16.11.2013
Berufsziel Professorin: "Eleonore-Trefftz"-Gastprofessorinnenprogramm fördert wissenschaftliche Karrieren
Am Anfang des Karrierewegs sind es viele – und am Ende ganz
wenige: Frauen in wissenschaftlichen Spitzenpositionen sind
etwa so selten wie in Vorstandsetagen. Offenbar fühlen sich
bislang viele Frauen von einer wissenschaftlichen Karriere
abgeschreckt. Diesem Phänomen will die TU Dresden
entgegenwirken und den Anteil an Frauen in der Wissenschaft auf
allen Stufen der Karriereleiter deutlich steigern. Sie hat ein
Modell entwickelt, wie über Vorbilder gezeigt werden kann, dass
eine wissenschaftliche Karriere auch für Frauen möglich und
attraktiv ist: das
„Eleonore-Trefftz“-Gastprofessorinnenprogramm. Dieses Programm
ist Teil des Zukunftskonzepts der TUD. Es ermöglicht
exzellenten Wissenschaftlerinnen für die Dauer von bis zu einem
Jahr einen Lehr- und Forschungsaufenthalt an der TU Dresden als
Gastprofessorin. So können vor allem Studentinnen aus jenen
Fächern, in denen bisher wenige oder gar keine Professorinnen
vertreten sind, Vorbilder für eine wissenschaftliche Laufbahn
direkt erleben und mit den Professorinnen in Kontakt treten.
Zudem dient das Programm der Förderung weiblicher Karrieren im
Hinblick auf eine Verbesserung der Berufschancen.
Benannt wurde das Programm nach Eleonore Trefftz, die an der
damaligen TH Dresden studierte, danach auch hier lehrte, um
1972 die erste Direktorin am Max-Planck-Institut für Physik zu
werden. Die heute über 90-Jährige studierte seit dem Frühjahr
1940 bis zum Vordiplom im Herbst 1941 „Technische Physik“ an
der TH Dresden. Nach dem Diplom 1944 in Leipzig kam sie zurück
nach Dresden und promovierte 1945 bei Professor Willers.
Eleonore Trefftz arbeitete seit dem 1. Juli 1945 bei Professor
Hans Falkenhagen am Institut für Theoretische Physik der TH
Dresden, zunächst als wissenschaftliche Hilfskraft, kurz darauf
dann als Assistentin. Drei Jahre später ging sie an das
Max-Planck-Institut für Physik in Göttingen, das heutige
Max-Planck-Institut für Astrophysik. Dort wurde sie
Wissenschaftliches Mitglied, ein Rang, der dem ordentlichen
Professor entspricht. 1971 wurde Eleonore Trefftz zum
Wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft
berufen, eine Stellung, die vor ihr erst eine einzige Frau –
Margot Becke-Goehring – erreicht hatte. Nach ihrem Vater, dem
Mathematiker Erich Trefftz (1888 – 1937), ist seit 1994 ein
Hörsaalgebäude der TU Dresden am Zelleschen Weg benannt.
Das Eleonore-Trefftz-Gastprofessorinnenprogramm wird erstmals
in der Zeit vom
1. Oktober 2013 bis 30. September 2014 durchgeführt.
Die Gastprofessorinnen vertreten ihr Fach selbständig in Lehre
und Forschung. Die Antragsstellung erfolgt durch die Fakultäten
und beinhaltet ein Konzept, das darlegt, wie die
Gastprofessorinnen in Lehre und Forschung eingebunden werden.
Antragsberechtigt sind alle Fakultäten, wobei insbesondere jene
Fakultäten bzw. Fachrichtungen zur Teilnahme aufgefordert sind,
in denen bisher keine oder nur wenige Frauen als Professorinnen
präsent sind.
Vom Beirat Gleichstellung wurden für das Wintersemester 2013
folgende Gastprofessorinnen ausgewählt:
- Jun.-Prof. Dr. Sina Ober-Blöbaum ist Juniorprofessorin für „Computational Dynamics and Optimal Control“ an der Universität Paderborn. Ihr Forschungsschwerpunkt im Fachbereich Mathematik sind „Dynamische Systeme“.
