Feb 02, 2021
Standards für spezifischen E-Arztbrief entwickelt
Dagmar Möbius
Menschen, die schwere Unfälle, Krieg, Gewalt oder andere belastende Erlebnisse hatten und psychische Symptome aufweisen, benötigen eine spezifische medizinische und psychotherapeutische Betreuung. Um chronische Verläufe und Traumafolgestörungen zu vermeiden, ist es wichtig, Betroffene schnellstmöglich und fachgerecht zu behandeln. Damit das unabhängig vom Wohn- und Behandlungsort, insbesondere auch im ländlichen Raum, garantiert ist, müssen Mediziner:innen und Therapeut:innen differenziert und methodengeleitet miteinander kommunizieren. Doch nicht jede:r Partner:in eines psychosomatisch-psychotherapeutischen Netzwerks ist es gewohnt, entsprechende Inhalte mit zu erfassen. Hier hilft der psychosomatisch-psychotherapeutische Arztbrief – mit ihm können relevante Informationen in einem besonders sensiblen Bereich transparent, patientenzentriert und datenschutzsicher ausgetauscht werden.
Differenziert und Methodengeleitet miteinander kommunizieren
Expert:innen der TU Dresden haben einen spezifischen, elektronischen Arztbrief als Teilprojekt des EFRE-Förderprojektes »Telemedizinisches Netzwerk Psychotraumatologie Sachsen (Tele-NePS)« entwickelt. Beteiligt waren die Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Dresden (fachliche Spezifikation: Dr. Julia Schellong), die Professur für Wirtschaftsinformatik, insb. Systementwicklung an der TU Dresden (interdisziplinäre Begleitung: Tim Scheplitz) sowie die Carus Consilium Sachsen GmbH (Dr. Olaf Müller). Der Dokumentenstandard wurde über ein öffentliches Abstimmungsverfahren der HL7 Deutschland veröffentlicht (fachliche Spezifikation: Dr. Kai Heitmann). HL7 steht für Health Level 7 und meint international definierte Standards für den elektronischen Austausch von medizinischen, administrativen und finanziellen Daten zwischen Informationssystemen im Gesundheitswesen. Der gleichnamige deutsche Verein fördert den Datenaustausch und die Interoperabilität im Gesundheitswesen, der Gesundheitswirtschaft sowie der Wissenschaft und Forschung.
Datenschutzsicherer Austausch gewährleistet
Traumafolgestörungen gehen oft mit weiteren psychischen Störungen und körperlichen Begleiterkrankungen einher. Der neue elektronische Arztbrief deckt das gesamte Spektrum der psychosomatisch-psychotherapeutischen Befundlage und Behandlungsgegebenheiten ab. Einzelne Module können nach Bedarf zusammengestellt werden. Der Bericht enthält medizinisch und psychotherapeutisch relevante Informationen und kann datenschutzsicher zwischen Gesundheitsdienstleistenden ausgetauscht werden, sofern diese von ihren Patient:innen die Erlaubnis erhalten haben. Der spezifische Arztbrief wurde so konzipiert, dass er mit unterschiedlichen IT-Systemen interagieren kann. Zudem dürfen die Dokumentenstandards bundesweit ohne Lizenz- und Nutzungsgebühren in jeder Art von Anwendungssoftware verwendet werden.
Der von HL7 Deutschland und TU Dresden Anfang Januar 2021 vorgelegte 87-seitige Implementierungsleitfaden »Psychosomatisch-psychotherapeutischer Arztbrief auf Basis der HL7 Clinical Document Architecture Release 2 für das deutsche Gesundheitswesen« kann unter https://wiki.hl7.de/index.php?title=IG:Psychotraumatologische_Arztbriefe
im Internet heruntergeladen werden.