17.09.2019
»Wir gegen die da oben« - Trefftz-Professorin Nayla Fawzi forscht zu Populismus
Trefftz-Professorin Nayla Fawzi forscht zu den Themen Populismus und Medienverdrossenheit
Seit Mitte des Jahres stellt das UJ die Gastprofessorinnen vor, die 2019 im Rahmen des Eleonore-Trefftz-Gastprofessorinnenprogramms an der TU Dresden forschen und lehren.
Dr. Nayla Fawzi (Ludwig-Maximilians-Universität München) ist seit 1. April und bis zum 30. September 2019 am Institut für Kommunikationswissenschaft (IfK) bei Prof. Sven Engesser zu Gast.
Wie sind Sie als Eleonore-Trefftz-Gastprofessorin an die TU Dresden gelangt und wie gefällt Ihnen die Universität als Ort zum Arbeiten?
Dr. Nayla Fawzi: Prof. Sven Engesser hat mich letztes Jahr gefragt, ob ich Interesse an der Gastprofessur hätte, worüber ich mich natürlich sehr gefreut habe. In der Kommunikationswissenschaft ist der Frauenanteil unter den Studierenden und auch im Mittelbau sehr hoch, auf Ebene der Professuren sind Männer jedoch immer noch stärker vertreten. Daher bot die Trefftz-Gastprofessur eine gute Gelegenheit, den Studierenden zu zeigen, dass es auch Professorinnen gibt. An der TU Dresden war für mich die technische Ausrichtung neu und sehr spannend. Am IfK gibt es beispielsweise ein Smart Home Labor, in dem interessante Experimente durchgeführt werden. Am Institut – das wesentlich kleiner als mein Heimatinstitut in München ist – hat mir zudem besonders gut gefallen, dass man schnell mit den netten Kollegen und Kolleginnen ins Gespräch kommt und es für mich viele Anknüpfungspunkte zu deren Forschung gibt.
An welchem (Forschungs-)Projekt arbeiten Sie aktuell?
Ich beschäftige mich zurzeit unter anderem mit der Frage, wie Bürgerinnen und Bürger mit populistischen Einstellungen die etablierten Medien bewerten und welche Kritikpunkte sie an den Medien äußern. Dabei zeigt sich beispielsweise, dass sie weniger Vertrauen in Qualitätsmedien haben, eher wahrnehmen, dass Politik und Medien unter einer Decke stecken und sie sich von der Berichterstattung der etablierten Medien weniger repräsentiert fühlen als ihre Mitbürgerinnen und Bürger.
Was fasziniert Sie am meisten an Ihrer Forschung?
Die Folgen des digitalen Medienwandels spielen für meine Forschungsthemen eine zentrale Rolle. Es ist daher absolut notwendig, an den aktuellen Entwicklungen dran zu bleiben und diese zu berücksichtigen. Bis unsere Arbeiten publiziert werden, hat sich das Mediennutzungsverhalten manchmal schon wieder verändert; Jugendliche nutzen dann z.B. lieber Instagram und Snapchat und weniger Facebook. Mich fasziniert auch besonders, dass meine Themen sehr anschlussfähig und relevant sind. Manchmal vielleicht mehr als man es sich wünschen würde. Dabei ist es mir wichtig, aus dem bekannten Elfenbeinturm herauszukommen und mit meiner Forschung einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, z.B. bei Informationsveranstaltungen in Kooperation mit Schulen.
Was wollten Sie als Kind werden?
Kriminalpolizistin.
Was geben Sie Ihren Studentinnen und Studenten gern mit auf den Weg?
Ich versuche ihnen zu vermitteln, dass es im Studium nicht nur relevant ist, bestimmte Inhalte zu lernen und das Studium möglichst schnell abzuschließen, sondern andere Aspekte für das Berufsleben mindestens genauso wichtig sind. Dazu gehören zum Beispiel eine Präsentation vor anderen Studierenden zu halten und dabei komplexe und umfangreiche Informationen kurz und knapp zusammenzufassen; sich für die eigenen Projekte zu begeistern; in Arbeitsgruppen zu arbeiten; gesellschaftspolitische Fragen und Entwicklungen zu diskutieren und zu reflektieren; auch mal über den fachlichen Tellerrand hinaus zu schauen oder ein Auslandssemester einzulegen.
Was war der beste Karriereratschlag, den Sie erhalten haben?
Auch in der Wissenschaft kommt es nicht allein auf den Output oder harte Erfolgskriterien an. Um erfolgreich zu sein, sind Kooperations- und Teamfähigkeit, soziale Kompetenzen und ein gutes Netzwerk ebenfalls wichtig.
Was kommt als nächstes?
Der nächste wichtige Schritt ist es, meine Habilitation abzuschließen. Dazu muss ich noch zwei Paper in Journals publizieren, die aktuell im Review-prozess sind. Außerdem schreibe ich zurzeit an einem Drittmittelantrag, um meine aktuellen Themen in einem größeren Rahmen untersuchen zu können.
Was ist der größte Unterschied zwischen der Lehre und Forschung hier und an Ihrer Heimatinstitution?
Ein großer Unterschied sind die Rahmenbedingungen der beiden Institute. In München haben die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger Verwaltungsaufgaben zu übernehmen und das numerische Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden ist besser – dadurch bleibt mehr Zeit für Forschung und Lehre. Allerdings hatte ich hier im Masterstudiengang eine wesentlich kleinere Gruppengröße im Seminar als ich es sonst kenne, was intensivere Diskussionen und mehr Austausch mit den Studierenden ermöglicht hat.
Die Fragen stellte Johanna Wolter.
Das Eleonore-Trefftz-Gastprofessorinnenprogramm an der TU Dresden dient der Förderung weiblicher Karrieren auf dem Weg zur Professur. Trefftz-Professorinnen sind zudem Rollenvorbilder für eine wissenschaftliche Laufbahn für Studentinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen aus jenen Fächern, in denen bisher wenige oder gar keine Professorinnen vertreten sind. Finanziert wird das Programm seit 2013 aus Mitteln des Zukunftskonzepts im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder.
Weitere Informationen unter:
tu-dresden.de/trefftz
Ansprechpartnerin:
Johanna Wolter
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 14/2019 vom 17. September 2019 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.