Maschinenbauer der TUD koordinieren »Trans3Net«-Netzwerk
Sachsen, Böhmen und Schlesien kooperieren beim Wissenstransfer in die Wirtschaft
Heiko Weckbrodt
Um Forschungsergebnisse auch grenzuberschreitend in wirtschaftliche Erfolge
zu verwandeln, vernetzen sich derzeit die dafür zuständigen Transfer-Experten
in Sachsen, Schlesien und Böhmen. Auf einer interaktiven Internet-Landkarte
unter der Adresse map.trans3net.eu können Forscher und Unternehmer inzwischen
bereits 70 Anlaufstellen finden, die wissenschaftliche Resultate in die Wirtschaft
transferieren. »In Zukunft wollen wir dieses Online-Portal so ausbauen, dass dort jede
beteiligte Uni etwa 30 interessante Forschungsergebnisse einträgt, die für eine
praktische Anwendung infrage kommen«, erklärt Projekt-Co-Betreuerin
Melanie Giebel vom »CIMTT-Zentrum für Produktionstechnik und Organisation« der TU Dresden. Über dieses Portal können sich dann Unternehmen und Unternehmensberater aus dem Netzwerk die für sie passenden Projekte herauspicken.
Das Projekt dahinter nennt sich »Trans3Net«, ist auf drei Jahre bis Juni
2019 angelegt und bekommt dafur rund 1,5 Millionen Euro von der EU. Weitere
320 000 Euro steuern die neun Projektpartner bei. Die Federführung hat das
erwähnte CIMTT. Dieses Zentrum hatte die TUD-Fakultät für Maschinenwesen
1991 gegründet, um ihre Forschungsergebnisse schneller in die Praxis zu
transferieren. »Oft sind die Hürden für viele Unternehmen einfach zu hoch, um an neueste Forschungsergebnisse heranzukommen«, berichtet Melanie Giebel über die
Erfahrungen, die das CIMTT und die anderen Projektpartner über die Jahre
hinweg immer wieder gemacht haben. Dies treffe vor allem auf kleine Firmen
zu, die weder Leute noch Geld übrig haben, um die Wissenschaftsszene in
ihrer Stadt oder gar darüber hinaus im Auge zu behalten. Dies sei im Übrigen
nicht nur ein Problem in Sachsen, sondern auch in Nordböhmen und Niederschlesien.
Eben dies soll das grenzüberschreitende Netzwerk ändern, das die »Trans3Net«-Partner bis Mitte 2019 weiter verdichten wollen. Erste Erfolge gibt es auch schon zu vermelden: Bei den multilateralen Treffen zeigte sich, dass zwar bereits einige sächsische Institutionen mit tschechischen oder mit polnischen Kollegen kooperierten, aber
es kaum Kontakte zwischen Böhmen und Schlesien gab. »Womöglich war
das ein Mentalitätsproblem«, mutmaßt Melanie Giebel. »Durch unser Projekt
arbeiten nun jedenfalls auch die tschechischen und polnischen Partner enger
zusammen.«
Und eine engere Kooperation kann eigentlich nur allen Seiten nutzen – auch dies ist eine Erfahrung aus den bisherigen Treffen. Denn die Forschungsspezialitäten und Transfererfolge der Technischen Unis Breslau, Dresden und Ústi sowie die wirtschaftliche Leistungskraft der drei beteiligten Regionen seien doch sehr unterschiedlich, heißt es in einem »Trans3Net-Strategiepapier«. Insbesondere
Schlesien wachse wirtschaftlich derzeit stark, vor allem im informationstechnologischen
(IT) Sektor. Vom Raum Breslau erwarten die Projektpartner in nächster Zeit eine besonders hohe Nachfrage für Innovationen. Die statistisch besten Chancen, solche Innovationen hervorzubringen, hat wiederum Sachsen: Hier machen Forscher
und Entwickler etwa 1,4 Prozent aller Beschäftigten im öffentlichen wie privaten
Sektor aus. Im Raum Ústi liegt diese Quote hingegen nur bei 0,2, in Niederschlesien bei 0,8.
Die »Trans3Net«-Initiatoren hoffen, durch das wachsende Netzwerk aus
Transfer-Vermittlern diese Unterschiede auch ein wenig ausgleichen zu können.
»Unser Ziel ist es jedenfalls, dass dieses Netzwerk auch nach dem Projektende
Mitte 2019 weiter funktioniert und wächst«, betont Melanie Giebel.
Mehr Infos stehen im Netz unter: trans3net.eu.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 09/2018 vom 15. Mai 2018 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.