20.04.2012
Hannover Messe 2012: Forscher präsentieren innovative Leichtbaulösungen aus Sachsen
Eine neuartige Fahrzeugtür aus Thermoplast und Bio-Compositen, eine extrem leistungsstarke CFK-Antriebswelle und weitere Produkthighlights beweisen die Innovationskraft des Dresdner Systemleichtbaus.
Das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der
Technischen Universität Dresden präsentiert sich gemeinsam mit
der TUDAG-Tochter Leichtbau-Zentrum Sachsen GmbH (LZS) vom 23.
bis 27. April 2012 auf der Hannover Messe in Halle 6 auf Stand
A39 und in Halle 2 auf Stand C37.
Die Präsentation auf der Hannover Messe ist für das ILK bereits
Tradition. Institutsdirektor Professor Werner Hufenbach: „Die
Hannover Messe gehört zu den Leuchtturm-Veranstaltungen für ein
innovatives Institut wie das ILK. Der erfolgreiche Transfer von
Forschungsergebnissen in die industrielle Praxis ist ein
wesentlicher Schlüsselbaustein, damit die ostdeutsche Industrie
ihre Position in der ersten Liga des europäischen Marktes
festigt.“
Um die vielfältige Anwendbarkeit und die brachenübergreifenden
Einsatzmöglichkeiten des national und international etablierten
Dresdner Modells des „Funktionsintegrativen Systemleichtbaus in
Multi-Material-Design“, das seit Institutsgründung im Jahr 1994
am ILK angewendet wird und inzwischen auch den internationalen
Trend widerspiegelt, zu demonstrieren, haben die
Wissenschaftler des ILK und der LZS GmbH ausgewählte Exponate
für die Hannover Messe zusammengestellt.
Neuartige Fahrzeugseitentür
Fahrzeugtüren sind crashrelevante und in der Auslegung und
Fertigung anspruchsvolle Bauteile, die bisher aus
konventionellen metallischen Werkstoffen gefertigt werden. Im
Forschungsvorhaben „HybTuer“ wurde am ILK in Zusammenarbeit mit
der IMK automotive GmbH sowie der Bo-NaFaTec GmbH eine
neuartige Fahrzeugseitentür aus thermoplastischen
Faserverbundwerkstoffen und deren Herstellung mit einem
Fließpressverfahren erfolgreich umgesetzt. Die „HybTuer“ aus
thermoplastbasierten Faserverbundstrukturen mit metallischen
Verstärkungselementen hat deutlich verbesserte
Produkteigenschaften. Für die Außenstruktur wurden
Bio-Composite verwendet, wodurch die Fahrzeugtür besonders
ressourcenschonend produziert werden kann. Zudem hat die
Herstellung im Fließpressverfahren gegenüber der
konventionellen Fertigungsart erhebliche Vorteile hinsichtlich
der Fertigungszeiten und der erreichbaren
Funktionsintegration.
CFK-Antriebswelle in neuer Leistungsklasse
Das ILK hat in Zusammenarbeit mit der VOITH Turbo GmbH eine
Antriebswelle mit integrierten Kardangelenkgabeln für
Schwerlastanwendungen – beispielsweise in Lokomotiven, Pumpen,
Turbinen, Schnellfähren oder Papiermaschinen – entwickelt. In
diesem Anwendungsfeld dominieren gegenwärtig rein metallische
Antriebswellen. Die TU-Wissenschaftler entwickelten eine
neuartige integrative Faserverbund-Bauweise, die das
Strukturgewicht und die Massenträgheitsmomente der
Antriebswelle deutlich senkt und in der Herstellung den
Prozessschritt „Fügen“ einspart. In statischen und dynamischen
Bauteilprüfungen wurden die prototypischen Wellen mit
über
10000 Nm belastet ohne zu versagen. Damit stoßen die
ILK-Wissenschaftler in eine neue Leistungsklasse für diese
innovative Leichtbauweise vor.
Weitere Highlights der TUD-Leichtbauer auf der Hannover Messe
Auf der Solutions Area in Halle 6 stellt das ILK zusätzlich
ein Teil eines Flugzeugprüfkomplexes aus
kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) vor. Mit diesem
Exponat demonstriert das ILK seine Kompetenz bei der
Entwicklung, Simulation, Fertigung und Montage großflächiger
CFK-Luftfahrtstrukturen.
