16.06.2014
Sabotaging "Hitchcock". Eine kritische Annäherung
Dem Mythos Alfred Hitchcock widmet sich eine
filmwissenschaftliche Tagung, die vom 19. bis 21. Juni 2014
unter der Leitung von Dr. Wieland Schwanebeck an der Professur
für Englische Literaturwissenschaft der TU Dresden stattfindet.
Unter dem Titel „Sabotaging 'Hitchcock'. Eine kritische
Annäherung“ nehmen 20 internationale Experten Person und Werk
der britischen Regielegende in den Blick und geben neue Impulse
für die Hitchcock-Forschung.
Wurde der britische Regisseur unter seinen Zeitgenossen eher
als Großmeister des makabren Spannungskinos denn als
ernstzunehmender Künstler gefeiert, wandelte sich seine
Rezeption seit den 1950er-Jahren drastisch. Von der These
geleitet, dass Hitchcock eben nicht nur gutgemachte
Unterhaltung, sondern vielmehr ein vielschichtiges Werk
geschaffen hat, begründeten junge französische Filmtheoretiker
und Journalisten wie Claude Chabrol und François Truffaut
schließlich die moderne Filmwissenschaft. Die nahezu
ungebrochene Verehrung und der regelrechte Kult rund um den
Filmemacher haben allerdings dazu geführt, dass sich die
Hitchcock-Forschung bis in die Gegenwart an hartnäckigen Mythen
abarbeitet. So dominiert der Geniekult nach wie vor die
Forschungsliteratur, während vor allem hierzulande die
Rolle von Hitchcocks Mitarbeitern sowie sein Frühwerk
marginalisiert werden.
Die Professur für Englische Literaturwissenschaft der TU
Dresden beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit der
Erforschung neuer Medien und der britischen Filmgeschichte. So
wurden in den vergangenen Semestern unter anderem Seminare zu
„Alfred Hitchcock: The British Years“ oder „The Rise of British
Cinema“ gegeben. Die Professur hat sich durch zahlreiche
Publikationen, u.a. in den renommierten Zeitschriften
MEDIENwissenschaft, Literature/Film Quarterly oder Adaptation
auch im Feld der filmwissenschaftlichen und
adaptionstheoretischen Forschung positioniert.
Wissenschaftliches Ziel ist es, ein etabliertes Forschungsthema
wie Alfred Hitchcock um neue Facetten, die gerade in der
deutschsprachigen Forschung meist unberücksichtigt bleiben, zu
bereichern.
Bei der Tagung werden neben anderen die deutschsprachigen Film-
und Kulturwissenschaftler Claudia Bullerjahn (Gießen) und
Marcus Stiglegger (Siegen) gemeinsam mit renommierten
britischen Fachkollegen wie Charles Barr (Dublin) und Mark
Glancy (London) Hitchcocks Werk kritisch untersuchen. Gefragt
wird dabei u.a., welche Rolle Hitchcocks Lehrjahre in
Deutschland für seine Entwicklung spielten, welcher Stellenwert
seinen Drehbuchautoren, Kameramännern und Komponisten zukommt
und welche Plotformeln und Frauenbilder Hitchcocks Erzählen
bestimmen. Ferner widmet sich die Tagung, die mit dem 75.
Jahrestag von Hitchcocks Abschied aus Großbritannien und dem
Beginn seiner Hollywood-Karriere im Jahr 1939 zusammenfällt,
Schwerpunkten wie den häufig nachrangig behandelten britischen
Werken, den Fernseharbeiten sowie den von Hitchcock adaptierten
literarischen Vorlagen.
Eine Filmvorführung in der englischen Originalfassung rundet
die Tagung ab. Am 19. Juni, 20.30 Uhr, wird im
Ufa-Kristallpalast Dresden „Das Fenster zum Hof“ aus dem Jahr
1954 gezeigt.
Die Konferenz steht allen Interessierten offen, die Teilnahme
ist kostenfrei. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Um
eine formlose Anmeldung wird gebeten:
wieland.schwanebeck@tu-dresden.de
Tagungsorte:
19./20. Juni 2014
Festsaal im Rektorat der TU Dresden, Mommsenstraße 11
21. Juni 2014
Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften,
Wiener Straße 48, Raum 004
Die Tagung wird durch die Fritz-Thyssen-Stiftung und den
British Council gefördert.
Weitere Informationen und Tagungsprogramm unter: http://www.tu-dresden.de/slk/hitchcock
Informationen für Journalisten:
Dr. Wieland Schwanebeck,
Tel. 0351 463-33088, 0172 1484680