Jun 01, 2021
Er bringt sein Umfeld zum Leuchten
Karl Leo erhält Blaise-Pascal-Medaille und Nominierung für den Europäischen Erfinderpreis
Nicole Gierig/UJ
»Eine wesentliche Eigenschaft von Karl Leo ist, dass er die Menschen um ihn herum ermutigt und motiviert. Er hat die Einstellung ›Alles geht!‹. Er vereint auf unvergleichliche Weise positiven Spirit mit Ideenreichtum in einer Person«. So beschreibt Dr. Jan Blochwitz-Nimoth, ehemaliger Doktorand am Institut für Angewandte Physik, seinen Doktorvater. Später gründeten sie gemeinsam mit einem weiteren Doktoranden, Dr. Martin Pfeiffer, das Start-up Novaled – eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte. Heute noch ist Jan Blochwitz-Nimoth ein enger Weggefährte von Prof. Karl Leo und denkt gern an die Anfänge zurück. 1993 hatte Karl Leo die TUD-Professur für Optoelektronik neu übernommen und sein Team sofort mit seiner positiven und motivierenden Art mitgerissen.
Dieser Spirit und die gegenseitige Motivation waren sehr wichtig, denn Leo hatte sich eine Idee in den Kopf gesetzt, für die er von der Fachwelt zunächst belächelt wurde: Seit er 1991 seine erste Organische Leuchtdiode (OLED) gesehen hat, war er davon fasziniert. An der TUD begann er mit der Grundlagenforschung zu organischen Halbleitern. Er war überzeugt davon, dass es eine technische Möglichkeit gibt, OLEDs besser zu machen und vielleicht eine kommerzielle Chance, wenn er richtigliegt. Und das tat er.
Zusammen mit seinen Doktoranden Martin Pfeiffer und Jan Blochwitz arbeitete er an der kontrollierten Dotierung von organischen Halbleitern. »Als wir mit dieser Dotierung aufkamen, haben viele Kollegen gesagt, dass sie nicht glauben, dass das jemals funktionieren wird. Und das war eigentlich eine gute Motivation, wenn man von etwas überzeugt ist und andere einem sagen, dass es nicht funktionieren wird. Dann will man ihnen zeigen, dass es doch funktioniert «, kommentiert Leo.
Der Durchbruch kam 1998, als sein Team erstmals eine organische OLED hergestellt hat, die effizienter, nachhaltiger und von längerer Lebensdauer war als die früheren Versionen.
Von da an ging es steil bergauf und Karl Leo wurde nicht müde, neue Anwendungsfelder für organische Halbleiter zu entdecken und daraus erfolgreiche Start-ups zu lancieren. Mittlerweile werden OLED-Displays, organische Solarzellen und organische Sensoren, die an der TUD entwickelt wurden, weltweit vermarktet.
Im Laufe seiner bisherigen Karriere war Leo Mitbegründer zahlreicher Ausgründungen, darunter Novaled GmbH, Heliatek GmbH, Senorics GmbH und weitere Firmen in der sächsischen Technologieregion Silicon Saxony.
Für seine herausragenden Leistungen wurde Karl Leo bereits mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter der Leibniz- Preis (2002), der Manfred-von-Ardenne- Preis (2006), der Zukunftspreis des Bundespräsidenten (2011), der Technologietransferpreis der DPG (2016) und erst kürzlich der Jan-Rajchmann-Preis der US-amerikanischen Society for Information Display (SID).
Anfang Mai gab das Europäische Patentamt (EPA) bekannt, dass der 60-jährige TUD-Spitzenforscher für seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der organischen Halbleiter für den Europäischen Erfinderpreis in der Kategorie »Lebenswerk « nominiert wurde. Der Europäische Erfinderpreis existiert seit 2006 und ist einer der prestigeträchtigsten Innovationspreise Europas. Er macht deutlich, wie kreatives Denken zur gesellschaftlichen Entwicklung beiträgt, das Wirtschaftswachstum vorantreibt und unseren Alltag verbessert. In einer Online-Veranstaltung am 17. Juni wird der Preis in insgesamt fünf Kategorien verliehen.
Auch die gemeinnützige Organisation European Academy of Sciences (EURASC) würdigte Karl Leos Pionierarbeit. Am 21. Mai wurde ihm die Blaise-Pascal- Medaille in Physik verliehen, mit der die EURASC seit 2003 herausragende persönliche Beiträge in Wissenschaft und Technologie sowie die Förderung von Spitzenleistungen in Forschung und Lehre auszeichnet.
Voting bis zum 17. Juni 2021:
https://popular-prize.epo.org/i/i/karl-leo-de#inventor-karl-leo-de
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 10/2021 vom 1. Juni 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.