20.03.2011
TUD-Erziehungswissenschaftler erforschen Situationen des Sterbens
Erziehungswissenschaftler der TU Dresden erforschen derzeit Situationen des Sterbens. Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft sollen in den nächsten zwei Jahren Patienten in Krankenhäusern, Hospizen und in der Palliativmedizin befragt werden. Dabei rückt die persönliche Geschichte und Biografie der sterbenskranken Menschen in den Mittelpunkt. Dies ist in der Sterbe-Forschung eine Seltenheit. „Veränderungen in Krankenhäusern und der Palliativmedizin werden sonst durch quantitative Wirksamkeitsforschung herbeigeführt“, sagt Projektleiter Andreas Hanses, Institut für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften. Im Projekt der TU-Wissenschaftler geht es jedoch um die Selbstperspektiven der schwer erkrankten Menschen zu ihrer eigenen Situation sowie um die Perspektiven der Experten und die medizinischen Versorgungsstrukturen.
Die Ergebnisse der Studie sollen einen neuen Blick auf die Arbeit in Hospizen, der Palliativversorgung und Stationen der inneren und onkologischen Medizin geben und dabei die Bedürfnisse der Patienten berücksichtigen. 40 Patienten sowie 40 Experten, Ärzte, Pflegepersonal und Personen der psychosozialen Berufsgruppen werden dafür interviewt. Dafür kooperiert das Forschungsprojekt des Instituts für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften mit Hospizen und Krankenhäusern in ganz Sachsen. Durch die stetig steigende Lebenserwartung und die damit einhergehende drastische Veränderung der Altersstruktur der Gesellschaft wird die Zahl an Sterbenden im höheren Lebensalter weiter steigen. Durch eine Verschiebung im Spektrum der Todesursachen sind es vor allem chronische und degenerative Erkrankungen, die in der Todesursachenstatistik dominieren und einen langsamen, lang andauernden Prozess des Sterbens verursachen.
Auch heute noch können nicht alle sterbenden Menschen in einem Hospiz oder einer Palliativstation versorgt werden. Momentan gibt es in Sachsen sechs stationäre Hospize und 13 Palliativstationen. Deshalb werden viele von ihnen bis zu ihrem Tod in Krankenhäusern betreut. „Dies ist eine große Herausforderung für die einzelnen Institutionen“; sagt Andreas Hanses. Die Ergebnisse der Studie sollen bei einer Verbesserung der Versorgung unterstützend sein. Insbesondere sollen aus den biographischen Selbstbeschreibungen schwer erkrankter und sterbender Menschen und den Erfahrungen unterschiedlicher Experten in den multiprofessionellen Teams wichtige Einsichten für eine patientenorientierte Sterbebegleitung gewonnen werden.
Das Projekt wird von der DFG mit 200 000 Euro über zwei Jahre gefördert. Dann sollen erste Ergebnisse vorliegen. Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen, Kathleen Paul und Katrin Heuer, erheben die biographischen Interviews mit sterbenden Menschen sowie die Expertengespräche und führen deren Auswertung durch.
Informationen für Journalisten:
Dipl.-Päd. Kathleen Paul, wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Institut für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und
Wohlfahrtswissenschaften
Tel.: +49 351 463-32551
Kim-Astrid Magister
24. März 2010