25.02.2020
Promovenden der TH Dresden von 1900 bis 1945 erfasst
Genau 2288 Einträge enthalten die beiden Bände des jetzt erschienenen Biographischen Lexikons – viel akribische Arbeit inclusive
Karsten Eckold
Es ist eine gewaltige Publikation, die das Universitätsarchiv jetzt herausgebracht hat. Das »Biographische Lexikon der frühen Promovenden der TU Dresden (1900–1945)« umfasst nämlich 1072 Seiten. »Darin stecken etliche Jahre akribische Forschungsarbeit«, weiß Dr. Matthias Lienert, Direktor des Uni-Archivs. »Wir sind die erste deutsche Hochschule, die ein derartiges Lexikon ihrer frühen Promovenden veröffentlicht hat!«
Beide Bände enthalten 2288 bisher ermittelte Personen, die zwischen 1900 und 1945 an der TH Dresden ihren Doktorgrad erworben haben. »Das Lexikon entwickelte sich aus dem umfassenderen Alumni-Projekt der TU Dresden heraus«, erläutert Haupt-Autorin Dr. Waltraud Voss. »Dieses digitale Datenbank-Projekt für den Zeitraum von 1828 bis Anfang der 1950er-Jahre umfasst mittlerweile fast 50 000 ehemalige Studenten und Studentinnen, die an der Dresdner Bildungseinrichtung eingeschrieben waren. Die meisten späteren Promovenden waren unter ihnen«, ergänzt Dr. Matthias Lienert.
Je nach Quellenlage sind die Einträge zu den Promovenden einige Zeilen bis über eine halbe Seite lang. Unter den Aufgeführten sind 50 Frauen. Der Zeitraum 1900 bis 1945 umfasst auch die bedeutende Zeit bis 1913, als die TH Dresden die deutschlandweit meisten Promovenden hatte – mehr als München und Berlin. Ein Umstand, so Dr. Voss, profunde Kennerin der Geschichte des deutschen Hochschulwesens, der vom hohen Ansehen der TH Dresden in dieser Zeit zeugt. »Die Dresdner Technische Hochschule entwickelte sich im 20. Jahrhundert rasch aufwärts und zog mit einer Reihe von Lehrstühlen und Instituten, die im deutschen Hochschulwesen einzigartig oder zumindest die ersten ihrer Art waren, auch viele ausländische Studenten an. Dazu gehörten das Institut für Wissenschaftliche Photographie, das Institut für Farben- und Textilchemie, das Institut für Messtechnik und wissenschaftliche Grundlagen des Austauschbaues und das Institut für Schwachstromtechnik.«
Für die Publikation waren intensive Quellenarbeiten im Universitätsarchiv, im Sächsischen Staatsarchiv, im Stadtarchiv Dresden, in etlichen anderen Archiven und in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) vonnöten. »Allein in der SLUB wälzten wir Hunderte Dissertationen aus der Zeit ab 1900. In diesem Jahr erhielt die TH Dresden das Promotionsrecht.« Wertvolle Unterstützung erhielt Dr. Voss zeitweise von zahlreichen Mitarbeitern aus der »Dienstleistungen für Struktur- und Arbeitsmarktentwicklung GmbH« (DSA). Dazu gehörte auch die Mitautorin des Lexikons, Anja Musiol. Außerdem stützen sich die Forscher auch auf entsprechende historische Bestände des Uni-Archivs und Arbeiten des Begründers des Professorenkatalogs, Arthur Weichold. Er war langjähriger Chefredakteur der Wissenschaftlichen Zeitschrift der TU Dresden.
Gekostet hat der Druck der aufwändigen Publikation die TUD übrigens, so Dr. Lienert, keinen Cent. Dr. Waltraud Voss forschte zudem erst bis zum Jahr 2009 als Archivmitarbeiterin am Lexikon, dann arbeitete sie seit ihrem Renteneintritt honorarfrei am Lexikon weiter. »Aus reinem Interesse an der Sache und der Freude, wenn man wieder Neues in den Akten entdeckt hat«, sagt sie, die jetzt im Uni-Archiv als »Seniormitarbeiterin« gilt. Außerdem bricht sie eine Lanze für das gedruckte Buch: Das könne man sich in den Bücherschrank stellen, man bräuchte sich nicht über inkompatible Software zu ärgern – man müsse lediglich lesen können.
Am 14. März 2020 stellen Dr. Waltraud Voss und Dr. Matthias Lienert das Lexikon auf der Leipziger Buchmesse vor.
Waltraud Voss und Anja Musiol: Biographisches Lexikon der frühen Promovenden der TU Dresden (1900–1945), Hochschulverlag Merseburg, ISBN 978-3-948058-08-1 (Band 1, A–L; 51,30 Euro), ISBN 978-3-948058-09-8 (Band 2, M–Z; 50,40 Euro), Herausgeber: Dr. Matthias Lienert
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 4/2020 vom 25. Februar 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.