- Dr. Anita Behme ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Mathematik der TU München und forscht im Bereich Stochastik bzw. Statistik.
- Der Forschungsschwerpunkt von Dr. Sabine Lammers ist die Experimentelle Teilchenphysik. Sie ist derzeit Assistant Professor an der Indiana University/USA.
- Dr. Vladislava Maria Warditz ist Akademische Oberrätin auf Zeit und Kommissarische Leiterin des Arbeitsbereichs Slavistik an der Universität Bonn. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Translational-Linguistik.
Dr. Anita Behme
Dr. Anita Behme hat nach ihrem Studium der Mathematik mit
Nebenfach Maschinenbau an der TU Braunschweig am dortigen
Institut für Mathematische Stochastik zu einem Thema aus dem
Gebiet der stochastischen Prozesse promoviert. Auf die
Promotion im März 2011 folgte zunächst ein einjähriger
Aufenthalt an der Michigan State University als Visiting
Assistant Professor. Im Anschluss wechselte Frau Behme im
Sommer 2012 an die TU München um dort eine Stelle als
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Mathematische
Statistik anzutreten. Seit Oktober 2013 ist Frau Behme als
Eleonore-Trefftz-Gastprofessorin an der TU Dresden und lehrt
und forscht dort im Gebiet der Wahrscheinlichkeitstheorie und
Statistik.
Jun.-Prof. Sina Ober-Blöbaum
Jun.-Prof. Sina Ober-Blöbaum studierte Technomathematik
(Diplom 2005) in Paderborn, wo sie anschließend promoviert hat
(Promotion 2008). Ihre Dissertation behandelt die Entwicklung
numerischer Optimalsteuerungsmethoden und wurde mit dem Preis
der besten Dissertation im Jahr 2008 der Universität Paderborn
ausgezeichnet. Nach der Promotion folgte ein einjähriger
Forschungsaufenthalt als Postdoktorandin am California
Institute of Technology im Bereich „Control and Dynamical
Systems”. Seit Juni 2009 ist sie Juniorprofessorin für
Simulation und Optimalsteuerung dynamischer Systeme in der
Mathematik der Universität Paderborn. In 2011 wurde sie als
Mitglied in das Junge Kolleg der Nordrhein-Westfälischen
Akademie der Wissenschaften und der Künste aufgenommen. Nach
einer Vertretungsprofessur an der TU München im Wintersemester
2011/12 folgte die erfolgreiche Zwischenevaluation der
Juniorprofessur im Juli 2012. Seit Oktober 2013 ist sie
Eleonore-Trefftz-Gastprofessorin an der TU Dresden.
Dr. Sabine Lammers
Sabine Lammers stammt aus Chicago, USA, und ist als
Assistenzprofessorin an der Indiana Universität in Bloomington,
Indiana tätig. Sie promovierte an der Universität
Wisconsin über die Untersuchung der Struktur des Protons mit
dem ZEUS Experiment bei HERA am DESY in Hamburg. Außerdem ist
sie Mitarbeiterin am ATLAS Experiment und erforscht gemeinsam
mit der Gruppe von Prof. Michael Kobel am Institut für Kern-
und Teilchenphysik die Kopplungen der Botenteilchen der
schwachen Wechselwirkung aneinander. Sabine Lammers gibt
im aktuellen Wintersemester die Vorlesung zur Teilchen- und
Kernphysik und freut sich sehr über die Interaktion mit
Studentinnen und Studenten der TU Dresden.
Dr. Vladislava Maria Warditz
Dr. Vladislava Maria Warditz ist Akademische Oberrätin auf
Zeit und Kommissarische Leiterin des Arbeitsbereichs Slavistik
an der Universität Bonn. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die
Translational-Linguistik.
Informationen für Journalisten:
Mathias Bäumel,
Tel.: 0351 463-32398,