May 17, 2022
»Ich lerne immer noch dazu!«
Christian Norkus arbeitet im Werkstatt- und Versuchsfeldverbund der Fakultät Maschinenwesen
Beate Diederichs
Der Industriemechaniker Christian Norkus hat seine Ausbildung an der TUD vor fast zwanzig Jahren abgeschlossen und arbeitet seitdem im Werkstatt- und Versuchsfeldverbund der Fakultät Maschinenwesen. Der 38-Jährige hat seine Entscheidung, an der Universität zu bleiben, keinen Tag bereut. Sein Fazit: »Ich würde es wieder so machen.«
Etwas Handwerkliches sollte es sein, war sich der Zehntklässler Christian Norkus sicher. »Bei einem Praktikum in meinem letzten Schuljahr schaute ich mir zahlreiche interessante Ausbildungsberufe dieser Fachrichtung an, die die TU Dresden anbot. Die Ausbildung zum Industriemechaniker für Geräte- und Feinwerktechnik reizte mich besonders, weil in diesem Beruf viele verschiedene Fertigungsverfahren angewendet werden«, berichtet er. Wenig später unterschrieb er seinen Ausbildungsvertrag und erlernte dann von 2000 bis 2004 an der TUD die grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten seines Berufs. »Ich konstruiere, fertige und montiere Teile und Baugruppen, die beispielsweise für wissenschaftliche Versuchsaufbauten benötigt werden«, fasst Christian Norkus die Tätigkeiten zusammen, die er als Industriemechaniker ausführt.
Präzise Funktionsteile aus Halbzeugen herstellen
Nach all den Jahren hat er immer noch viel Freude daran, aus einem Halbzeug ein präzises Funktionsteil herzustellen, erzählt er. Wie man das macht, hat er unter anderem in der Grundausbildung im ersten und zweiten Lehrjahr gelernt, die er mit angehenden Mechatronikerinnen und Mechatronikern sowie zukünftigen Elektronikerinnen und Elektronikern in der Lehrwerkstatt am Weberplatz absolvierte, und bei seinem Wirken in verschiedenen Fachwerkstätten der Fakultät Maschinenwesen und der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik, wo er danach für anderthalb Jahre eingesetzt war.
Als Christian Norkus nach seinem Abschluss im Februar 2004 ein Arbeitsvertrag an der TUD angeboten wurde, musste er nicht lange überlegen. »Aufgrund der zahlreichen Projekte und Aufgaben ist die Arbeit hier sehr abwechslungsreich. Ich hoffte daher, meine Fähigkeiten immer weiterentwickeln zu können, was tatsächlich der Fall war. Auch jetzt, fast 20 Jahre nach meinem Abschluss, lerne ich noch dazu.«
Kollegiales Netzwerk und regelmäßige Weiterbildung
Norkus mag den direkten Kontakt zu Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und denjenigen, die an Projekten mitarbeiten. Er hat sich seit seinem Abschluss ein tragfähiges kollegiales Netzwerk geschaffen und erweitert seine Fähigkeiten durch regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen. Nach dem Abschluss startete Christian Norkus zunächst in Vollzeit im Werkstatt- und Versuchsfeldverbund der Fakultät Maschinenwesen, wobei er für viele Institute der Fakultät tätig war und immer noch ist. Der TUD-Mitarbeiter erläutert an einem Beispiel, was er hier genau tut: »Ingenieurinnen oder Ingenieure arbeiten mir eine technische Zeichnung oder ein CAD-Modell von einem Teil oder einer Baugruppe zu, das oder die ich fertigen soll. In Abstimmung mit dem Auftraggeber und dem Werkstattleiter wähle ich die nötigen Fertigungsverfahren aus. Dabei berücksichtige ich die entsprechenden wissenschaftlichen Parameter und die technischen Möglichkeiten, die ich habe. Zunächst plane ich, wie ich das Endprodukt fertigen will, dann kalkuliere ich die Zeit, die ich brauche, bestelle das Material und stelle dann das Produkt selbst her. Alle diese Arbeitsschritte gehe ich in enger Zusammenarbeit mit mehreren Kollegen.«
Vor rund sechs Jahren erweiterte der Industriemechaniker seinen Schaffensradius: Im Rahmen einer halben Stelle am Institut für Festkörperelektronik der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik baut er sein Wissen im Bereich Vakuum- und Plasmatechnik und Mikromontage aus. Dort arbeitet er als Laborant und unterstützt die Forschung beispielsweise dabei, Materialoberflächen mit unterschiedlichen Verfahren im Mikrometerbereich abzutragen oder zu beschichten.
Studierende bauen einen Quadrokopter
Christian Norkus gibt seine Erfahrungen gern an die Studierenden weiter. Er tut dies seit einigen Jahren innerhalb des jährlichen Projekts »Interdisziplinäre Produktentwicklung«, welches die Professur für virtuelle Produktentwicklung anbietet. Dabei konstruieren und programmieren die Studierenden einen Quadrocopter. Das ist eine Drohne oder ein Luftfahrzeug mit vier Rotoren. »Ich berate sie dabei, wie sie ihre Ideen und Vorstellungen in der Fertigung umsetzen können, helfe ihnen dann dabei, die geplanten Schritte zu realisieren: bereite die Fertigung vor, indem ich Material beschaffe, Teilstücke herstelle und sie dem Projektteam übergebe. Die Montage des Quadrocopters übernehmen die Studierenden selbst. Ich begleite sie dabei. Kurz: Ich betreue die Projektteams von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt.« Bei der Beratung fließen natürlich auch die Berufserfahrungen ein, die Christian Norkus in den fast zwanzig Jahren seit seinem Abschluss gesammelt hat.
Seit der Jahrtausendwende hat sich seine Tätigkeit gewandelt: »Der Anteil an Konstruktion, CNC-Programmierung und Arbeitsplanung ist größer geworden. Fertigungsverfahren wie Lasermaterialbearbeitung und 3-D-Druck sind hinzugekommen und entwickeln sich ständig weiter«, berichtet der Industriemechaniker. Bei der Lasermaterialbearbeitung wird zum Beispiel mithilfe einer Laserquelle und einer Fokussieroptik Material getrennt oder abgetragen. Der 3-D-Druck ist ein sogenanntes additives Fertigungsverfahren, bei dem Material wie Kunststoffe oder Keramiken Schicht für Schicht aufgetragen wird und am Ende ein dreidimensionaler Gegenstand entsteht. Christian Norkus schätzt die Vielfalt und immer neuen Herausforderungen seines Arbeitsfelds: »Mir macht die Arbeit an der TUD einfach Spaß – daher komme ich auch jeden Tag gerne her. So kann ich sagen, dass es die beste berufliche Entscheidung meines Lebens war, an der Universität als Industriemechaniker zu arbeiten. Ich würde es wieder so machen.«
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 9/2022 vom 17. Mai 2022 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.