30.03.2021
In drei Jahren soll das Herz des Campus wieder schlagen
Der Frühling beginnt und die Sanierung der Neuen Mensa nimmt Fahrt auf
Beate Diederichs
Derzeit werden an der 1981 eröffneten Neuen Mensa an der Bergstraße Abbruch-, Stahlbeton- und Maurerarbeiten durchgeführt. Der Sanierungsplan sieht vor, dass der denkmalgeschützte Bau im Jahr 2024 wiedereröffnet und dann wie einst das soziale und kulturelle Herz des Campus sein wird. »Dabei ist das Thema zeitgemäße Anforderungen versus Denkmalschutz in allen unseren Bau und Planungsprozessen gegenwärtig und eine große Herausforderung«, sagt der verantwortliche Projektbetreuer Christian Schneider.
Wenn diese Mauern reden könnten … . Dreiunddreißig Jahre lang, von der Eröffnung 1981 bis zur Schließung 2014, wurden hier unzählige Mittagessen verzehrt, Kaffees getrunken und belegte Brötchen geschmiert. Dazu beratschlagten sich Generationen von Studierenden, die man damals noch Studenten nannte, zum Vorlesungsstoff, sprachen sich Mut vor einer Prüfung zu, feierten selbige, falls bestanden, in der Bierstube, tanzten bei einer Disco des KNM, des Klubs Neue Mensa, oder lauschten einem Konzert in einem der Säle.
Die Mensa, erbaut von 1975 bis 1980 von einer Dresdner Architektengruppe um Ulf Zimmermann, war damals das soziale und kulturelle Herz des Campus und soll es nach dem Sanierungsplan ab 2024 wieder werden. Derzeit kann sie ihrer traditionellen Aufgabe nicht gerecht werden, weil sie 2014 aufgrund brandschutz- und anlagentechnischer Mängel geschlossen werden musste. Kurzzeitig diente dann der Ort, wo einst täglich bis zu 4500 Mittagessen über die Theke gingen und 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig waren, als Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Nach ersten Vorarbeiten im Jahr 2018 stand das Gebäude einige Zeit leer. Im Oktober 2020 startete der Sanierungsprozess dann offiziell und in Anwesenheit des sächsischen Wissenschaftsministers Sebastian Gemkow.
»Die Arbeiten gehen seitdem gut voran«, sagt Dr. Heike Müller, die Pressesprecherin des Studentenwerkes Dresden. Es betreibt die Mensen in der Landeshauptstadt und fungiert formal auch als Bauherr. Hauptverantwortlich für das Projekt ist der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), Niederlassung II. Derzeit laufen die letzten Abbrucharbeiten. Dazu hat man mit Stahl- und Maurerarbeiten begonnen.
Schaut man von außen in das Bauwerk, kann man schon erahnen, wie die Räume zukünftig aufgeteilt werden sollen. Christian Schneider, der zum Geschäftsbereich Immobilien und Bau des Studentenwerks gehört, ist der verantwortliche Projektbetreuer für die Sanierung. Er hat einen guten Überblick darüber, welche Schritte beim Bauprozess gegangen werden sollen: »Zur Zeit entstehen der Technikriegel und die Anlieferrampe. Parallel werden die Fassadenplatten und Fenster demontiert. Ab dem dritten Quartal dieses Jahres wollen wir die Fassade wieder schließen. Daneben beginnen dann die Installationen für die technische Gebäudeausrüstung, also beispielsweise Strom und Heizung, sowie Dacharbeiten. Der Rohbau im Bestandsgebäude soll im zweiten Quartal 2022 abgeschlossen werden. Die Übergabe an den Nutzer ist derzeit, wie schon gesagt, für 2024 geplant«, berichtet er. Die momentane Prognose der Gesamtbaukosten beziffert Christian Schneider auf rund 30 Millionen Euro. Diese Mittel kommen vom Freistaat Sachsen. Der Projektbetreuer begründet auch, warum sich der offizielle Baubeginn nach den ersten Abbrucharbeiten im Jahr 2018 verzögerte: »Das ist vor allem passiert, weil konjunkturbedingte Mehrkosten den Vergabeprozess an die ausführenden Firmen erschwerten und verlängerten.