23.09.2018
Organspende muss gefördert werden
Die Möglichkeit, auch über seinen Tod hinaus zu helfen, sollte im Vordergrund stehen
Ein Meinungsbeitrag von Prof. Manfred Wirth
Zahlreiche Länder Europas führen uns vor Augen, wie der Zugewinn an potenziellen Spendern erreicht werden könnte, wenn die Förderung der Organspende auch in Deutschland umfassend betrieben werden würde. Dazu gehört auch die Widerspruchslösung. Länder wie Spanien, Portugal oder Belgien kommen mit dieser Lösung auf Spenderzahlen von 30 bis 45 pro Million Einwohner, währenddessen Deutschland mit der aktuell etablierten Entscheidungslösung das Schlusslicht im Euro - transplant-Raum mit unter 10 Spendern pro Million Einwohnern im Jahr 2017 darstellt. Dabei geht es nicht darum, den Menschen ihre Entscheidungsmöglichkeiten zu nehmen, sondern darum, dass Klarheit herrscht und die Bürger sich während ihres Lebens dazu positionieren, ob sie Organspender sein wollen oder nicht.
Dabei ist die Organspende eines der sensibelsten Themen in der öffentlichen Meinung und in der Gesundheitspolitik, auch bedingt durch Skandale in der neueren Zeit. Insgesamt darf dieses Problem nicht durch das Fehlverhalten Einzelner weiter verschärft werden. Die Möglichkeit, auch über seinen Tod hinaus zu helfen, ist sicher eine äußerst positive Einstellung zum Leben und zu seinen Mitbürgern. Dies sollte wieder in den Vordergrund gestellt werden.
Um die Organspende jedoch weiter zu verbessern, sind neben der Änderung der Entscheidungslösung auch weitere wichtige Punkte erforderlich. Dazu gehört, die Krankenhäuser bei der Betreuung Hirntoter deutlich besser zu unterstützen und auch die für die Transplantationen verantwortlichen Ärzte für ihre Aufgabe, insbesondere in den großen Kliniken, weitgehend freizustellen.
Dies ist in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Spanien, vorbildlich geregelt. Man muss daher das Rad nicht neu erfinden, sondern kann sich durchaus bei diesen Ländern ein Beispiel nehmen. Insgesamt muss auch die Wertschätzung der Spender und deren Angehöriger verbessert werden. Dazu sind in der letzten Zeit viele Anstrengungen unternommen worden, auch von der Ärzteschaft – insbesondere auch der Sächsischen Landesärztekammer, die hier eine vorbildliche Rolle spielt. Des Weiteren hat Gesundheitsminister Spahn sich mit Augenmaß und viel Verständnis für die Situation engagiert. Es ist deshalb zu hoffen, dass die vielen Patienten auf der Warteliste dadurch in der Zukunft eine bessere Chance haben, ein für sie dringend benötigtes Organ zu erhalten.
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Manfred Wirth ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie, Vorsitzender der Transplantationskommission am Universitätsklinikum Dresden und Mitglied der Kommission Transplantation der Sächsischen Landesärztekammer.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 14/2018 vom 18. September 2018 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.