26.06.2013
Die wahre Größe von Richard Wagner
Am 3. Juli 2013 werden sich die Mitarbeiter der Professur
für Konstruktionstechnik/CAD der TU Dresden dem Komponisten auf
ganz eigene Weise nähern. Mithilfe eines 3-D-Lasers wollen sie
das weltgrößte Wagnerdenkmal scannen. Mit dem exakten
dreidimensionalen digitalen Abbild soll die anstehende
Restaurierung erleichtert, das technische Verfahren optimiert
und eine wirklichkeitsgetreue 3-D-Animation für die
Wagnergedenkstätte hergestellt werden. Zugleich soll dabei das
3-D-Scannen als Verfahren zur Erfassung komplexer Baustrukturen
etabliert werden. Das Denkmal befindet sich im Liebethaler
Grund bei Lohmen, etwa 30 Minuten von Dresden entfernt.
Zur Anwendung kommt ein FOCUS-Laserscanner der Firma FARO.
Damit werden üblicherweise die inneren und äußeren
Gebäudestrukturen von Werkhallen erfasst. Im Unterschied zu den
3D-Scannern, die im Maschinenbau einzelne Bauteile in hoher
Auflösung erfassen, liegt das hauptsächliche Anwendungsgebiet
des FOCUS-Scanners in der digitalen Aufnahme sehr großer
Strukturen.
Ablauf
Zunächst werden am Denkmal etwa zehn Kugeln als Referenzpunkte
für den Laserstrahl angebracht. Anschließend erfasst der
3-D-Laserscanner das gesamte Wagnerdenkmal von neun
unterschiedlichen Standpunkten aus. Jeder Einzelscan dauert
etwa drei bis fünf Minuten. Die Ergebnisse des 3-D-Scannens,
neun dichte digitale Punktewolken, werden von den Ingenieuren
der Fakultät Maschinenwesen der TU Dresden anschließend zu
einem einzigen 3-D-Scan zusammengeführt. Dabei stellt die
Zusammenführung der Daten und deren Aufbereitung zu einem
digitalen Konstruktionsmodell die eigentliche Herausforderung
dar. Im Vergleich zu den reinen Scandaten ist eine
produktionstechnische Verwertung nur durch ein
Konstruktionsmodell möglich.
3-D-Scan etabliert sich als geeignetes Verfahren für Restaurierung
Mit der exakten dreidimensionalen Messung und Datenaufbereitung
der Bronzeskulptur soll die bevorstehende Restaurierung des
Wagnerdenkmals erleichtert werden.
Bereits im Jahr 2005 haben die Maschinenbauer der TU Dresden
Erfahrung in der digitalen Erfassung von Bauskulpturen
gesammelt. Damals scannten sie Oberfläche und innere
Stützstruktur des „Dresdner Rathausmannes“, der goldenen Figur
auf der Spitze des Dresdner Rathauses, mithilfe eines
Streifenprojektionsverfahrens und einer photogrammetrischen
Messung. Zu Restaurierungszwecken wurde die Skulptur am Boden
gelagert, so dass ein 3-D-Scan möglich wurde. Im Vergleich zur
Streifenprojektion ist das junge laserbasierte Verfahren, mit
dem das Wagnerdenkmal vermessen wird, jedoch schneller und das
Gerät wesentlich leichter: „Erst mit dem laserbasierten
3-D-Scannen ist es möglich, historisch wertvolle Baudenkmäler
vor Ort effektiv digital zu erfassen. Auch wenn die digitale
Vermessung großer und komplex gestalteter Objekte immer noch
eine technische Herausforderung darstellt, könnte sich das
3-D-Scannen in Architektur und Denkmalpflege schon bald als
geeignetes Verfahren zur Bestandsaufnahme etablieren“,
kommentiert die projektverantwortliche Leiterin der
Arbeitsgruppe Reverse Engineering an der Fakultät
Maschinenwesen der TU Dresden, Dr. Christine Schöne.
Nach der erfolgreichen 3-D-Messung werden die Daten dem
Richard-Wagner-Museum in Graupa als 3-D-Animation zur Verfügung
gestellt. Damit werden die digitale Präsentation des
weltgrößten Wagnerdenkmals und die Herstellung von
Werbeartikeln möglich.
Darüber hinaus dient der Scan als Demonstrator für das neue
Bildungsangebot „Art Engineering“, das die
Konstruktionswissenschaftler der TU Dresden derzeit gemeinsam
mit der Hochschule für bildende Künste Dresden erarbeiten. Das
Bildungsangebot soll ab Herbst 2013 für eineinhalb Jahre
erprobt werden, bevor es ab 2015 als fertig konzipiertes
Bildungsangebot zur Verfügung steht. Das Bildungsangebot wird
von der Sächsischen Aufbaubank gefördert.
Dieser Termin ist besonders zur Bildberichterstattung
geeignet!
Mittwoch: 3.7.2013, 8 – 13 Uhr, Wagnerdenkmal von Richard Guhr,
Liebethaler Grund bei Lohmen, ca. 30 Minuten von Dresden
entfernt
Schnellster Zugang über z. B. Daube 7 oder Daubemühle, 01847
Lohmen, Fußweg ca. 5 Minuten
Foto: Wikipedia/Raspunicum
Um vorherige Anmeldung wird gebeten:
Dr.-Ing. Christine Schöne
Professur für Konstruktionstechnik/CAD
Fakultät Maschinenwesen
TU Dresden
Tel. 0351 463-32798 oder 0172 7961824