29.06.2021
Gemeinsam die Digitalisierung der TU Dresden vorantreiben
Das Zukunftslabor am 14. Juni setzte Impulse für die universitätsweite Digitalisierung
Magdalena Selbig
»Die Digitalisierung wirkt nicht nur auf alle Bereiche unserer Institution und die außeruniversitären Partner«, führte CTIO Prof. Ronald Tetzlaff zur Begrüßung in Vertretung der Rektorin aus, »sondern hat Konsequenzen für jeden Einzelnen in unserer täglichen Arbeit. Sie kann uns helfen, effizienter und ressourcensparender zu arbeiten, eine unzureichende Digitalisierung hingegen kann zu Wettbewerbsnachteilen führen.«
Seinen Impulsvortrag begann der 2020 an der TU Dresden neu etablierte CDIO Prof. Lars Bernard mit einem Resümee zu dem, was seit dem letzten Zukunftslabor 2018 für die Digitalisierung erreicht wurde. Ein erster wesentlicher Punkt ist dabei die aktuelle Reform der Governance-Strukturen, die den Querschnittscharakter der Digitalisierungsarbeiten noch stärker in den Blick nehmen und entsprechende Abstimmungs- und Entscheidungsgremien an der TUD etablieren. Diese neue Digitalisierungs-Governance adressiert mit der AG Softwarestrategie etwa die Abstimmung der TUD-weiten Bedarfe zu Softwarebeschaffungen, die zentral durch die TUD finanziert werden. Das 2019 an der TUD eingerichtete Computer Emergency Response Team (CERT) ist eine in der deutschen Hochschullandschaft nahezu einmalige Einrichtung, die der TUD dazu verhilft, sich zu den Aspekten Prävention und Reaktion auf Cyberangriffe hervorragend aufzustellen. Ebenso erfolgreich gelungen ist der Aufbau der Kontaktstelle Forschungsdaten als lokale Support-Struktur für das Forschungsdatenmanagement, das sich an TUD-Angehörige und DRESDENconcept- Partner richtet. Die derzeitigen Aktivitäten zum Aufbau des CIDS (Center for Interdisciplinary Digital Sciences) sowie zur dauerhaften Einwerbung von ScaDS.AI (Center for Scalable Data Analytics and Artificial Intelligence) sieht der CDIO als wesentliche Bausteine zur Entwicklung des EXU-Potenzialbereichs Data-Intensive and Digital Sciences. Zur Strategie des CDIO-Ressorts führt Prof. Bernard weiter aus: »Wir wollen die digitale Transformation der TUD in allen Leistungsdimensionen vorantreiben. Neben der Erhaltung des sehr guten Standards unserer IT-Grundversorgung planen wir etwa, das Intranet auszubauen sowie die Digitalisierung für Verwaltung, Lehre und Forschung weiter voranzubringen. Für die Gesellschaft wollen wir Auswirkungen der Digitalisierung erforschen und Kompetenzen vermitteln. Das umfasst auch ein TUDweit abgestimmtes Lehrportfolio zu Digitalisierungsaspekten.«
Im Anschluss besuchten die 184 Beteiligten ausgewählte Themenzirkel und konnten in der Pause einer virtuellen Führung mit Prof. em. Bernhard Ganter durch das Erlebnisland Mathematik in den Technischen Sammlungen beiwohnen oder am Themen-Padlet mitwirken.
Themenzirkel 1 betrachtete die Digitalisierung in Curricula. Dabei ging es um Wege, die Studierenden für digitale Kommunikation zu sensibilisieren. Dieses Wissen müsse jedoch zuvor an die Lehrenden vermittelt werden. Die Quantifizierung der Digitalisierungskompetenz wurde ebenfalls besprochen: »DIQUA« (digitale Qualifikation) böte eine Möglichkeit, fachübergreifenden Modulen eine inhärente »Digitalisierungspunktzahl « zuzuweisen, wobei jeder Studierende eine gewisse Summe erarbeiten müsse. Wie schon im Zukunftslabor 5 zur Lehre wurde vielfach geäußert, dass Vorlesungen besser im asynchronen Format oder als flipped classroom abzuhalten seien.
Im Themenzirkel 2 wurde eruiert, wie sich Digitalisierungskompetenzen der Beschäftigten fördern lassen. Dazu trüge eine niedrigschwellige, nichttechnische Aufklärung über vorhandene Ressourcen und Datensensibilität bei. »Es zeigt sich zunehmend, dass die Schwachstelle der IT-Sicherheit der Nutzer ist und nicht das System«, so Dr. Markus Löffler (PostDoc am DCN des cfaed). TUD-spezifische Erklärfilme zur Selbsthilfe seien ein Ansatzpunkt. Lars Gladrow (Werkstatt- und Versuchsfeldverbund der Fakultät Maschinenwesen) skizzierte Umsetzungsproblematiken: »Bevor geschult wird, muss das Unternehmen die Kompetenz entwickeln. Viele Angebote sind pseudodigitalisiert. Es bringt nichts, zu schulen und es im Tagesgeschäft anders zu machen.« Eine Veranstaltung, welche »lessons learned « der pandemiebedingten Digitalisierungswelle aufarbeitet, könne das Wissen systematisieren und den Rückschritt in eine »Prä-Corona-Zeit« verhindern.
