der Prager Straße, das Einkaufszentrum Webergasse oder die wiedererstandene Semperoper; diese und viele andere Gebäude hat der 1929 in Königsbrück geborene Architekt Wolfgang Hänsch projektiert und gebaut. Am 18. Juni 2009 verleiht ihm die Technische Universität Dresden die Ehrendoktorwürde anlässlich seines 80. Geburtstages.
„Wolfgang Hänsch ist einer der profiliertesten und erfolgreichsten Dresdner Architekten der Nachkriegszeit“, begründet Architekturprofessor Wolfram Jäger die Entscheidung der Universität. „Kaum ein anderer hat sich mit so viel Hingabe sowohl um den Wiederaufbau wie auch um die architektonische Weiterentwicklung unserer Stadt bemüht. Viele der von ihm geschaffenen Bauten haben weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus Bedeutung erlangt, einige – wie die wiedererstandene Semperoper – errangen internationale Berühmtheit.“
Nach dem Studium arbeitete Wolfgang Hänsch an zahlreichen Projekten zum Wiederaufbau des zerstörten Dresdens im damaligen „Entwurfsbüro für Hochbau Dresden“. In seinen Bauten hat er sich stets als Verfechter der internationalen Moderne erwiesen: Gemeinsam mit dem Architekten Herbert Löschau entstanden unter Wolfgang Hänschs Leitung in den Jahren 1958 bis 1962 das 13-geschossige Verlagsgebäude für die Sächsische Zeitung (Haus der Presse) und der zugehörige Druckereineubau.
An diese Bauaufgaben schloss sich das Großvorhaben Kulturpalast Dresden an, dessen Leitung Wolfgang Hänsch von 1962 bis 1969 innehatte, nachdem sich nach heftigem ideologischen Streit der ldeenvorschlag von Leopold Wiel mit seiner modernen Architekturhaltung durchgesetzt hatte.
Nach dem Beschluss zum Wiederaufbau der Semperoper wurde Hänsch die Position des Chefarchitekten im VEB Gesellschaftsbau Dresden übertragen. Neben der Rekonstruktion des Sempergebäudes entstand nach seinem Entwurf (sowie der mit ihm arbeitenden Architekten Löschau, Hallbauer u. a.) das dreigeschossige Funktionsgebäude, das durch die maßstäblich hervorragend gelösten Übergänge an den historischen Altbau angeschlossen werden konnte. Nach der international beachteten Wiederinbetriebnahme der Semperoper 40 Jahre nach deren Zerstörung legte Wolfgang Hänsch ein umfangreiches Buch über den Architekten Gottfried Semper, über die Geschichte der Dresdner Theaterbauten und über seine Entwurfsarbeit beim Wiederaufbau des Hauses vor.
In den siebziger und achtziger Jahren leitete Wolfgang Hänsch die Bezirksgruppe Dresden des Bundes der Architekten der DDR und war Mitglied des Bundesvorstandes. Von 1986 bis 1992 arbeitete Hänsch als Chefarchitekt der Bauplanung Sachsen, danach als freier Architekt in Dresden. In diesen Jahren entstanden zahlreiche Entwürfe als Studien für die weitere Entwicklung Dresdens, so für das Operettentheater am Wiener Platz, ein Museum für moderne Kunst am Neumarkt, den weiteren Ausbau des Kulturpalastes oder der Funktionsgebäude der Semperoper. Wichtige realisierte Planungen dieser Zeit sind der Umbau und die Rekonstruktion des Rathauses in Pirna (1993) sowie der Umbau und die Rekonstruktion des Zuschauerraumes im Schauspielhaus Dresden (1993/1995). Der Einbau des Informationszentrums Frauenkirche im Erdgeschoss des Kulturpalastes (2006) und die Machbarkeitsstudien für die Sanierung des Kulturpalastes oder des Funktionsgebäudes der Oper sind Arbeiten der letzten Jahre.
Wolfgang Hänsch ist Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Architekten sowie Ordentliches Mitglied der Klasse Baukunst der Sächsischen Akademie der Künste.
Verleihung der Ehrendoktorwürde am 18. Juni 2009, 14 Uhr, im Festsaal des Rektorats der TU Dresden. Laudatio: Prof. Wolfram Jäger
Autor: Martin Morgenstern
Weitere Informationen:
Prof. Dr.-Ing. Wolfram Jäger
Tel.: 0351 463-34197