16.03.2021
»Entscheidung sollte unbewusst im Auge des Betrachters entstehen«
Drei besonders gelungene E-Learning-Konzepte sind als »Schmuckstücke« ausgezeichnet worden; alle 43 Wettbewerbsbeiträge werden jetzt ausgestellt
Beate Diederichs
Beim Wettbewerb »TUD-E-Learning-Schmuckstück« kürten Studierende sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TUD drei besonders gelungene E-Learning-Konzepte. Diese kann man nun gemeinsam mit den 40 weiteren Einsendungen in einer digitalen Galerie bewundern. »Wir wollten mit diesem Wettbewerb einerseits wertschätzen, welche Konzepte in einer kurzen Zeit von den Lehrenden erstellt wurden, und andererseits zeigen, wie viele gute Beispiele digitaler Lehrveranstaltungen es selbst bei der krisenbedingt schnellen Umstellung an der TUD gibt«, sagt Claudia Albrecht, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für interdisziplinäres Lernen und Lehren (ZiLL). Das Team Digitales Lernen und Lehren am ZiLL hat den Wettbewerb ausgerichtet.
Eins neben dem anderen liegen die Schmuckstücke in ihrer Vitrine. Die Homepage des ZiLL ist dabei gewissermaßen der Glaskasten, der Webauftritt der TUD die Galerie. Wie so vieles in dieser Zeit kann man die Vitrinen leider nur virtuell anschauen. Aber gerade hier passt diese Vorgehensweise gut und eine andere wäre auch kaum möglich: Denn die 43 Konzepte für digitales Lernen, die innerhalb des Wettbewerbs eingereicht wurden, entfalten ihren vollen Zauber ja nur digital. Alle entstanden im Sommersemester 2020, als die Lehrenden in kurzer Zeit ihre Lehre auf ein fast ausschließlich digitales Format umstellen mussten. Claudia Albrecht begründet, warum sie und ihre Kolleginnen und Kollegen diesen Wettbewerb ausschrieben: »Wir, das Team Digitales Lehren und Lernen am ZiLL als zentraler E-Learning-Akteur an der TUD wollten zwei Dinge damit erreichen: Einerseits möchten wir so wertschätzen, was in der kurzen Zeit durch die Lehrenden erstellt worden ist. Andererseits wollten wir so zeigen, und zwar sowohl der Öffentlichkeit als auch uns selbst, wie viele gute Beispiele digitaler Lehrveranstaltungen es selbst bei der krisenbedingt schnellen Umstellung an der TUD gibt.«
Damit sich möglichst viele von der Idee angesprochen fühlen, entschied sich das Ausrichterteam für eine niedrigschwellige Herangehensweise: Weder sollte denjenigen, die Beiträge einreichen wollten, ein großer Aufwand dabei entstehen, noch sollten diejenigen, die die Konzepte bewerten würden, dazu einen komplizierten Kriterienkatalog abarbeiten müssen. Im Gegenteil: Man wollte eine große Zahl von Studierenden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einbeziehen. »Deswegen haben wir die Adressaten der Lehrveranstaltungen – die Studierenden – gebeten zu überlegen: Welche Lehrveranstaltung fanden Sie besonders gelungen? Welcher der Lehrenden hat es daher verdient, nominiert zu werden?« berichtet Claudia Albrecht. »Damit wollten wir den üblichen Ausschreibungen und Wettbewerben, für die man sich mit seiner eigenen Leistung bewerben kann, ein anderes Modell entgegensetzen. Außerdem kommt der Aspekt der Wertschätzung besser zur Geltung, wenn man von Außenstehenden nominiert wird.« Bis Ende November konnten Studierende und Mitarbeiter die eingereichten Modelle auf der Homepage des ZiLL anschauen und bewerten. »Es haben sich fast 1400 Menschen beteiligt – mit einer so hohen Resonanz hatten wir nicht gerechnet«, lobt Claudia Albrecht. »Wir haben uns bewusst gegen ein Gutachtergremium als Jury entschieden, sondern wollten die Entscheidung unbewusst im Auge des Betrachters entstehen lassen. Dabei hat sicher jede bewertende Person aufgrund eigener und damit unterschiedlicher Kriterien entschieden. Das war auch unser Ziel, denn wir wollten gerade keinen durchgestylten, objektiv und mit wissenschaftlichen Kriterien abgesicherten Prozess«.
Prominent in der Vitrine zu sehen sind natürlich die drei Siegerbeiträge, die jeweils 2000 Euro Preisgeld erhielten. Es sind der »Leistungsnachweis Praktikum Biologie für Mediziner« von Prof. Georg Breier und seiner promovierten Kollegin Lydia Günther, »Programmierung und Datenbanken 2« von Tim Scheplitz, Marcel Susky, Dr. Kai Gand und Linda Kosmol und »Grundlagen der Stereostatik« vom promovierten Wissenschaftler Rainer Schlebusch. Alle Konzepte bieten eine Kombination aus asynchronen Komponenten, bei denen die Lehrenden und die Lernenden nicht zur selben Zeit kommunizieren, und synchronen Komponenten an, bei der beide Parteien sich zeitgleich und direkt austauschen. Oft bilden aufgezeichnete Videovorlesungen oder Videoübungen das asynchrone Element und Onlinekonsultationen oder Video-Konferenzen das synchrone. Zusätzlich werden geschickt weitere Bausteine eingefügt. So bietet beispielsweise das Datenbanken-Konzept ein Tutorium, in dem eine virtuelle Maschine als fertig eingerichtete Software-Umgebung für die Studierenden dient. Insgesamt entfielen zehn Beiträge auf den Bereich Mathematik und Naturwissenschaften, elf auf den Bereich Ingenieurwissenschaften, zehn auf den Bereich Bau- und Umweltwissenschaften, elf auf den Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften und einer auf den Bereich Medizin. Claudia Albrecht möchte ausdrücklich dazu ermuntern, einen Blick in die Vitrinen zu werfen und sich dort Anregungen zu holen, wenn man vielleicht auch mal ein solches Schmuckstück entwerfen will. »Denn auch neben den Prämierten gab es weitere ganz außerordentlich interessante und kreative Einreichungen.«
Hier geht es zu den Vitrinen: https://tud.link/igzk
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 05/2021 vom 16. März 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.