Hightech-Bastelei mit »Smart Materials«
Technische Sammlungen Dresden und Smart3 eröffnen Forschungswerkstatt für jedermann
Heiko Weckbrodt
Mehr und mehr Museen experimentieren mit modernen, interessanteren Formen jenseits klassischer Ausstellungskonzepte, mit denen neugierige Menschen Wissen erkunden können. Dazu gehört auch die neue »Forschungswerkstatt Smart Materials« in den Technischen Sammlungen Dresden (TSD): Wissenschaftler, Künstler, Ingenieure und Kuratoren haben den Goldmann-Saal der ehemaligen Kamera-Fabrik in eine nerdige Tüftel-Werkstatt verwandelt, in der Kinder ebenso wie Erwachsene fünf Monate lang mit Formgedächtnis-Legierungen, Piezo-Keramiken und anderen aufregenden neuen Materalien hightechbasteln können – neudeutsch auch »tinkern« genannt.
»Obwohl es so aussieht: Nichts hier ist Zufall. Alles folgt einem Plan«, betont Museumsdirektor Roland Schwarz. Und den hat er gemeinsam mit dem
»Smart3«Forschungskonsortium, mit Dresdner Fraunhofer-Ingenieuren, Designerinnen der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Dessauer Bauhaus-Experten und vielen anderen Partnern anderthalb Jahre lang geschmiedet, bevor das neue Format nun starten konnte. »Auch für uns ist das ein Experiment«, räumt Roland Schwarz ein.
»Wir suchen hier nach neuen Formen der Technik- und Wissenschaftskommunikation.«
Die Werkstatt soll einerseits ein Schaufenster für die deutschlandweit einzigartige Dresdner Landschaft aus rund 20 universitären und außeruniversitären WerkstoffForschungsinstituten sein. Andererseits will die TSD-Leitung damit erproben, wie das Museum der Zukunft funktionieren könnte. »Und diese Werkstatt soll noch wachsen«, betonte Projektleiterin Anja Johannes. »Wir hoffen auf viele Impulse von außerhalb.« Diese Impulse sollen von Besuchern kommen, auch von Industriedesignern wie Ulrike Mäder aus Halle, die ein temporäres Atelier in den TSD bezieht, aber auch von Forschern, die hier mitmachen wollen.
»Wir arbeiten eng mit der TU und der HTW Dresden zusammen«, erklärte Matthes Brähmig vom »Smart3«-Forschungskonsortium, das die Werkstatt
wesentlich mitorganisiert hat. »Wir haben zum Beispiel gemeinsam eine
›Smart3‹Akademie im MakerSpace der SLUB eingerichtet«. Dort können Studenten ein Semester lang »Smart Materials« erproben und fachübergreifend Ideen entwickeln, was mit den neuen Werkstoffen wohl anzustellen ist. Auch wollen sich Forscher der TUD mit Exponaten und ihrer Expertise an der »Forschungswerkstatt Smart Materials« in den TSD beteiligen, darunter von der TUD Hydrogel-Experte Prof. Gerald Gerlach und Magnetfluss-Spezialist Prof. Stefan Odenbach.
Wenn die Mitmach-Werkstatt in fünf Monaten wieder ihre Pforten schließt, soll’s das aber nicht gewesen sein: »Unser Plan ist, in den Technischen Sammlungen dauerhaft ein offenes Labor zum Thema ›Smart Materials‹ einzurichten, in das wir auch Elemente der Forschungswerkstatt einbauen wollen«, kündigte TSD-Direktor Schwarz an.
Die Organisatoren der »Forschungswerkstatt Smart Materials« suchen noch Smart-Material-Experten, die ihre wissenschaftlichen Ergebnisse in sonnabendlichen »Tea Time«-Diskussionsrunden oder in Form von Exponaten mit den Besuchern der Technischen Sammlungen teilen wollen. Wer sich einbringen will, kann sich an Projektleiterin Anja Johannes, E-Mail-Adresse anja.johannes@museen-dresden.de wenden.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 09/2018 vom 15. Mai 2018 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.