« Denn die Preise, die einige der verschiedenen Gewerke für ihre Leistungen erhoben, waren gegenüber denen, die in der ursprünglichen Planung erfasst worden waren, beträchtlich gestiegen. Auch geänderte technische Vorschriften und Normen mussten berücksichtigt werden, was ebenfalls Zeit kostete. Zudem entdeckten die Arbeiter bei der Demontage, dass der tatsächliche Zustand des Gebäudes nicht immer dem entsprach, was in den Planungen festgehalten worden war. Dies zu erfassen und die Bauplanung daran anzupassen, ist ebenfalls nicht kurzfristig möglich. Wie das einstige und hoffentlich zukünftige Herz des Campus direkt nach den Demontagearbeiten aussah, beschreibt Christian Schneider so: »Der Bauzustand war in Teilbereichen sehr schlecht. Man entdeckte beispielsweise Korrosionsschäden an den Decken und Schäden am Beton. Zudem musste im Erdgeschoss das statische Problem der fehlenden Fundamente gelöst werden. Im Außenbereich können wir die Stützmauer zum Willers-Bau nicht halten.« So hoffnungslos, dass nur noch der Abriss geholfen hätte, sah es aber nicht aus. »Den Gedanken gab es vor der Sanierung durchaus. Die Entscheidungen sind aber anders gefallen«, sagt Christian Schneider. Zwei Gründe scheinen hier ausschlaggebend: Einerseits steht die Neue Mensa seit 2008 unter Denkmalschutz und ist ein Architekturdenkmal der DDR-Moderne. Andererseits wäre auch ein Neubau in dieser Größenordnung nicht wesentlich preisgünstiger.
Die Anforderungen, die an eine zeitgemäße Mensa gestellt werden, und die Vorgaben des Denkmalschutzes zu vereinbaren, war und ist eine der großen Herausforderungen bei der Sanierung. »Das Thema ist in jeglichen Bau- und Planungsprozessen gegenwärtig«, formuliert es Christian Schneider. »Es müssen beispielsweise Fenster und Fassadenplatten originalgetreu nachgebaut und die berühmten Moki-Decken restauriert oder neu angefertigt werden«, konkretisiert Heike Müller. Die Moki- Decken sind Raumdecken aus Gipsplatten, die ausgewählte Hersteller zu DDR-Zeiten produzierten.
Nach der Sanierung soll die Neue Mensa die größte der vom Studentenwerk Dresden betriebenen Mensen sein: 850 Sitzplätze allein in den drei großen Speisesälen wird es geben, dazu eine großzügige Terrasse, den Caféteria- und Lounge-Bereich im Erdgeschoss und natürlich die Bierstube. »Um eine zeitgemäße Gemeinschaftsverpflegung zu bieten und die Gästeströme besser und sicherer zu teilen, haben wir uns statt der bisherigen Ausgabe für einen Free- Flow-Bereich entschieden«, sagt die Pressesprecherin. Das heißt, dass die Studierenden sich ihr Essen an einer großen Theke im Zentrum der Mensa und dann ihren Sitzplatz wählen. Zudem werden der Anlieferbereich durch die neue Terrasse überdacht und der Haupteingang verlegt.
Das Nutzungskonzept hat in Anlehnung an frühere Zeiten nicht nur die Hauptessenszeit zum Mittag im Blick, sondern ist breiter aufgestellt: »In der Frage der kulturellen Nutzung von Bierstube – die das Studentenwerk selbst managen wird –, Mensasälen und Foyer streben wir eine enge Zusammenarbeit mit allen kulturinteressierten Studierenden an. Sie können zum Beispiel eigene Ideen einbringen, künstlerisch aktiv sein oder sich im Kultur- und Veranstaltungsmanagement erproben«, kündigt Heike Müller an. Außerdem sind Konferenz- und Besprechungsräume und abtrennbare Speisebereiche für Feierlichkeiten eingeplant. Für Großveranstaltungen dämpft das Studentenwerk die Hoffnungen: »Diese sind aus Gründen des Brandschutzes und der Belastungsfähigkeit der Deckenbereiche nur noch begrenzt möglich.«
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 06/2021 vom 30. März 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.