Themenzirkel 3 fokussierte sich auf die Digitalisierung der Verwaltung. Hier sei es wichtig, in die Breite zu tragen, welche IT-Systeme und Software an der Universität eingesetzt werden und welche Funktionalitäten damit abgedeckt werden können. Entsprechende Supportstrukturen seien nötig. Die konsequente Nutzung von digitalen Signaturen und des Beschaffungsmanagements SRM wurden ebenso dringlich erbeten wie vollständig digitalisierte Personalvorgänge ohne parallele Papierarbeit. In diesem Zusammenhang regte Prof. Gianaurelio Cuniberti (Professur Materialwissenschaft und Nanotechnik) ein Stimmungsbarometer an, das Unterstützungsbedarfe anhand einer simplen Skala direkt beim Anwender misst. Eine wesentliche Arbeitserleichterung wäre zudem die Bereitstellung von Formularen in Englisch, die nicht zwingend rechtsverbindlich sein müssten, aber durchaus wichtigen informativen Charakter haben könnten. Generell sei Unterstützung nach Einführung neuer digitaler Systeme unabdingbar – hier wurde das Roll-out der elektronischen Rechnungsbearbeitung kritisiert.
Begeisterung und Feedback erzielte der Themenzirkel 4 zur Entwicklung eines nutzerfreundlichen Intranets: Die Teilnehmer brachten Wünsche zur Funktionalität des Intranets an, das im September startet und über drei Jahre realisiert wird. Im Fokus standen die Personalisierbarkeit und zielgruppenspezifische Informationen, gleichzeitig aber die transparente Übersicht über beispielsweise Formulare, Projektstände, Service-Ansprechpartner und Protokolle. Insbesondere eine sehr gut funktionierende Suche sowie eine Plattform zu einem gesamtuniversitären und partizipativen Austausch als auch Nutzbarkeit auf verschiedenen Endgeräten waren weitere oft genannte Bedarfe der TUD-Angehörigen.
Wie Digitalisierung die Forschung unterstützt diskutierte Themenzirkel 5. Hier wurden auch Themen zum FIS und FDM, die bereits im ersten Zukunftslabor anklangen, besprochen, etwa die Sichtbarmachung der Nutzeraccounts oder die Auswertung großer Datenmengen. Es schlossen sich ethische und wissenschaftsphilosophische Fragen an, etwa dazu, wie Datenauswertungen durch KI angelegt werden solle und inwiefern dies eine Neubewertung der Wissenschaftskultur oder Neuausrichtung von Forschungsansätzen erfordert.
Mit Digitaler Souveränität als der Hoheit über eigene Daten und der Bewahrung der Unabhängigkeit von Software beschäftigte sich Themenzirkel 6. Diskutiert wurde intensiv zu den Vor- und Nachteilen bzw. Chancen und Risiken bei Nutzung freier Softwareangeboten versus kommerzieller Angebote sowie der Weiterentwicklung einer TUDOpen- Source-Strategie. Die Entwicklung eines TUD-weiten Verständnisses und nachfolgend eines gemeinsamen TUD-Zielbilds zur Digitalen Souveränität wurde hier als eine vornehmliche künftige Aufgabe identifiziert.
Gefahren der Digitalisierung erörterte Themenzirkel 7. Aspekte wie die Überforderung durch Erreichbarkeit über die Arbeitszeiten hinaus und mithin negativ beeinträchtigte Work-Life-Balance wurden hier ebenso zutage gebracht wie die Notwendigkeit eines Krisenmanagements: Da Prävention allein nicht reiche, sei es entscheidend, Mitarbeiter für die Systematik von Hackerangriffen zu sensibilisieren und ein Bewusstsein für die Verantwortung des Einzelnen zu schaffen. Auch hier wurden ethische Aspekte am fiktiven Beispiel eines Bewerbungsprozesses mit KI-basierter Vorauswahl debattiert: Würde eine KI mit männlichen, weißen Bewerbern trainiert werden, könne dies in der Anwendung zu Diskriminierungen führen. Diese Problematik stünde an der Schnittstelle zur Universitätskultur.
Nach einer Vorstellung der Padlet- Ergebnisse schloss Prof. Bernard das Zukunftslabor, dankte für Vorbereitung sowie Diskussion und lud zum letzten Zukunftslabor der Reihe ein, das sich am 22. Juli den Themen Kommunikation und Sichtbarkeit widmen wird.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 12/2021 vom 29. Juni 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.