02.04.2013
Entwicklungshilfe: Architekturstudenten der TU Dresden realisieren Schulbau in Argentinien
Im Studium an der TU Dresden haben sie gelernt, Gebäude auch für Klimaregionen zu entwerfen und zu bauen, die für Mitteleuropäer ungewöhnlich sind. Gemeinsam mit dem Junior-Professor Jörg Rainer Noennig (Wissensarchitektur) planten Architekturstudenten in den vergangenen zwei Semestern Schulgebäude in einer der ärmsten Regionen Argentiniens, in Fernandez, rund 1000 Kilometer nordwestlich von Buenos Aires. Dort wurde vor rund 30 Jahren die Stiftung Fundación Centro de Capacitación Fernández gegründet, welche Jugendliche aus den entlegensten Provinzen Nordargentiniens beruflich ausbildet.
Das Schulgebäude soll aus Lehm errichtet werden, welcher günstig, nachhaltig und für die Klimaregion sehr geeignet ist. Die neu entstehenden Bauwerke sollen zudem als Prototyp für sicheres und gesundes Bauen dienen - nicht nur für die Fundacion, sondern auch für das angrenzende Bario (Wohnviertel). Dort kommt es im Winter aufgrund der schlechten Isolation der Gebäude häufig zu Todesopfern durch Kohlenmonoxidvergiftungen, da die kalten Räume mit offenen Glut- und Feuerstellen beheizt werden.
Mit Hilfe zahlreicher Förderer und der Unterstützung von Dr.-Ing Plagge vom Institut für Bauklimatik der TUD und Dr.-Ing Ortlepp von der Professur für Tragwerksplanung konnte das Bauvorhaben nun beginnen. Aktuell befinden sich die Studenten Christian Assmann, Benjamin Bäurle, Manuel Puschmann und Tilman Ringat in Fernandez und bereiten das Baugrundstück mit Unterstützung der örtlichen Behörden vor. Im Anschluss an den Bau werden an der TU Dresden die gewonnenen Daten wissenschaftlich aufgearbeitet und in einem Kompendium gebündelt. Dieses soll den Menschen in der Region in möglichst leicht verständlicher Weise wiederum zur Verfügung gestellt werden. Das Kompendium soll vervielfältigbar sein, um so einer breiten Masse von Leuten helfen zu können, konstruktiv und klimatisch angemessen zu bauen - aber auch eigenständig ihr Wissen weiterzuentwickeln und handwerklich-technische Fähigkeiten auszubauen.
Des Weiteren sollen die Erfahrungen, welche die Studierenden der TU Dresden bei der Bearbeitung des Projekts gemacht haben, als „Blueprint“ für vergleichbare Projekte dokumentiert und anderen Projektgruppen zur Verfügung gestellt werden. So gelingt es, durch Studienarbeiten architektonisches Wissen in verarmte Regionen zu transferieren, um dort die Lebens- und Bildungsqualität zu steigern. Für die Studierenden der TU Dresden ist es zudem eine einmalige Erfahrung, in kleinen Projektgruppen Bauwerke zu planen und anschließend zu realisieren.
Zur Fundación Centro de Capacitación Fernández:
Ca. 14 Stunden mit dem Bus von Buenos Aires liegt der kleine
Ort Fernandez. Vor mehr als 30 Jahren hat der gebürtige
Baden-Württemberger Josef Majer (77) die Stiftung Fundación
Centro de Capacitación Fernández gegründet. In dieser
Bildungsstätte erwerben Jugendliche in drei Jahren eine
staatlich anerkannte Ausbildung in handwerklichen Berufen,
welche sie dann in ihren Heimatorten anwenden können. Dies
ermöglicht ihnen und ihren Familien eine bessere Zukunft und
stoppt die Landflucht.
Die F.C.C.F. bietet 6 verschiedene Lehrgänge an: Landschafts- und Gartenbau, Schreinerei, Gerberei, Imkerei, Mechanik sowie Elektrik und alternative Energien. Außerdem erhalten die Schüler Unterricht in den Fächern Informatik, Mathematik, Geschichte, Geografie und Gemeinschaftskunde. Die Fundacion unterhält außerdem einen kleinen Kindergarten, in dem die jüngsten des angrenzenden Barrios tagsüber betreut werden.
Informationen für Journalisten:
Jörg Rainer Noennig
Tel.: 0351 463-32210