10.03.2020
Hilfe zur Selbsthilfe für die Lehrveranstaltung
Selbst erfahrene Lehrkräfte können in der »Lehrwerkstatt« des Zentrums für Weiterbildung dazulernen
Beate Diederichs
Bei der zweitägigen »Lehrwerkstatt … die Vorlesung« des Zentrums für Weiterbildung (ZfW) der TUD arbeiteten 14 Lehrkräfte der Universität an ihrer Lehrveranstaltung. Sie folgten dabei der Idee der Selbsthilfewerkstatt. »Vom Neuling bis zur gestandenen Professorin – alles war vertreten«, sagt Hochschuldidaktiker Andreas Albers.
Carolin Ullmann ist eine erfahrene Dozentin. Seit Jahren hält sie Lehrveranstaltungen an der Fakultät für Erziehungswissenschaften – für Studenten im Lehramt an Oberschulen und im Fach Wirtschaft/Technik/Hauswirtschaft und Soziales (WTH/S). Dennoch sitzt sie heute an Werkbank 2 der »Lehrwerkstatt« des Zentrums für Weiterbildung und lässt sich von Andreas Albers zu Feinplanung und Methodenvielfalt in der Lehre beraten. »Ich finde es gut, dass ich hier Dinge aktiv erfragen kann. Ich möchte meine Lehrveranstaltung nämlich stimmiger machen, was die Planung angeht, gezielter Motivationsphasen für die Studierenden einbauen und Medien noch sinnvoller einsetzen«, berichtet die Dozentin. Ihr Lehrberater, promovierter wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Wasserchemie und am ZfW Mitarbeiter im Verbundprojekt Lehrpraxis im Transfer Plus (LiT +), nickt dazu. Er hat die »Lehrwerkstatt«, die heute zum zweiten Mal läuft, gemeinsam mit seinen Kolleginnen, den Hochschuldidaktikerinnen Anja Swidsinski und Kira Lauber, konzipiert und organisiert. »Wir folgen dabei der Idee der Selbsthilfewerkstatt, wie man es beispielsweise von der Fahrradreparatur kennt«, sagt Anja Swidsinski, die für Werkbank 1, »Grobplanung und Konzeption« zuständig ist. »Die Teilnehmer suchen sich aus unseren Angeboten heraus, was sie brauchen. Mit unserer Unterstützung lernen sie dann, wie sie selbst ihre Lehrveranstaltung verbessern können«, fügt Kira Lauber hinzu, die für Werkbank 3, »Digital im Saal«, verantwortlich ist.
Zwei Tage lang, am 17. und 18. Februar, arbeiteten die 14 Teilnehmer in zwei Räumen des Bürogebäudes Strehlener Straße konzentriert an ihren Lehrveranstaltungen. Die drei Werkbänke stehen im Konferenzsaal. Wer einen der Vorträge, hier »Impulse« genannt, erleben möchte, muss zwei Etagen tiefer gehen. In den Vorträgen informieren Dozenten unter anderem zum gezielten Einsatz der Stimme, die Motivation der Studenten, die Plattform OPAL oder zum Weiterbildungsprogramm des ZfW. »Auch hier gilt: Alle Teilnehmer wählen das aus, was sie interessiert, verpflichtend ist nichts. Sie können beispielsweise auch nur einen Tag hier verbringen«, erläutert Andreas Albers. Damit geht das Veranstalterteam darauf ein, dass die »Lehrwerkstatt« ein recht heterogenes Publikum anzieht: »Vom Neuling bis zur gestandenen Professorin ist alles dabei«, sagt Albers. »Daneben ist eine Vielfalt an Fachbereichen vertreten – diesmal haben wir mehrere Erziehungswissenschaftler, aber auch einige Leute aus den Ingenieurwissenschaften und der Architektur.«
Manche der lernwilligen Dozenten brauchen wenige oder gar keine Impulse von den Experten und arbeiten selbstständig, andere fangen fast von Null an und benötigen mehr Unterstützung. »Natürlich kann niemand in der kurzen Zeit hier seine gesamte Lehrveranstaltung auf die Beine stellen. Doch selbst diejenigen, die erst bei uns anfangen zu planen, bekommen einen Anschub: erstellen ein Grobkonzept und vielleicht die ersten Folien«, berichtet der Didaktiker. »Einige Fragestellungen tauchen dabei immer wieder auf: Wie gestalte ich eine Vorlesung, die eigentlich gut läuft, noch abwechslungsreicher? Wie bekomme ich Feedback, ohne eine lange Auswertungszeit einplanen zu müssen? Wie stimme ich die Lernziele meiner Veranstaltung auf die Modulbeschreibung ab?« sagen Anja Swidsinski und Kira Lauber.
Die Aussagen dieser Teilnehmer illustrieren das: Karin Rühling, promovierte wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Professur für Gebäudeenergietechnik, arbeitet an der Werkbank 3 und möchte ihre Vorlesung durch den gezielten Einsatz digitaler Elemente für die Studenten attraktiv halten. Der promovierte Werkstoffwissenschaftler Benjamin Kruppke will ein Konzept erarbeiten, um mit seinen Kollegen seine Lehrveranstaltung umzustrukturieren. Er hat an Werkbank 1 Platz genommen und kann die Inhalte für ein Modul des Sächsischen Hochschuldidaktikzertifikats angerechnet bekommen. Einige Stunden werden die Teilnehmer noch an ihren Veranstaltungen arbeiten und dann in einer Fazitrunde niederschreiben, was sie aus der »Lehrwerkstatt« mitnehmen. Das wollen Andreas Albers, Anja Swidsinski und Kira Lauber für die dritte Auflage der Werkstatt nutzen, die für den 20. und 21. Juli 2020 geplant ist.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 5/2020 vom 10. März 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.