30.01.2019
Keine Panik: Hilfsangebot bei Prüfungsangst
Deutschlandweit einmaliges Online-Training – kostenfrei, anonym und ohne Wartezeit
Dr. Tabea Schweden
Simon läuft vor dem Büro der Professorin auf und ab. Wochenlang hat er sich auf die Prüfung vorbereitet, unerträglich lange Tage in der SLUB verbracht, Einladungen ausgeschlagen, stattdessen gelernt. Auch wenn die Gedanken an die Prüfung quälend waren, so war er sich beim Lernen sicher, den Stoff zu beherrschen. Doch das scheint nun wie weggeblasen. Das Herz schlägt ihm bis zum Hals, sein Mund ist trocken, die Hände sind nassgeschwitzt. Schon geht die Tür auf, die Professorin bittet ihn hinein. Ohne Vorrede stellt sie die erste Frage. Sie ertönt nur dumpf in seinen Ohren. Simon beginnt zu sprechen, doch seine Gedanken fahren Achterbahn, er kann sich kaum konzentrieren, verhaspelt sich ...
Die Geschichte der Angst vor Vorträgen, mündlichen und schriftlichen Prüfungen im universitären Kontext ist genauso alt wie die Universität selbst. Meistens, aber nicht immer, lassen sie sich gut bewältigen. Abhängig von persönlichen Vorerfahrungen können sie zu einer scheinbar unüberwindlichen Hürde für den Studien erfolg werden und gravierende Folgen haben: Nicht-Bestehen von Prüfungen, verlängerte Studiendauer, Exmatrikulation, Zurückbleiben hinter den beruflichen Potenzialen, sowie einen erheblichen Aufwand für die Verwaltung (z. B. Prüfungsämter und -ausschüsse) als auch für die Prüfenden (z. B. Wiederholungen von Prüfungen).
Im Rahmen des Initiativbudgets »Diversität gezielt gefördert« der TU Dresden hat sich das Projekt »Online-Programm zur Bewältigung von Prüfungs- und Vortragsangst« (OPTA) an der Professur für Behaviorale Psychotherapie von Prof. Jürgen Hoyer das Ziel gesetzt, überzogener Prüfungs- und Vortragsangst den Schrecken zu nehmen. Ziel des Online- Trainings ist es, barrierefrei Talente, Potenziale und Erfolgschancen auch derjenigen zu fördern, deren Prüfungs- oder Vortragsperformance zuvor durch Angstsymptome eingeschränkt war. Basierend auf aktueller Forschung am Lehrstuhl und ihrer psychotherapeutischen Expertise entwickelten Johannes Sperling, Dr. Tabea Schweden und Prof. Jürgen Hoyer im letzten Jahr ein von Grund auf neues Online-Training, welches anonym, kostenfrei, rund um die Uhr und ohne Wartezeit zur Bewältigung dieser Ängste anleitet. Das Programm ist sowohl per Laptop/PC als auch per App auf dem Smartphone nutzbar. Die Inhalte werden durch Texte, Videos, Übungen, Handouts, Fragen und Selbsttests veranschaulicht. Das Programm ist in dieser Form deutschlandweit einmalig. Nach einer erfolgreichen Testphase steht das Training nun online zur Verfügung: www. tu-dresden.de/opta. Unter der angegebenen Adresse ist auch ein Trailer abrufbar, der in kurzer Zeit einen Eindruck zum Programm vermittelt.
Nach einem Selbsttest zur Einschätzung der Schwere der Angst beginnt das Training mit einem Informationsmodul, welches darüber aufklärt, wozu Menschen Ängste haben, wie Angst die Leistung beeinträchtigt, wieso Prüfungs- und Vortragsängste oftmals nicht (wie z. B. ein Schnupfen) nach einer Weile von selbst verschwinden und wie diese Ängste überwunden werden können. Anschließend stehen vier Trainingsmodule zu den Themen »Aufmerksamkeit lenken«, »Sicherheitsverhalten abbauen«, »Gedanken hinterfragen« und »Vorbereitung auf Prüfungen und Vorträge« zur Verfügung. Darüber hinaus liefert ein Zusatzmodul Informationen zu besonderen Herausforderungen (z. B. Stottern) sowie zahlreiche Hinweise auf weitere Hilfsangeboten innerhalb und außerhalb der TU Dresden. Jeder kann frei entscheiden, welche Module er bearbeiten möchte und wie intensiv er das tut. Empfohlen wird, über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen ca. drei Stunden pro Woche mit dem Programm zu arbeiten.
Weitere Informationen und das Online-Programm unter:
www.tu-dresden.de/opta
Bei Rückfragen und Anmerkungen eine E-Mail an: oder .
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 02/2019 vom 29. Januar 2019 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.