29.09.2022
Pappeln, Prototypen, fertige Produkte – Das Verbundprojekt Dendromass4Europe präsentiert seine Ergebnisse
Zehn Projektpartner, acht beteiligte Länder aus Europa, über fünf Jahre Forschung, vier neu entwickelte, bio-basierte Produkte – diese Zahlen fassen die Erfolgsgeschichte des Forschungsprojekts Dendromass4Europe (D4EU) kurz zusammen. Seit Mitte 2017 hat sich das Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Norbert Weber von der TU Dresden, Professur für Forstpolitik und Forstliche Ressourcenökonomie darum gekümmert, mithilfe von Pappeln fossile Materialien durch umweltfreundlichere, bio-basierte Materialien zu ersetzen. Dabei ging es aber nicht um Nischenprodukte, sondern um Gegenstände, die häufig zum Einsatz kommen und die teils hohen Anforderungen der Praxis genügen müssen. In Kürze endet das Projekt. Die wichtigsten Forschungsergebnisse und die fertig entwickelten Produkte werden im Rahmen einer Abschlusskonferenz am 5. Oktober 2022 in Brüssel vorgestellt.
Pappelholz und Rinde für Möbel, Terrassendielen und Verpackungsmaterialien
Der Rohstoff für die innovativen Produkte kommt aus Pappeln, die in landwirtschaftlichen Baumkulturen (sogenannten Kurz-Umtriebs-Plantagen) gewonnen werden. Auf mehr als 1.300 Hektar wachsen und gedeihen im Nordwesten der Slowakei – in unmittelbarer Nähe zum Werk von IKEA Industry – die schnellwachsenden Bäume derzeit. Neu dabei ist, dass sowohl das Holz als auch die Rinde (Dendromasse) in die Produktionsprozesse einfließen. Denn die Rinde wurde bislang bestenfalls in der Verbrennung zur Erzeugung von Prozesswärme in Fabriken eingesetzt. Nun findet dieses bisherige Abfallprodukt Verwendung in Verpackungen und Holz-Faser-Verbundwerkstoffen (wood plastic composites/WPC).
In den letzten fünf Jahren forschten sieben verschiedene Institute der TU Dresden an den wissenschaftlichen Grundlagen. Neben Untersuchungen zur Genetik und den Wuchseigenschaften verschiedener Pappelsorten begleitet die TU Dresden das Projekt vor allem mit bodenkundlichen, logistischen, holzchemischen und fasertechnologischen Forschungsbeiträgen. Die Projektpartner aus der Industrie produzierten und testeten derweil viele Prototypen. Nun, kurz vor dem Ende des Forschungsvorhabens im November dieses Jahres, zahlt sich die Mühe aus: Die Entwicklungen haben die Produktreife erlangt. Einige Produkte, wie die vollständig kompostierbaren BIOFORM®-Pflanztöpfchen der Firma Pulp-Tec, sind sogar bereits erfolgreich auf dem Markt etabliert und werden von einer Vielzahl von Kunden nachgefragt.
Andere Produkte sind gerade erst fertig entwickelt worden. So konnte in den letzten Wochen auch der tschechische Projektpartner TerrainEco den Durchbruch vermelden: Das Verfahren, in dem die Pappelrinde zu schicken Terrassendielen und Zäunen aus WPC verarbeitet wird, ist nun anwendungsreif. Bisher wurde bei der Herstellung von WPC der wertvolle und damit eher teure Rohstoff Holz verwendet, der nun teilweise ersetzt werden kann. TerrainEco hat im Rahmen des Projekts an einen Verbundwerkstoff mit Pappelrinde getüftelt, der sowohl preisgünstiger produziert werden kann als auch eine bessere Ökobilanz aufweist. Nun kann die Produktion des pappelhaltigen WPC für den Verkauf im Baustoffhandel und in Baumärkten starten.
Projektergebnisse werden auf Abschlusskonferenz in Brüssel vorgestellt
Über 40 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Industrie haben in den letzten fünfeinhalb Jahren dazu beigetragen, dass das Forschungsvorhaben Dendromass4Europe nun erfolgreich zu Ende gehen kann. Die Forschungsergebnisse und neuen Produkte werden am 5. Oktober im Rahmen einer Abschlusskonferenz einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Unter dem Titel „CrOpportunity – Perennial Crops for Bioeconomy“ (deutsche Übersetzung: Neue Möglichkeiten durch Biomassepflanzen – Mehrjährige Kulturpflanzen für die Bioökonomie) werden dabei nicht nur die finalen Ergebnisse von D4EU, sondern auch bemerkenswerte Zwischenergebnisse aus den Projekten GRACE und MISCOMAR+ vorgestellt. Diese Forschungsvorhaben zielen wie D4EU darauf ab, eine nachhaltige Rohstoffproduktion für die Bioökonomie mit Hilfe von mehrjährigen Biomassepflanzen auf landwirtschaftlichen Böden sicherzustellen. Statt Pappeln stehen hier jedoch Miscanthus-Gräser im Fokus. Die Konferenz ist an die EU Bioeconomy Conference 2022 angegliedert. Beste Voraussetzungen also, um die richtigen Ansprechpartner aus Politik, Wissenschaft und Praxis für Pappeln und deren vielseitige Verwendungsmöglichkeiten zu begeistern.
Gefördert durch:
Dieses Projekt wurde vom Biobased Industries Joint Undertaking (JU) im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union unter der Fördervereinbarung Nr. 745874 gefördert. Das Gemeinsame Unternehmen wird vom Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizont 2020" der Europäischen Union und dem Konsortium der biobasierten Industrie unterstützt.
Detaillierte Informationen zu CrOpportunity und zum Programm sowie der Link zur Anmeldung zu Abschlusskonferenz finden sich unter https://www.dendromass4europe.eu/events/. Die Beiträge werden im Anschluss an die Konferenz auf der Webseite von D4EU veröffentlicht – wie immer in den Downloads: https://www.dendromass4europe.eu/about-the-project/downloads/. Dort finden sich bereits jetzt viele bisher veröffentlichte Publikationen und Forschungsergebnisse zum Nachlesen, Weiterforschen oder inspirieren lassen.
Social Media
Twitter: https://twitter.com/D4EU_project
Facebook: https://www.facebook.com/dendromass4europe/
Youtube: https://www.youtube.com/channel/UCDwx7ijn3dGWRY3emfvtXbw

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
NameFrau Sandra Liebal , Dipl. Forstw., M.A. Umwelt und Bildung
Projekt "Dendromass4Europe
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Professur für Forstpolitik und Forstliche Ressourcenökonomie
Professur für Forstpolitik und Forstliche Ressourcenökonomie
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Stöckhardt-Bau, Raum E10 Pienner Straße 23
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