18.01.2022
TUD-Studierende feilen mit an der Kulturhauptstadt Chemnitz
Seminar von Professorin Mensing-de Jong entwickelt Konzepte für die lebenswerte Stadt am Fluss
Heiko Weckbrodt
Um Chemnitz auf dem Weg zur europäischen Kulturhauptstadt 2025 zu begleiten, haben 16 Architekturstudierende der TU Dresden unter Leitung von Professorin Angela Mensing-de Jong eigene Entwicklungsideen für ausgewählte Quartiere in ihrer sächsischen Nachbarstadt entworfen. Einerseits haben die angehenden Architekten und Architektinnen überlegt, wie sich einzelne urbane Quartiere aufwerten lassen. Andererseits haben sie aber auch Ideen entwickelt, was den Chemnitzer Stadtraum im Ganzen lebenswerter machen könnte. Dazu gehören beispielsweise Konzepte für ein besseres Radwegesystem. Im Mittelpunkt stehen zudem langfristige Bemühungen, Chemnitz wieder als eine Stadt am Fluss erlebbar zu machen, da das gleichnamige Gewässer heute in der Kommune kaum wahrgenommen wird.
»Die Studierenden waren mit großer Begeisterung dabei«, sagte Angela Mensing- de Jong. »Ich war sehr angetan von ihrer Herangehensweise. Auch das Feedback in Chemnitz war toll.«
Auf die Idee, mit studentischen Entwürfen bei der Bewerbung von Chemnitz um den Titel als Kulturhauptstadt beizutragen, waren die Professorin und ihre Eleven zu Beginn des Jahres 2021 gekommen. Im März folgten erste Kontakte mit den Chemnitzer Stadtplanern. Im Mai radelten die jungen Akademiker dann bei einem Vor-Ort-Termin durch die traditionsreiche Industriestadt.
Sie setzten sich im Zuge ihres Seminars unter anderem mit der Frage auseinander, ob und wie ein Kulturhauptstadtfestival die Stadtentwicklung befördern kann. Auch analysierten sie gemeinsam mit Protagonisten aus Chemnitz, welche Orte in der Stadt besonders einer Intervention bedürfen, wie Chemnitz wieder zu einer »Stadt am Fluss« werden kann und wie sich das konkret umsetzen lässt. Außerdem durften und sollten die Studierenden eigene Visionen für Chemnitz über die nahe Zukunft hinaus spinnen.
Konkret wählten das Stadtplanungsamt und die Studierenden sieben Interventionsorte und -ansätze aus. Dazu gehören ein neues Radwegekonzept für Chemnitz, mehrere Uferareale entlang des Flusses Chemnitz, der öffentliche Raum rings um den Omnibusbahnhof am Schillerplatz mit der neuen Uni- Bibliothek und der Umbau des Straßenbahndepots Kappel zu einem Veranstaltungscampus. Die Seminarteilnehmer entwickelten ganz unterschiedliche Ansätze: urbane Oasen am Ufer, Leseinseln im Umfeld der neuen TU-Bibliothek, Coworking- und Ausstellungsräume im Straßenbahndepot, Erkundungswege auf den Spuren des Malers Karl Schmidt- Rottluff und dergleichen mehr. Die Entwürfe haben sie danach im Straßenbahndepot Chemnitz ausgestellt. Und die stießen dort auf große Resonanz der Chemnitzer – bis Corona die Museumstore zwangsweise wieder verschlossen hat.
Angela Mensing-de Jong ist dennoch optimistisch, dass die aktuelle Corona- Welle nicht ewig dauert und die Exposition wieder öffnen kann. Immerhin gibt es gute Chancen, das eine oder andere Konzept auch praktisch zu realisieren. Denn Chemnitz kann im Zuge ihres Kulturhauptstadt-Status mit Sondermitteln für solche Stadtentwicklungsprojekte rechnen. Derweil plant die Architekturprofessorin aus Dresden bereits das nächste Anschlussprojekt. So will sie sich mit der TU Chemnitz sowie der TUD-Professur für Technisches Design zusammentun und im September 2022 eine zweiwöchige Summer School in Chemnitz ausrichten. Die genauen Themen stehen zwar noch nicht fest. Aber auch hier soll die Frage im Fokus stehen, wie die Unis dabei helfen können, die Lebens- und Erlebnisqualität in Chemnitz zu verbessern.
Die Entwürfe bei Instagram: instagram.com/p/CWYjL2ksj11
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 1/2022 vom 18. Januar 2022 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.