Aus der erfolgreichen Zusammenarbeit der Technischen
Universität Dresden mit der Nationalen Universität für
Luftfahrt (NAU) Kiew entstand eine Pumpvorrichtung zur
Erzeugung von Druckdifferenzen in Fluiden oder
Mehrphasenstoffsystemen, die, im Unterschied zu herkömmlichen
Pumpensystemen, weitgehend für Verschleiß unanfällig und somit
flexibel einsetzbar ist für einen breiten Nutzerkreis, etwa im
Maschinenbau oder der Medizintechnik. Der Leiter des
Forschungslabors für Nanotribologie der NAU, Dr.-Ing. Alexander
Stelmakh, wird das mittlerweile zum Patent angemeldete Exponat
am ILK-Stand in Halle 2 persönlich vorstellen.
Der Anfang 2012 am ILK gegründete Carbon Composites Ost (CC
Ost, Vorstandsvorsitzender Prof. Werner Hufenbach,
Geschäftsführer: Dr.-Ing. Thomas Heber) stellt sich am
ILK-Stand in Halle 6 vor. Er ist die ostdeutsche
Regionalvertretung des 2007 in Augsburg gegründeten
Kompetenznetzwerkes Carbon Composites e.V. (CCeV). Der Verein
vernetzt Unternehmen und Forschungseinrichtungen, um die noch
junge Werkstoffgruppe der Hochleistungs-Faserverbunde zu
etablieren und deren industrielle Anwendung in Deutschland,
Österreich und der Schweiz zu beschleunigen.
Präsentation in zwei Messehallen
Auf dem Gemeinschaftsstand „Leichtbau“ zeigen sich die
Partnereinrichtungen ILK und LZS in Halle 6/Stand A39 auf der
Internationalen Leitmesse für industrielle Zulieferlösungen und
Leichtbau, „Industrial Supply“. In Halle 2/Stand C37
„Forschung für die Zukunft“ präsentiert sich das ILK gemeinsam
mit dem Institut für Verarbeitungsmaschinen und Mobile
Arbeitsmaschinen, dem Institut für Werkzeugmaschinen und
Steuerungstechnik und dem Institut für Angewandte Photophysik
auf dem Gemeinschaftstand der Technischen Universität
Dresden.
Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik
Auf dem Gebiet des Ressourcen schonenden Leichtbaus hoher
Material- und Energieeffizienz führen mehr als 240 Mitarbeiter
des Instituts, eingebettet in zahlreiche nationale und
internationale Netzwerke, umfangreiche Forschungsarbeiten
durch. Seit der Gründung des ILK im Jahr 1994 wird das von
Prof. Hufenbach entwickelte Dresdner Modell eines
„Funktionsintegrativen Systemleichtbaus in
Multi-Material-Design“ verfolgt und technologisch umgesetzt.
Dabei wird branchenübergreifend ein werkstoff- und
produktübergreifender Ansatz zu Grunde gelegt. Die gesamte
Entwicklungskette: Werkstoff – Konstruktion – Simulation –
Fertigung – Prototypentests – Qualitätssicherung – Kosten wird
erfasst, sodass das ILK mit dem Markenzeichen
„Leichtbaulösungen aus einer Hand“ einschlägig ausgewiesen
ist.
Weitere Informationen zu den zahlreichen Exponaten erhalten Sie
von unseren Wissenschaftlern.
Kontakt:
Technische Universität Dresden
Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik
Prof. Werner A. Hufenbach
Holbeinstr. 3
01307 Dresden
Telefon: 0351 463-38140
www.tu-dresden.de/mw/ilk
Pressekontakt:
Tanja Kirsten
Telefon: 0351 463- 39471, Fax: -38143
Sächsisches Spitzentechnologiecluster auf der Hannover Messe 2012
Intelligente Werkstoffe mit Pfiff
Bauteile in Bruchteilen von Sekunden schonend löten,
intelligente Materialien, die spüren, wo der Schuh drückt,
Wärmerohre, die Abwärme effizient für den Prozess
zurückgewinnen und keramische Beschichtungen, mit denen sich
Bauteile verlustfrei beheizen lassen. Das Sächsische
Exzellenzcluster „ECEMP – European Centre for Emerging
Materials and Processes Dresden“ stellt auf der Hannover Messe,
vom 23. bis 27. April 2012, in Halle 2, Stand A30 seine
Projekte vor.
