07.06.2022
“Was jetzt zu tun ist in der außerschulischen politischen Bildung in Sachsen” – Studienergebnisse und politische Handlungsempfehlungen
Die John-Dewey-Forschungsstelle für die Didaktik der Demokratie (JoDDiD) an der TU Dresden hat am heutigen Dienstag, 7. Juni, erste Forschungsergebnisse zu den Herausforderungen und Chancen der außerschulischen politischen Bildung in Sachsen veröffentlicht.
Ausgehend von der felderkundenden Studie “Wie geht’s der außerschulischen politischen Bildung in Sachsen?”, die auf den Ergebnissen einer Online-Befragung von 80 Beschäftigten im Feld der außerschulischen Bildung in Sachsen beruht, formulieren die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler elf Thesen. Im Zentrum stehen dabei die Ergebnisse zu Angriffen auf Projekte und Menschen, die politische Bildungsarbeit leisten. Außerdem wird der Bedarf hinsichtlich der Aus- und Weiterbildung sowie den Arbeitsbedingungen der non-formalen politischen Bildung in Sachsen herausgearbeitet, aber auch Herausforderungen bei der Digitalisierung, im Umgang mit der COVID-19-Pandemie oder der Kooperation mit Schulen sichtbar gemacht.
Prof. Anja Besand, Direktorin der JoDDiD, hält dazu fest: “Wir konnten mit der Studie empirisch aufzeigen, dass die Beschäftigten in der außerschulischen politischen Bildungsarbeit in Sachsen über ein umfangreiches und diverses Praxiswissen verfügen, gleichzeitig aber auch stark herausgefordert sind.”
“Vor allem das Ausmaß, die Intensität und Wirkung von Angriffen auf die außerschulische politische Bildung in Sachsen hat uns überrascht und erscheint besorgniserregend. Von verbalen Störungen in Veranstaltungen bis zu Morddrohungen gegen einzelne Menschen ist alles dabei. Dazu steigt der Rechtfertigungsdruck auf die politischen Bildnerinnen und Bildner immer weiter”, konkretisiert Rico Lewerenz, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der JoDDiD und Teil des Autorenteams der Feldexploration.
Es konnten überdies Erkenntnisse und Ableitungen zu den Karrierewegen und Qualifikationen aber auch zum individuellen Selbst- und Professionsverständnis der Beschäftigten gewonnen werden. Sie sind insofern von besonderem Interesse, weil es kein systematisches Ausbildungsangebot für die Profession der non-formalen politischen Bildung gibt. Daraus ergeben sich Rückschlüsse für notwendige Angebote und Formate zur fachdidaktischen Qualifikation der Akteur:innen.
“Obwohl die Bedeutung von demokratischer Bildung immer wieder auch politisch hochgehalten wird, sind deren Strukturen oft fragmentarisch und nur vorübergehend finanziert. Das betrifft sowohl die zumeist fehlende Möglichkeit sich akademisch in der Didaktik für Demokratiebildung ausbilden zu lassen, aber auch die teilweise sehr prekären Arbeitsbedingungen in der außerschulischen politischen Bildung”, erläutert David Jugel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der JoDDiD und ebenfalls Autor der Feldexploration.
Neben der explorativen Studie, die das Feld der außerschulischen politischen Bildung in Sachsen ausleuchtet, hat die JoDDiD ein politikberatendes Strategiepapier unter dem Titel “Was zu tun ist in der außerschulischen politischen Bildung in Sachsen” auf ihrer Homepage veröffentlicht: www.tud.link/3x09.
“Die Studie hat gezeigt, dass wir mit den zahlreichen Unterstützungsangeboten der JoDDiD auf dem richtigen Weg sind. Gleichzeitig möchten wir ganz deutlich sagen, was jetzt zu tun ist und haben konkrete Handlungsempfehlungen formuliert, die sich an Entscheidungsträger:innen in Politik und Verwaltung richten. Wir brauchen sofort einen Ausbau der Unterstützungsangebote bei Angriffen, mehr Möglichkeiten zur Qualifikation und eine Umstrukturierung und Verstetigung der Fördersysteme”, resümiert Prof. Anja Besand.
Die komplette Studie zum Download unter: www.tud.link/tb2f
Das Strategiepapier zum Download unter: www.tud.link/3x09
Alle Anhänge und weitere Informationen können unter www.tud.link/9ewx aufgerufen werden.
Über die Jon-Dewey-Forschungsstelle (JoDDiD):
Die John-Dewey-Forschungsstelle für die Didaktik der Demokratie (kurz JoDDiD) versteht sich als Innovationszentrum im Feld politischer Bildung und hat die Aufgabe, neue Formate, Methoden und Vermittlungskonzepte zu erforschen, fortzuentwickeln und sichtbar zu machen. Sie unterstützt damit sächsische Akteur:innen der außerschulischen Bildung bei der didaktischen Vorbereitung, Neuentwicklung und reflexiven Bewertung von Angeboten zur politischen Bildung vor dem Hintergrund einer herausfordernden gesellschaftlichen Lage.
Kontakt:
David Jugel
John-Dewey-Forschungsstelle für die Didaktik der Demokratie
Tel.: 0176 20563085