28.09.2012
Peruanisches Hochland leidet unter Klimawandel – dort wird es kälter
Im Oktober 2012 wird Andrea Vásquez als
Humboldt-Stipendiatin an die TU Dresden kommen. Am Institut für
Bauklimatik der Fakultät Architektur wird sich die 36-jährige
peruanische Mechatronik-Ingenieurin zunächst ein Jahr lang
damit befassen, wie Passivhaus-Technologie in Häusern der
kalten Hochlandregionen Perus eingesetzt werden kann.
Viele Regionen der Erde erwärmen sich durch den Klimawandel. In
Peru ist es genau andersherum: in den Anden treten immer
häufiger kalte Winde und Frost auf. In bewohnten Höhenlagen
unterhalb 3500 m kommt es jetzt zunehmend zu Temperaturen bis
-20 Grad und die kalte Jahreszeit verlängert sich. Für
Bevölkerung, Landwirtschaft und Umwelt hat das dramatische
Folgen. Die traditionellen Häuser genügen nicht mehr den
thermischen Mindestanforderungen. Oft kühlt sich die Raumluft
bis unter 2 Grad ab. Die Bevölkerung verbraucht mehr natürliche
Brennstoffe - Abholzen gefährdet den Baumbestand - oder wandert
in die großen Städte aus. Das traditionelle Vieh, Alpaka und
Lama, leidet infolge der Kälte unter Fehlgeburten.
Am Zentrum für Erneuerbare Energie und Energieeffizienz der
Staatlichen Universität für Ingenieurwissenschaften Lima
(CER-UNI) erforschen Wissenschaftler, wie die Lebensbedingungen
der Bewohner im Hochland nachhaltig verbessert werden können.
Ziel ist, die ländlichen Häuser thermisch behaglich
umzugestalten. Diesem Vorhaben widmet sich Andrea Vásquez auch
mit ihrem Aufenthalt an der TU Dresden. „Wir verfügen am
Institut für Bauklimatik über das entsprechende Know-how und
erstklassige technische Ausrüstung für die thermische
Gebäudeoptimierung“, sagt der betreuende Hochschullehrer John
Grunwald, Professor für Bauphysik. Zunächst wird untersucht,
wie passive Solartechnik durch Dachfenster oder in
Gewächshäusern die starke Sonneneinstrahlung nutzen kann. Auch
wärmedämmende Materialien aus heimischer Produktion, wie
Adobe-(Lehm-) Ziegel, Stroh, Schafwolle und Holzfaserprodukte
sollen verstärkt für Wand-, Boden- und Dachkonstruktionen
verwendet werden. Ob und wie diese Lösungen in verschiedenen
Varianten funktionieren, wird an der TUD anhand
datenbankgestützter Simulationsmodelle überprüft und in
Kooperation mit der CER-UNI in Testhäusern vor Ort gemessen.
Zum Projekt zählt ebenso, die ländliche Bevölkerung und die
Behörden in der Testregion Ayacucho zu sensibilisieren sowie
die örtlichen Handwerker zu schulen. Das peruanische
Bauministerium hat bereits sein Interesse an den
Projektergebnissen signalisiert.
Informationen für Journalisten:
Prof. John Grunewald,
TU Dresden, Institut für Bauklimatik,
Tel.: 0351 463-35259