Bei den von Forschern im ECEMP-Teilprojekt NanoWearResist
entwickelten Lötfolien reicht ein Funke oder Laserpuls aus, um
Bauteile in Bruchteilen von Sekunden zu verbinden. Diese
sogenannten Reaktivmultischichten (RMS) sind aus Schichtstapeln
von hunderten, manchmal bis zu einigen tausend nur wenige
Nanometer dicken Einzelschichten zusammengesetzt. Durch die
Zündung kommt es zur Ausbildung einer fortschreitenden
Reaktionsfront, die eine hohe Wärmemenge in einem räumlich eng
begrenzten Gebiet freisetzt. Eine großflächige Erwärmung der
Bauteile, die immer auch zu einer Störung des Ausgangsgefüges
führt, ist dadurch nicht mehr notwendig. Regelmäßige
Vorführungen am Stand veranschaulichen dies.
Die Wissenschaftler im ECEMP-Teilprojekt SmaComp entwickeln
intelligente Materialien, die Veränderungen im Werkstoff
detektieren und die genaue Position der Störung anzeigen.
Mit Hilfe der sogenannten Smart Composites lassen sich Unfälle
vermeiden. Denn wenn Bauteile im Ermüdungsfall schon kleinste
Veränderungen melden, können sie rechtzeitig ausgetauscht
werden. Zudem tragen sie zu einer deutlichen Kosten- und
Ressourcenersparnis bei. Unnötige Wartungen lassen sich
vermeiden und der „vorsorgliche“ Austausch bestimmter Bauteile
entfällt. An Hand eines Demonstrators können die Messebesucher
testen, wie eine Mehrschichtverbundplatte die Position von
Defekten genau erkennt.
Ein wesentliches Instrument, um Ressourcen einzusparen und
CO2-Emissionen zu reduzieren, besteht darin, die Abwärme aus
industriellen Prozessen nicht einfach in die Umwelt abzuleiten,
sondern sie für den Prozess zurückzugewinnen. Das gelingt mit
sogenannten Wärmerohren, denn mit Wärmerohren lässt sich sehr
effizient Wärme von einem Ort zum anderen transportieren. Die
von den Wissenschaftlern im Teilprojekt CerHeatEx entwickelten
keramischen Wärmerohre eignen sich für Temperaturen über 1000
Grad Celsius und aggressive, abrasive Atmosphären. Am Stand
machen Wärmerohre aus Glas das Funktionsprinzip deutlich.
Bei Schnee und Eis kommt es immer wieder zu Zugverspätungen
durch vereiste Fahrgestelle. Ließen sich Teile der
Unterkonstruktion erwärmen, könnte das vermieden werden. Auch
in vielen industriellen Prozessen müssen zum Beispiel
Rohrleitungen mit Hilfe von Heizmatten warm gehalten werden.
Wissenschaftler des Teilprojektes CeraDuct haben nun ein
Verfahren zur Beschichtung von Oberflächen mit keramischen
Heizleitschichten entwickelt. Da die Schichten direkt auf das
Bauteil aufgebracht sind, lassen sich so weitgehend verlustfrei
große Flächen beheizen. Ein Heizleiterdemonstrator am
Stand zeigt den Temperaturverlauf einer Walze, die bis auf 300
°C erwärmt werden kann.
ECEMP – Vom Atom zum komplexen Bauteil
Das „ECEMP – European Centre for Emerging Materials and
Processes Dresden“ ist ein Sächsischer
Spitzentechnologiecluster. Die Wissenschaftler im ECEMP
entwickeln Mehrkomponentenwerkstoffe mit den zugehörigen
Technologien für die drei Zukunftsfelder Energietechnik,
Umwelttechnik und Leichtbau. Die verwendeten Materialien
gehören zu den drei Werkstoffklassen: metallisch (Stahl,
Aluminium, Magnesium, Titan), nichtmetallisch-organisch
(Kunststoffe, Naturstoffe) und nichtmetallisch-anorganisch
(Keramik, Glas). Das ECEMP umfasst 14 Teilprojekte, an denen 40
Professuren der TU Dresden, der HTW Dresden sowie der TU
Bergakademie Freiberg beteiligt sind und nutzt wesentlich deren
interdisziplinäre Verknüpfung von Natur- und
Ingenieurwissenschaften. Das ECEMP wird finanziert aus Mitteln
der Europäischen Union (EFRE) und des Freistaates
Sachsen.
ECEMP-Sprecher:
Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. Werner A.
Hufenbach
Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik
Tel.: +49 (0)351 463-38142, Fax: -38143
ECEMP-Pressestelle:
Dr. Silke Ottow
Tel.: +49 (0)351 463-38447, Fax: -38449
http://ecemp.tu-dresden.de