06.10.2020
Internationale Akteure der beruflichen Bildung lernen voneinander
Die deutsche duale Berufsausbildung hat einen exzellenten Ruf, im Projekt MP-INVET soll jetzt global kooperiert werden
Beate Diederichs
MP-INVET heißt ein wissenschaftliches Verbundprojekt, das sich mit der Internationalisierung von Berufsbildungsforschung beschäftigt und an dem die TU Dresden unter der Leitung von Prof. Sandra Bohlinger vom Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken beteiligt ist. Das Team am Standort Dresden arbeitet an einem Konzept für ein internationales Forschungsnetzwerk und ist außerdem für das Monitoring und die Evaluation der Einzelprojekte der BMBF-Förderinitiative »Forschung zur Internationalisierung der Berufsbildung« zuständig. Das Verbundprojekt erfolgt in Kooperation mit der Universität Mainz und der Universität Bremen und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Die deutsche Berufsausbildung genießt vor allem in ihrer dualen Form international einen sehr guten Ruf. Sich am Vorbild der deutschen beruflichen Bildung zu orientieren, könnte anderen Ländern unter anderem dabei helfen, ihre teilweise recht hohe Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen, junge Menschen arbeitsmarktgerecht auszubilden und so ihrem Bedarf an qualifizierten Fachkräften gerecht zu werden.
Internationales Interesse an deutscher Berufsausbildung
Daher möchten andere Länder gerne erfahren, wie die deutsche Berufsbildung funktioniert und welche Elemente davon interessant und sinnvoll für ihre eigenen Systeme sein könnten. Deutschland wiederum kann davon lernen, wie die berufliche Bildung in anderen Ländern gestaltet ist. »Um einen Austausch und das Voneinander-Lernen zu fördern, spielt die Forschung zur Internationalisierung der Berufsbildung eine zentrale Rolle«, betont der Projektmitarbeiter Hoang Long Nguyen und umreißt so schon eins der bedeutendsten Ziele des Verbundprojekts mit der Abkürzung MP-INVET, was für »Metaproject on Research for the Internationalisation of Vocational Education and Training« steht.
MP-INVET wird für einen Zeitraum von drei Jahren (2019–2022) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Im Fokus von MP-INVET steht die Vernetzung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten aus der BMBF-Förderlinie »Forschung zur Internationalisierung der Berufsbildung«, unter deren Dach sich bisher neun Einzelprojekte etabliert haben, in denen mit unterschiedlichen Ländern der Welt im Berufsbildungsbereich kooperiert wird. Ziele des Metaprojekts sind neben der Etablierung eines internationalen Forschungsnetzwerks zur Berufsbildungsforschung und -zusammenarbeit die Gestaltung des Wissensaustauschs und Erfahrungstransfers, das wissenschaftliche Monitoring und die Evaluation sowie die Bereitstellung eines nachhaltigen Datenmanagements. Zu dem Verbundprojekt gehören die Teams um Professorin Sandra Bohlinger von der TU Dresden, Professorin Olga Zlatkin-Troitschanskaia von der Johannes Gutenberg- Universität Mainz sowie Professor Michael Gessler von der Universität Bremen. Die Verbundkoordinatorin ist Prof. Olga Zlatkin-Troitschanskaia.
Für den Standort Dresden hat Prof. Sandra Bohlinger die Projektleitung inne. Sie ist Professorin für Erwachsenenbildung mit den Schwerpunkten berufliche Weiterbildung und komparative Bildungsforschung am Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken der TU Dresden.
Dresdner Team ist für zwei Arbeitspakete zuständig
Unter ihrer Leitung ist das Dresdner Team, bestehend aus den wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen Anne Bieß, Ianina Scheuch und Hoang Long Nguyen, federführend für zwei Arbeitspakete zuständig. Zum einen entwickelt das Dresdner Team ein Konzept für den Aufbau und die Etablierung eines Forschungsnetzwerks, um die Sichtbarkeit und die internationale Anbindung einer neuen (Nachwuchs-)Forschungscommunity zu stärken sowie den Erfahrungs- und Forschungsaustausch zwischen den einzelnen Akteuren zu fördern. Zum anderen ist das Team für das wissenschaftliche Monitoring und die Evaluation der Einzelprojekte der Förderlinie verantwortlich. Sie haben bereits eine erste systematische Bestandsaufnahme der Einzelprojekte durchgeführt und einen Monitoring- und Evaluationsrahmen entwickelt. Am Ende der Projektlaufzeit sollen die zentralen Ergebnisse aus der Förderlinie zusammengeführt, analysiert und präsentiert werden.
Im Rahmen des Metaprojektes sind auch zahlreiche Aktivitäten und Veranstaltungen in diesem Jahr geplant. Im Januar fand die Auftaktveranstaltung der gesamten BMBF-Förderlinie statt, wo Wissenschaftler im Bereich Berufsbildungsforschung ihre geförderten Projekte vorstellt haben. Zum Beginn des neuen Semesters finden Workshops für Nachwuchswissenschaftler/innen und am Ende des Jahres ein Fachforum für die Beteiligten der Einzelprojekte statt. Andererseits ist das Team der TU Dresden ja für das Monitoring und die Evaluation der Projekte verantwortlich. »Wir bereiten uns gerade darauf vor, die ersten drei Projektstandorte zu besuchen. Dazu entwickeln wir ein Konzept mit entsprechenden Erhebungsinstrumenten«, erläutert Hoang Long Nguyen.
Weitere Informationen unter:
www.mp-invet.de
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 15/2020 vom 6. Oktober 2020 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.