Jun 14, 2022
Grüne Oase in der Stadt
Gestaltung des Südparks als Erholungslandschaft für die Dresdner Bevölkerung wird etappenweise realisiert
Beate Diederichs
Gut Ding will oft Weile haben. Das ist beim Südpark, einer mehrere Hektar großen Hangfläche zwischen Nöthnitzer Straße und Kohlenstraße, nicht anders. Erste Ideen, dieses Areal zu einem Park umzugestalten, gab es bereits in den 1990er-Jahren. Die Fläche war zunächst für Landwirtschaft und Abfallentsorgung ausgewiesen gewesen, wurde jedoch im Flächennutzungsplan der Landeshauptstadt Dresden vom 20. September 1990 für eine andere Art der Nutzung bestimmt. Zunächst war eine Bebauung geplant. »Doch ein zeitgleich gefasster Ergänzungsbeschluss legte fest, dass für die Teilfläche Nummer 40 das Planungsziel ›Sonderbauflächen, die der Erholung dienen‹ anzustreben sei«, berichtet Susanne Leibnitz, Stadtplanerin im Amt für Stadtplanung und Mobilität der Landeshauptstadt Dresden. Konkrete Schritte folgten zunächst aus verschiedenen Gründen nicht.
In den 90er-Jahren entstanden dann unterschiedliche Bebauungskonzepte, die unter anderem eine Schwimmhalle oder ein Stadion auf dem Gelände des heutigen Südparks vorsahen. Daraufhin sprachen sich immer mehr Menschen dafür aus, dass man den Hang naturnah belassen solle. Verbindlich festgehalten wurde dies vor sieben Jahren: »Ein Zusatzbeschluss zum Rahmenplan Nummer 791 für die Südvorstadt, der 2015 gefasst wurde, legte fest: Man will den Bebauungsplan für den Südpark wieder aktivieren, um den Grünbereich, der unmittelbar an die vorhandene oder geplante Bebauung entlang der Südseite der Nöthnitzer Straße angrenzt, zu sichern und aufzuwerten«, sagt Susanne Leibnitz. Das Amt für Stadtplanung und Mobilität, dem sie angehört, kümmert sich jetzt darum, dass das Bebauungsverfahren korrekt durchgeführt wird. Das Umweltamt und vor allem das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft sind für die fachlichen Zuarbeiten und die Umsetzung des Planes verantwortlich. In den ersten Planungsphasen spielte auch die »IG Südpark«, die sich als Bindeglied zwischen Bürgerschaft und Stadtverwaltung sah, eine wichtige Rolle. Sie hat sich jedoch de facto aufgelöst.
Die ersten Arbeitsschritte für den Park sind bereits gegangen. Doch noch liegen viele Aufgaben vor den Beteiligten. »Den Südpark zu gestalten ist ein langfristiges Projekt. Es muss in Etappen realisiert werden, anders geht es nicht«, betonen Susanne Leibnitz und ihre Kolleginnen aus den genannten städtischen Ämtern. Die Gelder für die Gestaltung kommen dabei von verschiedenen Institutionen: Unter anderem wurden aus Mitteln des Stadthaushalts 2017/2018 und einer Liquiditätsreserve 650 000 Euro für die Machbarkeitsstudie und die Gesamtentwicklungsplanung bereitgestellt sowie drei angrenzende Grundstücke zugekauft. Aus Mitteln des Umweltamts, einem einstelligen Millionenbetrag, sanierte man den radioaktiv belasteten ehemaligen TU-Sportplatz an der Nöthnitzer Straße. Auch im Haushalt für 2021/22 sind Gelder für den Südpark eingeplant. Den konkreten Bebauungsplan hat der Dresdner Stadtrat am 3. März dieses Jahres beschlossen.
Was bisher schon geschehen ist, fassen Romy Bertram und Ute Etzien vom Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft zusammen: »Wir haben die Ost-West-Achse und die Nord-Süd-Achse mit Wegen und Bänken gebaut, die gut genutzt werden. Außerdem wollen wir alle Zugänge, die aus dem städtischen Raum in den Park führen, gestalterisch hervorheben. Dies ist an der Passauer Straße schon geschehen. Der Platz dort erinnert mit Lok und Loren daran, dass nach dem Krieg Trümmerschutt aus der Stadt in die ehemaligen Lehmgruben hier gebracht wurde.« Die noch konventionell genutzten Ackerflächen wolle man später auf ökologische Landwirtschaft umstellen und die Äcker teils in Grünland umwidmen. Zudem plane man, den Boden durch Mulden fürs Regenwasser vor der Erosion zu bewahren. Auch an den Baumbestand ist gedacht. »Der Wald dort am Hang besteht aus Bäumen, die sich von selbst auf einem alten Deponiestandort angesiedelt haben. Durch die geringe Bodenüberdeckung und mangelnde Wasser- und Nährstoffspeicherung sind fast alle Großgehölze in extrem schlechtem Zustand. Hier soll demnächst ein Vegetationskonzept Lösungsansätze erarbeiten«, berichten die Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung. Auf dem ehemaligen TU-Sportplatz befindet sich derzeit als Übergangslösung eine Beachvolleyballanlage. Diese wird gut angenommen und soll in den geplanten Freizeitsportbereich des Südparks integriert werden.
Um die weiteren Entwicklungsschritte gemeinsam mit den potenziellen Nutzerinnen und Nutzern, der Dresdner Bevölkerung, zu gehen, konnte diese in den vergangenen Jahren auf verschiedene Arten eigene Ideen einbringen, zum Beispiel bei Informationsveranstaltungen, einer Online-Debatte, einer Planungswerkstatt und Workshops. Ähnliches ist für die Zukunft geplant. »Bei sämtlichen Foren der Bürgerbeteiligung kristallisierte sich heraus: Der Park soll so naturnah wie möglich sein. Daher möchten wir eine Erholungslandschaft gestalten und keine streng durchgeplante Parkanlage«, betonen die Projektmanagerinnen aus der Stadtverwaltung. Im landschaftlichen Teil werden dabei die Elemente Wald, Wiesen, Lichtungen, Ackerflächen und Wasser zusammenspielen. Dazu sollen intensiv genutzte Areale kommen wie der Freizeitsportbereich, der Waldspielplatz und eine Fläche für Vereinssport und für vereinsungebundenen Sport sowie weitere Sitzgelegenheiten. An die Planung der Sportflächen kann man allerdings erst mittelfristig gehen, ab 2025. »Als besondere Attraktion soll das Pinguin-Café hier seinen Platz finden und betrieben werden.«
In diesem Jahr wird die Nord-Süd-Achse weitergebaut werden. Außerdem soll der Waldspielplatz entstehen. Zusätzliche Schilder und Informationsstelen werden aufgestellt. Man nutzt dazu Fördermittel aus dem Konjunkturprogramm »Nachhaltig aus der Krise.« Im Herbst ist eine Pflanzaktion westlich des Institutsgebäudes Bergstraße 120 geplant, bei der der sogenannte »Obstgarten« geschaffen werden soll und wo sich die Bevölkerung praktisch und mit Muskelkraft vor Ort engagieren kann.
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 11/2022 vom 14. Juni 2022 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.